Josh und Justin Hill

Josh und Justin Hill / Foto: Feld Entertainment

Josh und Justin Hill haben am vergangenen Wochenende in Detroit etwas Historisches geschafft, was es seit 50 Jahren nicht mehr gab.

Die beiden Hill-Brüder sind definitiv andere Typen als so gut wie jeder aktive US Supercross Racer. Offensichtlich sind sie Brüder, aber das sind die beiden Australier Jett und Hunter Lawrence auch. Letztere gewinnen derzeit auch wie am Fließband in der 250er Klasse.

Die Hills sind anders

Warum sind die beiden Hills anders? Zum einen charakterlich. Beide durfte ich im Laufe meiner 17-jährigen Journalisten-Karriere kennenlernen und konnte feststellen, dass sie nicht wie die üblichen Racer denken und auch andere Ansichten haben und Entscheidungen treffen. Mit Josh erlebte ich eine turbulente Nacht nach dem Supercross in Lille, Justin interviewte ich einst in der kalifornischen Sommerhitze.

Beide haben sportlich die besten Zeiten wohl hinter sich und machten anderweitig auf sich aufmerksam. Bei Justin ist die Karriere schnell erzählt. Der jüngere der beiden Brüder aus Oregon gewann 2017 den 250er Titel an der Westküste für Pro Circuit und wechselte danach zum damalig JGR Suzuki Team.

Justin: Die Yellow Magic zündete nicht

Ab da ging es bergab. Mit der Suzuki blitzte sein Talent nur noch vereinzelt auf und er beendete seine Karriere, um Police-Officer zu werden. Ja, du hast richtig gelesen, Justin Hill wurde Cop. Er begründete die Entscheidung damit, dass er als Cop mehr Geld verdient. 

Er schien wohl nicht glücklich mit seiner Berufswahl zu sein, denn schon 2022 peilte Justin sein Comeback beim SX an. Leider verletzte er sich vor Saisonbeginn und wir bekamen ihn erst dieses Jahr in A1 zurück am Gatter zu sehen. 

Josh: Schwere Verletzung stoppte Talent

Sein Bruder hat in den letzten Jahren weitaus mehr erlebt. Josh’ Karriere nahm nach seinem verloren Titelkampf gegen Ryan Dungey um die 450er Supercross-Krone 2010 die Richtung nach unten. Der damalige Yamaha-Pilot trainierte für den Speed- & Style-Contest bei den X-Games einen Backflip. Den ersten Versuch stand er, beim zweiten zertrümmerte er sich sein Fußgelenk derart stark, dass es zunächst ruhig um ihn wurde.

Jahre später ist klar, dass das der Start zu seinem zukünftigen Ikonen-Status war. Damit meine ich nicht als Racer, nein, Josh setzte neue Maßstäbe im Urban Riding und zeigte in diversen Videos sein enormes Talent. Ich zähle nur mal auf: 2018 wurde er Schneemobil US-Champ. Mit dem Alta-E-Bike nahm er beim RB Straight Rhythm teil, fuhr durch Freizeitparks, durch die Stadt und sprang durch den legendären Kona Skatepark. 

GOAT der Alleskönner

Unzählige weitere sehenswerte Dinge folgten und zeigten, was für ein Wahnsinnstalent der Junge hat. Quasi der GOAT der Prakti-Kais. US-Fotografenlegende Frank Hoppen sagte eins: „Als Teenager hatte ich ein Shooting mit ihm. Wir waren in den Beaumont Hills und ich sagte zu Chad Reed (damals im Team mit Hill), er soll einen bestimmten Sprung springen, der nur eine sehr kurze Landung hatte und es danach scharf links rum ging. Nicht ungefährlich, muss ich zugeben. Reed weigerte sich, es sei nicht möglich. Hill nahm sein Bike und sprang den Sprung ohne zu Zögern. Alle anderen zogen nach.“

Das letzte Mal vor 50 Jahren

Zurück in die Gegenwart. 2023 sind die Beiden vereinter den je. Josh und Justin Hill fahren für das Team Tedder. Ein Team eines reichen Unternehmers, der mit schwarzen, „alten“ KTM’s und Monster-Logo drauf die beiden Brüder engagiert hat. Und das mit Erfolg. Im stark besetzten Feld schafften es beide am vergangenen Samstag in die Top. Justin als 7., Josh als 10.

Das gab es seit knapp 50 Jahren nicht mehr. 1974 waren es Jim und Ron Pomeroy, die in Houston in die Top Ten fuhren. Wann die Lawrence-Brothers wohl nachziehen?