Ken Roczen und die Suche nach dem Setup

Ken Roczen unterschreibt WSX Vertrag

Ken Roczen hadert mit dem Setup seiner Suzuki / Foto: Feld Entertainment

Der elfte Platz von Ken Roczen beim SX in Oakland ist das negative Highlight der noch kurzen Saison 2023. Der Deutsche hadert mit dem Setup seiner Suzuki und wechselte erneut das Fahrwerk. Wir bringen Licht ins Dunkel.

Uff, nur ein elfter Rang beim sechsten Aufeinandertreffen der Supercross-Elite ist sicher nicht das, was sich Roczen vorstellt. Doch dieses Ergebnis hat Kenny unterschwellig bereits nach seinem knappen Sieg im Heat-Race angekündigt. Im Sieger-Interview plauderte er entschlossen und sichtlich angefressen aus, dass er sich auf seiner Suzuki in gewissen Teilen der Strecke nicht wohl fühlt und dort auch enorm Zeit verliert.

Eine ungewöhnlich deutliche Aussage eines Top-Piloten, aber genau dafür lieben wir Kenny. Doch was löst dieses Unwohlsein aus? Es geht um das Setup seiner HEP-Suzuki. Nach der recht späten Verpflichtung des Superstars war klar, dass das Team wenig Zeit zum Testen haben wird und Testen während der Saison gestaltet sich als äußerst schwierig.

Team-Manager lobt Ken

Team-Manager Larry Brooks zeigt sich in jeder Hinsicht begeistert vom Deutschen: „Mit Ken macht es immer Spaß zu arbeiten. Er ist total locker und will Spaß haben, wie es einst mit McGrath auch war. Doch sobald es zum Testen oder Racing geht, will er voran kommen und sich und uns verbessern. Da ist Ken wie Chad Reed. Beide wollen permanent ihr Bike optimieren und das macht es anspruchsvoll für uns.“

Roczen ist dafür bekannt, dass er gerne öffentlich über Setup-Probleme, insbesondere mit dem Fahrwerk, spricht und das tat er in der Vergangenheit öfter als seine Kontrahenten. Doch schaut man sich die letzten Wochen an, sieht man, dass das Team und Ken fleißig an dem Problem arbeiten.

Zu Jahresbeginn hieß es noch, dass Ken sich extrem wohl fühlt auf der RM-Z 450 und seine Fahrweise sowie die Ergebnisse 5, 4 und das Podium in Anaheim 2 spiegelten dies auch wieder. Dennoch gab es zu dem Zeitpunkt schon gravierende Veränderungen zu sehen.

Erster Wechsel des Fahrwerks

Nachdem der Thüringer zum Auftakt in A1 noch mit einem Setup direkt von Showa ausgerückt war, kam bereits in San Diego der Wechsel zum Setup von Factory Connection, die ebenfalls mit dem Showa-Fahrwerk arbeiten. FC ist seit Jahren im US-Zirkus und hatte einst das legendäre Geico Honda Team geführt. Kaum war FC da, ging es als Vierter und dem Podium bei der Triple Crown Runde in A2 aufwärts.

Roczen schien happy mit dem Wechsel zu sein: „Factory Connection ist extrem engagiert. Nach dem ersten Testag haben sie übernacht alles angepasst und auf dem Dyno getestet. Ich konnte am nächsten Tag direkt die gemachten Änderungen testen!“

Ken Roczen noch mit dem Factory Connection Fahrwerk
Ken Roczen noch mit dem Factory Connection Fahrwerk / Foto: Feld Entertainment

Erneuter Fahrwerkswechsel

Bereits eine Woche später in Houston und Tampa war Ken nicht mehr so zufrieden mit dem Fahrwerk und äußerte sich wie folgt: „Ich glaube nicht, dass Factory Connection momentan schon viel über das Bike weiß, aber ich glaube an sie und ihre Arbeit und wir werden auf lange Sicht das richtige Setup finden.“ Eine Woche später fuhr er in Oakland nicht mehr mit dem Setup von FC.

Der Grund dafür ist, dass sein Team fleißig war. HEP heuerte Matt Andruk als Fahrwerks-Techniker an. Andruk ist Inhaber Active Ride Suspension in Florida und arbeitet bereits seit Jahren mit Kyle Chisholm zusammen. Mit Kyle und Teambuddy Dylan Schwartz hat Andruk wohl so gute Fortschritte gemacht, dass HEP direkt Nägel mit Köpfen machte und er nun auch mit Ken arbeitet.

Intensives Testen unter der Saison normal?

Schaut man sich Ken’s Aussagen und Ergebnisse von Oakland an, scheint die Arbeit aber noch nicht das Gelbe vom Suzuki-Ei zu sein. Aber ist das ungewöhlich? Nein! Auch Werksteams testen und ändern während der Saison oftmals Dinge. Meist im ersten Drittel der Saison, wenn sie bei den Rennen merken, dass sich das Bike auf den Racetracks anders anfühlt als auf den immer gleichen Teststrecken.

KTM bzw. deren Fahrer haben zu Saisonbeginn offen zugegeben, dass die Orangenen 2022 das Setup des neuen Motorrades nicht hinbekommen haben. Das war zwar bereits 2022 ein offenes Geheimnis, aber darüber gesprochen hat keiner. Auch HRC hat in den vergangenen Jahren gar den Fahrwerkshersteller unter der Saison gewechselt. Letzte Saison fuhr z.B. Chase Sexton plötzlich eine andere Gabelbrücke.

Was will Ken Roczen?

Doch was ist Grund der Suche bei Ken Roczen? Was stimmt nicht? So detailliert redet niemand offen drüber, Ken sagte aber, dass es eine Kombination verschiedener Dinge ist, das Fahrwerk aber ein großer Teil davon. Schaut man sich die Basis des Bikes an, ist zu vermuten, dass die Suzuki sehr stabil und neutral liegt. Eine hohe Stabilität geht oftmals mit verringerte Wendigkeit einher.

Genau diese These könnte man bei einigen Zweikämpfen Kens gegen Fahrer mit Bikes aus Österreich interpretieren. Zu Saisonbeginn gab es ein Duell mit Malcolm Stewart, der wahrnehmbar einfacher um die Kurven kam. So vermuten wir, dass sie versuchen die Suzuki wendiger zu bekommen und wie zuvor geschrieben: Verändert man etwas an einer Stelle, verändert man auch woanders etwas.

Bleibt zu hoffen, dass HEP und Ken Roczen die Probleme schnell in den Griff bekommen und die Yellow Magic wieder versprüht wird.