Tom Koch: Zwischen Erwartungen & Selbstzweifeln

Tom Koch (BETA #226) umringt von MXGP Größen wie Romain Febvre (3) und JeffreyHerling (84).
Die Saison 2025 der Motocross-Weltmeisterschaft ist noch jung, doch für Tom Koch fühlt sie sich schon jetzt wie ein harter Kampf an. Der 27-jährige Deutsche, der in diesem Jahr als offizieller Werkspilot für Beta Factory Racing an den Start geht, befindet sich in einer sportlich schwierigen Phase. Statt konstant in die Top Ten zu fahren, rangiert Koch aktuell deutlich hinter den eigens gesteckten Zielen – eine Situation, die ihn mehr beschäftigt, als es von außen vielleicht sichtbar ist.
Selbstkritik statt Ausflüchte
„Ich bin derjenige, der sich am meisten über die Lage aufregt. Ich stelle mir selbst die meisten Fragen“, erklärt Koch ehrlich. Er zeigt sich schonungslos offen im Umgang mit seiner aktuellen Formschwäche – ein seltener Einblick in die emotionale Achterbahnfahrt eines Profisportlers. Zwar klappt im Training vieles: die Rundenzeiten sind da, das Gefühl auf dem Bike stimmt. Doch im Rennen sieht die Realität anders aus. „Ich fühle mich manchmal wie eine Wachsfigur auf dem Motorrad. Da bewegt sich nichts, da passiert einfach nichts.“
Druck, der blockiert
Der Grund? Koch glaubt, dass der Druck, den er sich selbst macht, zu groß geworden ist. „Ich will diese Chance als Werksfahrer unbedingt nutzen. Aber genau dieser Wunsch, es allen zu zeigen, blockiert mich. Ich verliere die Lockerheit, die es braucht, um frei und aggressiv zu fahren.“ Hinzu kommt, dass er sich selbst als Perfektionisten beschreibt – jemand, der stets zuerst bei sich nach dem Fehler sucht, bevor er woanders hinsieht. „Ich probiere immer, das Problem bei mir zu finden. Was mache ich falsch? Warum funktioniert es nicht, obwohl ich alles dafür tue?“
Hinzu kommt die Öffentlichkeit, die oft schneller urteilt, als sie hinschaut. Gerade in sozialen Netzwerken wird gerne kommentiert, kritisiert und analysiert. Doch auch damit weiß Koch umzugehen. „Die Keyboard Warrior die ihre Lösung aus der Ferne kennen – wenn sie einen Zaubertrick auf Lager haben, gerne her damit“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Aber ernsthaft: Ich weiß selbst am besten, wie frustrierend das alles ist. Niemand will mehr zurück zu alter Stärke als ich.“
Verlorenes Selbstvertrauen
Dabei hat der junge Thüringer in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er zur Weltspitze aufschließen kann. Seine Fitness, sein Talent und seine Arbeitsmoral sind unbestritten. Doch aktuell scheint er in einer mentalen Abwärtsspirale gefangen zu sein. „Es ist eine der härtesten Phasen meiner Karriere. Ich will Leistung bringen, aber das Gegenteil passiert. Und das macht überhaupt keinen Spaß.“ Die Folge: Frust statt Freude, Zweifel statt Selbstvertrauen.
Der Blick nach vorn
Trotzdem gibt Tom Koch nicht auf. Mit Unterstützung seines Trainers Konrad und dem Rückhalt des Beta-Teams arbeitet er intensiv daran, den Wendepunkt zu finden. „Zum Glück setzt mich das Team nicht zusätzlich unter Druck. Den mache ich mir selbst genug. Aber genau da müssen wir ansetzen.“ Für Koch geht es nun darum, wieder Vertrauen aufzubauen – in sich, in das Bike, in den gesamten Prozess.
Ein Wendepunkt kann alles verändern
„Ich weiß, dass ich es kann. Ich habe es oft genug gezeigt. Ich brauche jetzt einfach diesen einen Moment, dieses eine Rennen, das mir das Gefühl zurückgibt: Ja, so fühlt sich mein Fahren an. Dann kann alles ganz schnell wieder kippen – im positiven Sinne.“
Echte Größe zeigt sich nicht nur in Resultaten
Die MXGP-Saison ist lang, und Tom Koch hat noch viele Gelegenheiten, sein Können zu beweisen. Seine Ehrlichkeit, seine Offenheit und sein Kampfgeist zeigen jedoch schon jetzt: Auch abseits der Ergebnisliste ist er ein echter Profi – einer, der bereit ist, den schwierigen Weg zu gehen, um zurückzukommen.