Tom Vialle: Sind die US Nationals stärker als die WM?

Tom Vialle beim US Motocross in Red Bud 2023

Bisher eilt Tom Vialle dem US-Erfolg noch hinterher / Foto: KTM Factory Racing

Genau zehn Monate ist es heute her, dass sich Tom Vialle beim Großen Preis der Türkei zum zweiten Mal zum Weltmeister küren konnte. In den USA bleibt der Erfolg derzeit aus – sind die US Nationals stärker als die WM?

Das könnte man denken, wenn man Vialle’s Ergebnisse nur oberflächlich betrachtet. Bisher sprang für den Franzosen kein einziges Podium heraus und es sind bereits fünf der insgesamt elf Rennen absolviert. Während Rookie Haiden Deegan weiterhin für Aufsehen sorgt und am vergangenen Samstag in Red Bud seinen ersten Sieg bei den Nationals holte, blieb Vialle erneut nur der vierte Tagesrang.

Berühmte Vorgänger

Doch Tom ist nicht der erste Weltmeister, der sich zunächst in den USA schwer tat. Auch Ken Roczen trat als Weltmeister die Reise über den großen Teich an und holte im ersten Jahr noch keinen Titel. Nichmal ein Tagessieg sprang für den Deutschen heraus, jedoch etliche Podien und am Ende Rang vier. Zuvor gab es immerhin einen Sieg beim Supercross in Houston und weitere vier Podien beim SX. Meister wurde damals ein gewisser Justin Barcia.

Marvin Musquin ging wie Vialle als zweifacher Weltmeister in die USA und verletzte sich direkt im zweiten Rennen. Zwei dritte Ränge fuhr er in 2011 noch bei den Nationals ein. Sein erster Sieg folgte 2012, einen Titel gewann der Franzose erst 2015 bei den 250ern an der Ost-Küste.

Welche Weltmeister gingen vor Vialle, Roczen und Musquin noch in die USA? Tyla Rattray verließ 2009 als Weltmeister relativ kurzfristig KTM und wechselte zu Mitch Payton in Pro Circuit Kawasaki Team. Einen Titel holte er nie. 

Das Leiden von Pourcel

Christophe Pourcel ging zwar nicht als amtierender Weltmeister in die USA, dafür machte er um so mehr Eindruck. Zuvor musste der Franzose aber noch gewaltig leiden. 2006 wurde er MX2-Weltmeister und ging im folgenden Winter für drei Rennen an der Westküste an den Start. 

Spätestens nach Anaheim 1 sollte auch den Amis klar geworden sein, dass Pourcel ein außergewöhnliches Talent ist, denn der Franzose gewann bei seinem ersten US-SX-Rennen überhaupt. Eine Woche später wurder er Zweiter und weitere sieben Tage nur 21. Tragisch wurde es allerdings am 22. August 2007, als sich der Titelverteidiger in Nord-Irland das Becken brach und zeitweise gelähmt war. Pourcel verpasste die Saison 2008 komplett, heuerte 2009 bei Pro Circuit an und gewann sowohl in der ersten Saison als auch 2010 den SX-Titel an der Ostküste. Christophe gilt bei Pro Circuit übrigens bis heute als der Fahrer, der am wenigsten auf dem Bike trainierte.

Umstellung größer als gedacht

Zurück zu Vialle. Wir haben nun gelernt, dass bis auf Pourcel viele Weltmiester zunächst Probleme beim Wechsel in die USA hatten. Woran liegt das bei Vialle? Seine Ausbeute ist keineswegs schlecht und vor allem seine zweiten Läufe zeigen ganz klar, dass er vorne mitmischen kann: Jeweils zweimal wurde er Dritter beziehungsweise Zweiter im zweiten Moto des Tages. Woran liegt das, Tom?

„Die Umstellung ist schon groß. Beim MXGP haben wir die Zwei-Tages-Events, während wir hier in den USA nur an einem Tag fahren. Da ist es für mich natürlich schwer, die Strecken kennenzulernen“, sagt Vialle. Das bedeutet, dass man beim GP zweimal 25 Minuten Training, ein Quali-Rennen sowie ein 15-minütiges Warm-Up hat, bevor es in die Wertungsläufe geht. In den USA gibt es hingegen nur drei kurze Zeittrainings à 15 Minuten vor den Rennen.

Die Strecken bieten mehr Möglichkeiten

Auch die Tracks sind anders zu fahren: „Hier in den USA gibt es viele Möglichkeiten und Spuren, während es beim MXGP meist nur ein oder zwei gute Linien gibt. Dadurch weiß man vor den Rennen oft schon, wo man langfahren wird. Hier bei den Nationals muss ich in den Rennen noch diverse Spuren ausprobieren, bis ich die für mich beste gefunden habe“, erklärt der KTM-Pilot. 

So ist es auch zu erklären, dass besonders die zweiten Läufe bei ihm gut sind. Bespielsweise am vergangenen Wochenende in Red Bud. Vialle zeigte zwar bereits in Durchgang eins guten Speed, machte aber viele Fehler und stürzte mehrfach. In Lauf zwei finishte er hingegen als guter Zweiter und rückt dem Podium damit immer mehr auf die Pelle.

Ungewohnte Fehler

Apropos Fehler, diese sind beim zweifachen Weltmeister heuer häufiger zu beobachten. Das kennt man vom Franzosen eigentlich nicht und ist ein weiteres Indiz dafür, dass er die Strecken kennenlernen muss und dabei ans Limit geht. 

Vialle sagte in Red Bud übrigens, dass er nach seiner Handgelenksverletzung aus Thunder Valley zur Zeit bei ca. 95 Prozent seine Kapazität ist. Bedeutet das, dass er zeitnah aufs Podium klettern wird? Es sind noch vier Rennen bis Unadilla. Einem Track, bei denen die „Euros“ immer besonders stark sind. Wer möchte darauf wetten, dass dies auch dieses Jahr wieder der Fall sein wird? Und sind die US Nationals stärker als die WM? Ja oder nein? Schreibt es in die Kommentare.

1 thought on “Tom Vialle: Sind die US Nationals stärker als die WM?

  1. Nicht zu vergessen, dass Vialls Bike bei den Nationals ein ganz anderes ist als sein „Prototypen“ Bike bei der WM

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