KTM Krise: Das digitale Rückgrat der KTM-Gruppe ist insolvent!

KTM PowerWear Produkte sind ein wichtiger Bestandteil des Onlinebusiness

KTM PowerWear Produkte sind ein wichtiger Bestandteil des Onlinebusiness. / For: KTM

Digitale Erfolgsgeschichte mit Sand im Getriebe

Die Pierer E-Commerce GmbH, ansässig im beschaulichen Munderfing, hat turbulente Zeiten vor sich. Auf eigenen Antrag wurde am Landesgericht Ried ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Für das Unternehmen, das seit 2001 eine Schlüsselrolle in der digitalen Strategie der Pierer-Gruppe spielt, steht nun einiges auf dem Spiel.

Was macht die Pierer E-Commerce GmbH überhaupt?

Die Pierer E-Commerce GmbH ist quasi das digitale Rückgrat der KTM-Gruppe. Sie ist für den Onlinevertrieb und die digitale Vermarktung der Produkte und Dienstleistungen für Marken wie KTM, Husqvarna und GasGas verantwortlich und sorgt dafür, dass weltweit Händler und Kunden vernetzt sind. Mit rund 50 Millionen Nutzeranfragen jährlich werden hier nicht nur Webseiten betrieben, sondern auch Online-Verkäufe abgewickelt.

 ist für den Onlinevertrieb und die digitale Vermarktung der Produkte und Dienstleistungen der Pierer-Gruppe verantwortlich, primär Generalunternehmer für die KTM AG und generiert 96 Prozent der Einnahmen über dieses Unternehmen, so der KSV.

Obendrein spielt die Tochterfirma eine tragende Rolle bei Marketing-Kampagnen, um die Online-Präsenz der Pierer-Gruppe auf Hochglanz zu polieren. Kurzum: Ohne diese digitale Schmiede läuft im Online-Bereich der KTM-Gruppe nichts.

Warum jetzt die Krise?

Das Problem: Eine fatale Abhängigkeit. Rund 96 % der Einnahmen der Pierer E-Commerce GmbH stammen von der KTM AG – und genau dort liegt der Hase im Pfeffer. Die KTM AG selbst ist bereits seit Ende November 2024 im Sanierungsverfahren. Ausstehende Zahlungen für erbrachte Leistungen im November und Dezember 2024 haben der E-Commerce-Tochter finanziell den Boden unter den Füßen weggezogen.

Der Schuldenberg beläuft sich auf rund 4 Millionen Euro, und betroffen sind 45 Gläubiger sowie 25 Mitarbeiter.

Sanierungsplan und Gläubigertreffen: Hoffnung in Sicht?

Doch es gibt Hoffnung. Die Fortführung des Unternehmens ist geplant, und den Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit einer Quote von 20 % angeboten – zahlbar innerhalb von 24 Monaten. Die Finanzierung soll sowohl aus der laufenden Geschäftstätigkeit als auch aus externen Zuschüssen stammen.

Für die Abwicklung wurde Mag. Peter Virtbauer, ein erfahrener Rechtsanwalt aus Schärding, als Insolvenzverwalter bestellt. Die erste Gläubigerversammlung ist für den 5. März 2025 angesetzt, die entscheidende Abstimmung über den Sanierungsplan folgt am 9. April 2025.

Krise bei KTM: Die Muttergesellschaft sucht Investoren

Die Probleme bei Pierer E-Commerce sind Teil eines größeren Dramas. Neben der KTM AG selbst befinden sich auch die KTM Components GmbH und die KTM Forschungs & Entwicklung GmbH im Sanierungsverfahren. Gemeinsam arbeiten diese Unternehmen daran, Motorräder und ihre Komponenten für die Marken KTM, Husqvarna und GasGas zu entwickeln und zu produzieren.

Die Eigentümerseite hat bereits die Citibank (Citigroup Global Markets Europe AG) beauftragt, um bis Ende Januar 2025 Investorenlösungen zu finden. Mehrere Interessenten – sowohl strategische Partner als auch Finanzinvestoren – sind bereits im Rennen.

Die Zukunft der Pierer-Gruppe hängt an einem seidenen Faden

Laut dem Kreditschutzverband KSV1870 sind die nächsten Wochen entscheidend. Gläubiger, Sanierungsverwalter und potenzielle Investoren müssen an einem Strang ziehen, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.

„Die erfolgreiche Umsetzung der Sanierungspläne ist der Schlüssel“, betont Alexander Meinschad vom KSV1870. Ob die Pierer-Gruppe samt ihrer E-Commerce-Tochter wieder auf die Überholspur zurückkehren kann, bleibt abzuwarten. Klar ist: Der digitale Motor ist ins Stottern geraten.