KTM Krise: 600 Millionen Euro zur Rettung auf dem Weg

Die Zerschlagung von KTM scheint in letzter Minute abgewendet zu sein

Die Zerschlagung von KTM scheint in letzter Minute abgewendet zu sein. / Foto: KTM Media

KTM hat einen entscheidenden Schritt in Richtung Sanierung gemacht: Wie die Pierer Mobility AG in der Nacht auf Dienstag bekanntgab, liegen verbindliche Finanzierungszusagen zur Erfüllung der Gläubigerquote vor. Damit kann die KTM AG samt ihrer Tochterunternehmen KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH ihre Sanierungspläne fristgerecht erfüllen – vorausgesetzt, die finalen Verträge werden rechtzeitig unterzeichnet.

Sanierungspläne mit 30-Prozent-Quote

Nach der Insolvenzmeldung Ende November 2024 hatte KTM ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eingeleitet. Rund 1.200 Gläubiger meldeten Forderungen in Höhe von insgesamt etwa 2,2 Milliarden Euro an. Im Februar stimmten diese dem vorgeschlagenen Sanierungsplan zu, der eine Barquote von 30 Prozent vorsieht – umgerechnet rund 600 Millionen Euro. Die Frist zur Erfüllung der Quote endet am 23. Mai 2025. Ein Scheitern hätte zur Folge, dass das Verfahren in einen Konkurs münden würde.

Finanzierungszusage bringt Hoffnung

Die dringend benötigten Mittel scheinen nun gesichert. Wie nun bekannt wurde, wurden Finanzierungszusagen eingeholt, die die vollständige Zahlung der Sanierungsquote ermöglichen sollen. Federführend bei der Kapitalbeschaffung war die Pierer Mobility AG, die bereits im Dezember 2024 die US-Investmentbank Citigroup mit der Suche nach Investoren beauftragt hatte. Nach monatelangen Verhandlungen scheint der Durchbruch gelungen – in letzter Minute.

Indischer Partner Bajaj als möglicher Geldgeber

Eine Schlüsselrolle bei der Rettung könnte dem indischen KTM-Miteigentümer Bajaj zukommen. Medienberichten zufolge hat Bajaj Auto kürzlich ein Darlehen in Höhe von 566 Millionen Euro bei internationalen Banken aufgenommen – unter anderem bei JP Morgan Chase, DBS Bank und Citigroup Global Markets Asia. Es wird vermutet, dass dieses Kapital zur Erfüllung der Gläubigerquote eingesetzt wird. Das Geld soll noch in dieser Woche auf den Konten der Sanierungsverwaltung eintreffen.

Produktionsstillstand und Jobabbau belasten Belegschaft

Trotz der finanziellen Zusage steht das Werk in Mattighofen derzeit erneut still. Lieferkettenprobleme infolge der Insolvenz haben zu einem Mangel an Bauteilen geführt. Bereits zuvor war die Produktion zwischen Dezember 2024 und Mitte März 2025 vollständig eingestellt.

Auch personell bekommt KTM die Krise deutlich zu spüren. Noch im Jahr 2023 zählte die Gruppe rund 6.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bis 2024 verringerte sich diese Zahl auf etwa 5.300. Seit Jahresbeginn haben mehr als 1.850 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze verloren. Zusätzlich droht im ersten Halbjahr 2025 der Abbau von weiteren rund 220 Stellen. Ein Grund dafür ist der Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der italienischen Motorradmarke MV Agusta.

Signal des Vertrauens – auch an der Börse

KTM-Vorstandschef Gottfried Neumeister bezeichnete die nun zugesicherte Finanzierung als „starkes Signal für das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens“. Diese positiven Signale wurden auch von der Börse honoriert: Der Aktienkurs der Pierer Mobility AG schnellte zwischen dem 18. und 20. Mai von 16,89 Euro auf zwischenzeitlich 23,15 Euro nach oben – ein deutliches Zeichen für das neu gewonnene Vertrauen der Anleger.

Sobald die Verträge abgeschlossen und das Geld auf den entsprechenden Konten eingelangt ist, kann Sanierungsverwalter Peter Vogl das Gericht offiziell über die Erfüllung des Sanierungsplans informieren. Mit der gerichtlichen Bestätigung wäre das Verfahren abgeschlossen und die Insolvenz abgewendet.

Für KTM, die Gläubiger und die Belegschaft wäre das ein längst überfälliger Befreiungsschlag – und die Chance auf einen echten Neuanfang.