6 Dinge, die wir in Bielstein gelernt haben

Tom Koch beim ADAC MX Masters Bielstein 2023

Tom Koch beim ADAC MX Masters Bielstein 2023 / Foto: SevenOnePictures

Das ADAC MX Masters in Bielstein bot nicht nur gutes Racing, sondern ließ uns auch spannende Dinge lernen. 6 Dinge, die wir in Bielstein gelernt haben, haben wir hier zusammengetragen. 

1. Es wird ein Zweikampf

Spätestens mit dem Ausfall von Adam Sterry war am Sonntagnachmittag klar, dass der Kampf um den Masters-Titel zum Zweikampf wird. Tabellenleader Max Nagl musste zwar zuvor am Samstag das Feld von hinten aufrollen und wurde am Ende noch guter Sechster, in den beiden Rennen am Sonntag ließ der erfahrene Bayer aber nichts anbrennen. Insgesamt verlor der KMP-Pilot zwar einen Punkt auf Tagessieger Tom Koch, hat aber dennoch komfortable 36 Punkte Vorsprung.

Tom Koch präsentiert sich derweil als Mister Konstant und ist nach Bielstein wohl der letzte ernsthafte Herausforderer des Mehrfach-Champs. Auf dem Waldkurs fuhr Tom dreimal auf die zweite Position und damit zum Tagessieg. Hoffentlich wird ihm sein technischer Defekt aus Mölln am Ende der Saison nicht zum Verhängnis. Es wird spannend zu beobachten sein, wie beide aus der fast zweimonatigen Sommerpause zurückkommen werden. Spulte Nagl wie 2022 seine Rennen einfach runter, oder legt Tom noch die letzte Schippe drauf, um Max davonzufahren?

Was ist mit den Anderen? Der bereits angesprochene Sterry weilt derweil mit einer gebrochenen Hand auf dem Sofa und sein Team-Buddy Henry Jacobi muss sich um seine Schultern kümmern. Derzeit auf vier liegt Jordi Tixier, der mit seinem Laufsieg erstmals den roten Ofen aufs Podium stellte. Doch auch wenn es keine direkten Überschneidungen mit der World Supercross Serie geben wird, liegt Tixiers Fokus darauf, denn mit etwas Glück, kann er die Kohlen dort mit der Schubkarre nachhause fahren.

2. Side Events bringen Stimmung

Bei den ADAC MX Masters geht es ums Racing, manchmal auch um Party, wie einst in Aichwald oder 2023 sicher auch wieder in Gaildorf. In Bielstein hatte man aber dieses Jahr einige gute Ideen zur Erweiterung des Rahmenprogramms. Zum Beispiel ein E-MTB-Event am Samstagabend.

Hintergrund ist der ECI E-MTB XC World Cup, der am 2./3. September erstmals auf dem Bielsteiner Waldkurs stattfinden wird. Damit geht der Verein einen Schritt in die Zukunft und baut sich ein zweites Standbein auf. Die Bielsteiner haben nämlich das Problem, dass sie nur eine äußerst geringe Zahl an Tagen auf ihrem Gelände Motorsport betreiben dürfen. 

Zurück zu Samstag, wo jedermann mit einem E-Bike teilnehmen durfte. Machen wir es kurz: Es war eine Mordsgaudi und egal wen man am Sonntag im Paddock traf, es wurde mit leuchtenden Augen davon berichtet. Fortsetzung folgt (hoffentlich!)

3. Neue Böden rollen gut

Neu war ebenfalls auch der Boden, den der MSC auf den Waldkurs aufgetragen hat. Wo zuvor der Schiefer aus dem Boden blitzte, lachte die Fahrer nun goldbraune Erde mit dem Siegel „Werksboden“ an. 

Als Zuschauer lief einem das Wasser im Munde zusammen und man musste aufpassen, dass der örtliche Jäger den Schaum vorm Mund nicht sah und auf Wildjagd ging. Besonders im Wald sah der neue Dirt zum Anbeißen aus. 

Dies wurde auch von vielen Fahrer gelobt, zum Beispiel von Max Nagl: „Ein großes Lob an den Verein. Es ist nicht einfach bei so einem Wetter die Strecke gut in Schuss zu behalten. Es war weder zu nass noch zu trocken.“

4. Mit harter Hand zum Erfolg

Zumindest im Youngster-Cup, wo die WZ-Truppe alles dominiert. Oriol Oliver, Cato Nickel und Mike Gwerder sind dort die Männer der Stunde und profitieren vom harten und konsequenten Training ihres Team-Chefs Waldemar Zichanowisch. 

Der Russe ist bekannt für seine harte Führung, der anders als sein Landsmann Ivan Drago aus Rocky 4 die Jungs nicht an Computer gesteuerte Maschinen ihre Maximallraft ermitteln lässt, sondern sie in den Boxring schickt oder durch den Wald und über Baumstämme jagt. Seine Methode hat Erfolg, wie das vergangene Wochen in Bielstein erneut zeigt. Ein dreifaches Podium war dort das Resultat.

Übrigens führen die WZ-KTMs auch die Holeshot-Liste im Youngster-Cup an. Oriol Oliver und Mike Gwerder heimsten jeweils vier Holeshots diese Saison ein.

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5. Die Masters sind stärker als die WM?

Eine gewagte und nicht ganz ernst gemeinte These, die wir hier anbringen. Doch wie kommen wir darauf? Schauen wir in den Youngster-Cup, wo Peter König mit einem 8/14/6-Ergebnis nur Neunter wurde. Ein paar Tage zuvor fuhr der Brandenburger im Teutschenthaler WM-Kessel noch auf die zehnte Position in Weltmeisterschaft. 

Das lag im Falle von Peter vermutlich daran, dass er auf dem äußerst ausgefahrenen Talkessel seine Maschinen ähnliche Kondition ausspielen konnte, während dies in Bielstein nicht so relevant war. Ein weiterer Gegenbeweis ist, dass z. B. Jan Krug in Bielstein Siebter wurde, in Teutschenthal hingegen 24. und 22. wurde.

Und bei den Masters? Nun, da beobachtete man Tim Koch und wunderte sich beim nur schnellen Hinschauen etwas, auf welchen Positionen er herumfuhr. Bei der WM wurde er vor Wochenfrist noch 15 und 12., doch in Bielstein musste man zeitweise weiter hinten schauen. 

Dies hatte allerdings verschiedene Gründe. Im ersten Moto war es ein schlechter Start und auf dem Waldkurs ist das überholen traditionell schwer. Das merkte der Thüringer aber vor allem im zweiten Durchgang, als er sehr gut startete, dann aber abgeräumt nur und von Rang 40 „nur“ auf die 21 vorfahren konnte.

Jedoch zeigte Koch im letzten Lauf, dass seine sensationelle Performance in Teutschenthal keine Eintagsfliege war. Der Thüringer erwischte einen guten Start, fuhr vorne mit und als starker Vierter durchs Ziel. Chapeau! Der sympathische Thüringer scheint momentan seinen zweiten Frühling zu erleben und erinnert etwas an Christian Brockel, der in der zweiten Hälfte seiner Karriere plötzlich einen Sprung nach vorne machte, mehrfach Deutscher Meister wurde und auch bei den Masters gut aussah. Let’s go Timmy!

6. Sind wir in Amerika?

Last but not least kommen wir zu den Pokalen. Was kann man oftmals über Pokale bei deutschen Rennen sagen? „Fix geholt im Sportfachhandel“ oder ähnliches. Nicht so dieses, denn die Bielsteiner machten es wie die Amis bei den US Nationals. Dort gibt es traditionell oftmals sehr geile und aufwendig Pokale!

Die Mannen vom MSC wollten schon seit Jahren etwas Besonderes machen, durften es 2023 endlich auch. Sie gingen zu Arnd Schmidt, seines Zeichens Kettensägenkünstler und ließen aus heimischer Eiche diese wunderbaren Pokale schnitzen.