Stark Future und die FIM – der neueste Stand

Stark Future und die FIM, eine scheinbar never ending Story.

Stark Future und die FIM, eine scheinbar never ending Story. / Foto: Stark Future

Nun ist es schon ein paar Tage her, dass wir berichteten wie Taddy Blazusiak und Stark Future kurzfristig von der FIM verbannt wurde als er mit einer Stark VARG bei der Superenduro WM Teilnehmen wollte. Der Pole, der seine Erfolge unter anderem auf KTM feierte und zuletzt auf einer GasGas, ebenfalls aus dem Hause Pierer, unterwegs war, startet seit kurzem auf den Stark E-Bikes.

Wir haben da mal nachgefragt…

Wie kam es dazu und wie ist der Stand der Dinge zwischen Stark und der FIM? Dazu haben wir bei niemand geringerem als Sebastien Tortelli nachgefragt.

Er erzählte uns, man stand bereits lange vor der Veranstaltung mit der FIM zwecks des Reglements und den entsprechenden Spezifikationen im Austausch, man habe alles versucht, um deren Anforderungen zu entsprechen. So sah es auch bis kurz vor Beginn der Veranstaltung in Frankreich aus. Wie es so spontan dazu kam, stößt bei Stark auf Unverständnis, denn selbst seitens der FIM hatte man zuvor die Teilnahme von E-Bikes begrüßt. Immerhin sei es einfacher, zunächst ein E-Bike im Starterfeld im Blick zu behalten, um eventuelle Anpassungen vorzunehmen, als wenn gleich zehn Bikes am Start stünden. Diese Möglichkeit wurde Stark, aber auch allen anderen E-Bike-Herstellern zunächst mal verwehrt.

Hat die FIM die E-Bikes verschlafen?

Bereits seit 2015 hatte das FIM-Reglement Passagen, wo das Fahren von Elektrobikes reguliert wird. Diese wurden immer mal wieder auf die entsprechenden Standards angepasst. Erstaunlicherweise zuletzt erst im September. Aus verschiedenen Quellen hört man, erst als der Start von Taddy in Frankreich konkret vor der Tür stand, habe irgendjemand oder irgendetwas die Denkweise der FIM über E-Bikes geändert…

Keine richtige Enduro?

Schaut man sich die Motorräder der Enduro-WM-Piloten an, erinnert außer der Lampenmaske an der Front selten etwas an die normalerweise in der StVZO erwähnten Bikes. An manch einem Bike verbleibt der Kennzeichenhalter, mehr, aber auch nicht. Berechtigterweise ließ sich die Varg von Blazusiak auch nur anhand der Frontleuchte als Enduro betiteln. Aber hier besteht wohl Nachbesserungsbedarf. Bislang gibt es keine frei verkäufliche Enduro-Variante der Stark Bikes, vielleicht ein gefundenes Fressen für etablierte, teilnehmende Werke in der WM. 

Wars das für Stark?

Auf keinen Fall. Taddy wurde in das Programm von Stark Future aufgenommen, um nach der Markteinführung der Motocross-Bikes auch die Enduro-Sparte aufzubauen, dies ist ein logischer Prozess. Und daran wird im Headquarter in Barcelona weiterhin gearbeitet.

Sehen wir in den Deutschen Hallen im Januar E-Bikes am Start?

Eine berechtigte Frage. Neben einem weiteren Lauf zur Superenduro-WM am 6. Januar findet bereits eine Woche später das Supercross Dortmund statt. Aktuell sieht es nicht aus, als könnte es kurzfristig noch zu einer neuen Einigung zwischen Stark und der FIM kommen. Da der DMSB sich bei seinen Regularien auch stets eng an die FIM hält, kann man auch das Supercross Dortmund als sehr unwahrscheinlich betrachten, auch wenn es schön gewesen wäre, Carl Ostermann als Local Hero am Start zu sehen. Allerdings laboriert er derzeit noch an einer Verletzung aus dem Herbst.

Schade, denn woanders geht’s…

…denn alle Föderationen arbeiten eigentlich unabhängig voneinander und auch unabhängig von der FIM. Überraschenderweise genehmigte man bereits in Frankreich den Start mit E-Bikes von Stark. Im Rahmen des prestigeträchtigen Supercross Paris, bei dem Jett Lawrence siegte, fand am Nachmittag auch noch die französische Supercross-Meisterschaft statt. Hier hatte die FIM nichts zu sagen und erstaunlicherweise waren Thomas Do und Josh Varize sogar in der kleinen SX2 Klasse am Start! Der Grund? „Wir durften zuvor schon bei der französischen Meisterschaft teilnehmen, da konnte man nun nicht nein sagen“, so Tortelli. „Was die SX1 betrifft, muss nach dem MXoN etwas passiert sein, das die Meinung der Offiziellen geändert hat und den Start untersagte.“

Und auf den Inseln?

Sowohl in bei der britischen Arenacross Meisterschaft, die bereits im September bei einem imposanten Outdoor Arenacross Festival auf dem Gelände einer Galopp-Rennbahn eröffnet wurde, als auch in Australien wird man Fahrer mit den Stark VARG Bikes am Start sehen. Dazu zählen Namen wie Justin Bogle, Josh Varize, Eddy Wade und Jack Brunell.

Es bleibt also abzuwarten, wann die deutschen Fans E-Bikes im Rahmen bekannter nationaler und internationaler Veranstaltungen gegen die Verbrenner antreten sehen, denn das ist das erklärte Ziel von Stark Future. 

Bei den Kids klappt’s!

Immerhin legt man dem deutschen Nachwuchs keine Steine in den Weg und erlaubt bereits seit geraumer Zeit den Start der Kids-E-Bikes von z.B. KTM, Husqvarna und GasGas in den entsprechenden Klassen. Beim Supercross Stuttgart ging man unter der Führung vom ADAC Württemberg und Michi Sauer mit gutem Beispiel voran. „Wir wollen zeigen, was mit E-Bikes alles möglich ist“, hieß es. Neben der Klasse SX5, die mit KTMs bestückt war, fuhren die SX4 Fahrer/innen ausschließlich mit E-Bikes des deutschen Herstellers HVR. Dieser Trend ist auch regional zu beobachten. Der Hessencup schreibt für 2024 sogar eine eigene Klasse für die allerkleinsten Fahrerlager-Kids mit E-Laufrädern aus.

Was bringen uns die E-Bikes im Motocross?

Unserer Meinung nach bieten E-Bikes eine große Chance, unseren Sport größer zu machen. Jeder, der Fahrrad fahren kann, kann ein E-Motorrad bedienen. Man kann die Leistung regulieren, man kann beide Bremsen am Lenker bedienen, man braucht kein Anfahren mit Kupplung oder Schalten zu erlernen. Alles funktioniert sehr intuitiv. Die kaum vorhandene Geräuschkulisse kann man da fast schon als positiven Nebeneffekt sehen, der Streckenbetreibern vielleicht ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

…und die Schweiz?

…da ist die Lage, was permanente Motocross-Strecken betrifft, prekär, sodass die E-Bikes sicherlich einige neue Trainingsmöglichkeiten entstehen lassen. Zudem hat die gerade erst modernisierte Föderation SwissMoto verkündet, dass es 2024 eine eigene Amateur-E-Bike-Klasse im Rahmen der Schweizer Meisterschaft geben wird. Bei drei ausgesuchten Veranstaltungen werden sich die E-Biker im Zeitplan finden, mit hohen Auflagen für den Veranstalter. Diesem wird zum Beispiel auferlegt, eine geschulte Person mit Hochvolt-Schulung anwesend zu haben, ausnahmslos jeden Streckenposten in diesem Thema zu schulen und diese mit speziellen antistatischen Schuhen, Handschuhen und weiterem auszustatten. Ob dies die Lösung für alles ist, bleibt abzuwarten, aber man stellt sich der Aufgabe und geht in die richtige Richtung.

Sicherheitsbedenken?

Auch Sebastien Tortelli ist sich sicher: „Umso mehr Leute unsere Bikes live sehen und fahren, werden verstehen, dass wir ein sicheres und konkurrenzfähiges Motocross-Motorrad gebaut haben. Es ist nicht gefährlicher als jedes andere Motorrad auf dem Markt. Unser Motorrad hat mehr als 400 Sensoren. Sobald irgendein Fehler im Akku auftritt, reagiert eine Sicherung und es fließt kein Strom mehr.“

Wir sind weiterhin gespannt auf die noch folgenden Entwicklungen in unserem Sport.

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