Glenn Coldenhoff – Es ist Zeit für Fantic einen GP zu gewinnen
Frisch nach seinem ersten Sieg auf der XXF 450 beim Hawkstone International spricht Fantic Factory MXGP-Fahrer Glenn Coldenhoff über sein Mindset und seine Ziele für die FIM Motocross-Weltmeisterschaft 2024, die am kommenden Wochenende mit der ersten von 20 Runden in Villa La Angostura (Argentinien) beginnt.
Gleich bei deinem zweiten Einsatz auf der Fantic hast du in Hawkstone Park deinen ersten Gesamtsieg in den neuen Farben errungen und damit für die italienische Marke mit ihrem ersten 450er-Sieg auf internationaler Ebene Geschichte geschrieben. Ein vielversprechender Start in die neue Saison.
Ja, wir haben diesen Winter viel gearbeitet, um das Motorrad für die Saison vorzubereiten. Wir haben die meiste Zeit in Spanien verbracht und sind später auch nach Italien gefahren. Wir fuhren das erste Vorsaisonrennen in Riola und die Starts waren auf Anhieb richtig gut. In den letzten Wochen haben wir weiter gearbeitet, und ich muss sagen, dass ich mich auf dem Motorrad im Moment sehr wohl fühle, sowohl mit dem Fahrwerk als auch mit dem Motor, und ich denke, das konnte man in Hawkstone Park sehen. Der Speed war gut, meine Fitness war gut und ich denke, dass alles passt.
Nimmt es ein wenig den Druck, schon in der Vorsaison den ersten Sieg zu holen und zu wissen, dass man von Anfang an um die vorderen Plätze mitkämpfen kann?
Ja, ich bin sehr zuversichtlich, aber gleichzeitig will ich mir nicht zu viel Druck machen. Das Wichtigste für mich ist, dass ich mich selbst gut fühle und dass ich mich mit dem Motorrad wohlfühle. Und wenn ich mich gut fühle und glücklich bin, glaube ich, dass die Ergebnisse kommen werden. Ich weiß, dass wir über den Winter einen wirklich guten Job gemacht haben. Ich fühle mich mehr als bereit, loszulegen.
Du hast mit Roan van de Moosdijk auch einen neuen Teamkollegen, einen Rookie in der MXGP-Klasse. Fühlst du dich dadurch mehr verantwortlich?
Ich denke schon, ja. Roan ist ein Rookie in der Klasse, natürlich kenne ich ihn, da er auch Niederländer ist. Wir verstehen uns sehr gut und haben viel Spaß zusammen. Ich hoffe, dass er für Argentinien gut gerüstet ist. Es ist gut, ihn dabei zu haben. Es gibt einige neue Dinge, aber ich habe das Gefühl, dass wir im Moment alle gut aufgestellt sind.
Du bist vor kurzem 33 Jahre alt geworden und hast praktisch die Hälfte Deines Lebens damit verbracht, in einer der wohl härtesten Sportarten der Welt auf höchstem Niveau zu fahren. 2024 ist Deine zehnte Saison in der Königsklasse, und Du hast mit GP-Siegen und Rückschlägen schon alles erlebt. Kannst Du beschreiben, was Du an diesem Sport liebst und was Dich motiviert, sich immer wieder neu herauszufordern und Tag für Tag an die Grenzen zu gehen?
Ich denke immer noch, dass dies die beste Sache im Leben ist. Ich liebe es immer noch, Rennen zu fahren und mich selbst zu fordern. Auch wenn ich jetzt älter werde, gebe ich immer noch Vollgas. Der Antrieb kommt von den großartigen Ergebnissen und es geht vor allem ums Gewinnen. Ich bin immer noch sehr motiviert. Ich glaube, dass ich mit den richtigen Leuten und dem richtigen Motorrad, wenn alles passt, immer noch in der Lage bin zu gewinnen.
Bringt es auch neue Motivation, eine neue Saison in neuen Farben zu beginnen?
Das tut es auf jeden Fall. Ich denke, es ist ganz nett, denn ich habe Grand Prix auf Suzuki, GasGas, KTM und Yamaha gewonnen – jetzt ist es an der Zeit, einen Sieg auf der Fantic zu holen. Ich kann Teil der Fantic-Geschichte werden und ich freue mich wirklich darauf, das zu tun und ihnen dieses Jahr ein paar gute Ergebnisse zu liefern.
Die neue MXGP-Saison ist nur noch wenige Tage entfernt. Spürst du immer noch diese besondere Aufregung vor der ersten Runde?
Ich bin immer noch sehr aufgeregt vor der ersten Runde und auch ein wenig nervös, würde ich sagen. Die erste Runde ist auch ein bisschen verrückt, da geht es hoch her. Ich denke, es ist wichtig, die erste Runde zu „überleben“. Ein Platz unter den ersten 5 wäre gut.
Wie gehst du den ersten GP an und denkst du, dass sich das mit zunehmender Erfahrung etwas ändert?
Sicher. Es ist wichtig, beim Auftakt fit zu sein und einen guten Speed zu haben, aber man gewinnt die WM nicht beim ersten Grand Prix. Es gab Jahre, in denen ich nach einer Verletzung zurückkam und beim ersten Rennen in Argentinien 18. oder 19. wurde – und trotzdem die ganze Saison über Dritter war. Man muss sich nicht zu viele Gedanken über den ersten Grand Prix machen, aber natürlich ziehe ich es vor, vorn dabei zu sein, um ein gutes Gefühl und etwas Selbstvertrauen für den Rest der Saison zu bekommen.
Ich habe in den letzten Jahren einige Erfahrung gesammelt und weiß, was ich tun muss, um gesund zu bleiben und gleichzeitig zu pushen. Das ist auch wichtig, um an jedem Wochenende dabei zu sein. Das Risiko in unserer Klasse ist ziemlich hoch, und ich glaube, dass man dafür eine gute Balance finden muss.
Gibt es etwas, das du in dieser Saison verbessern willst? Findest du immer noch etwas, woran du Jahr für Jahr arbeiten kannst?
Ja, klar, wir schauen immer auf die vergangenen Jahre, werten Dinge aus und machen neue Pläne. Wir haben schon kleine Dinge geändert, mit dem Ziel, so viele Siege wie möglich zu holen. Mit Kevin Strijbos gäbe ich auch einen neuen Trainer. Wir sind gute Freunde und haben ähnliche Vorstellungen davon, wie ich als Motocross-Sportler trainieren sollte. Ich glaube, dass es bisher gut funktioniert. Wenige Tage vor dem Saisonauftakt fühle ich mich körperlich sehr stark, und wenn man sich körperlich stark fühlt, spiegelt sich das auch sofort im Kopf wider. Es ist gut, ihn in der Nähe zu haben, er hat nach 20 Jahren MXGP eine Menge Erfahrung, und ich denke, es ist gut, diese Erfahrung in unserem Team zu haben.
Apropos mentale Aspekte: Du bist letztes Jahr auch Vater geworden. Hat das deine Sichtweise auf den Rennsport verändert und dir eine andere Perspektive auf das Leben im Allgemeinen gegeben?
Ich bin ein sehr, sehr strukturierter Typ. Ich folge gerne einem Plan. Letztes Jahr um diese Zeit wurde meine Tochter eineinhalb Tage vor meiner Abreise nach Argentinien geboren, das war auch nicht ganz einfach zu bewältigen. Aber ja, es hat mich auf jeden Fall ein bisschen verändert, denn manchmal bin ich zu fokussiert. Ich glaube, ich habe jetzt eine gute Balance zwischen dem Befolgen des Plans und dem gleichzeitigen Entspannen. Ich denke, das ist positiv für mich.
Was würde dich in einem Jahr stolz machen, wenn du auf deine erste Saison als Fantic Factory-Fahrer zurückblickst? Was ist dein Ziel für die MXGP-Saison 2024?
Natürlich ist es das Ziel, Weltmeister zu werden, aber wir müssen auch realistisch sein. Es ist sehr, sehr hart. Mein Ziel wird immer dasd Podium sein, und es ist verrückt, was man dafür alles tun muss. Ich arbeite jeden Tag hart. Wir versuchen jeden Tag besser zu werden, sowohl das Team als auch ich selbst. Ich mache alles richtig, so dass ich mir oder anderen hinterher keine Vorwürfe machen muss. Ich habe das Gefühl, dass wir im Moment alle den gleichen Geist haben.