Factory Yamaha: Wenn Platz 6 schon als Erfolg gefeiert wird

Jago Geerts fuhr in Lettland auf seiner Yamaha zum besten Ergebnis seiner MXGP-Karriere
Es gibt Momente, in denen kleine Siege laut gefeiert werden – nicht weil sie groß sind, sondern weil sie im Moment das Maximum darstellen. Jago Geerts’ sechster Platz beim Grand Prix von Lettland ist so ein Fall. Das Monster Energy Yamaha Factory MXGP Team spricht von einem „Karrierebestwert“ – und das stimmt. Doch zwischen den Zeilen liest man auch: Es läuft nicht rund bei Yamaha.
Geerts: Solide Leistung – aber keine Offenbarung
Der Belgier kämpfte sich im ersten Lauf von P12 auf P9 vor und zeigte in Durchgang zwei eine deutlich stärkere Vorstellung, bei der er sich mit Platz vier sein bislang bestes MXGP-Resultat sicherte. 6. Gesamtrang – das ist angesichts der Konkurrenz kein schlechtes Ergebnis. Aber wenn man bedenkt, dass Geerts einst als der nächste große Titelkandidat im MXGP galt, klingt „Karrierebestleistung Platz sechs“ nicht wie die Krönung einer Entwicklung, sondern eher wie ein Zwischenhalt unter den Erwartungen.
Werksteam im Schatten – Yamaha kämpft um Anschluss
Geerts ist dabei nicht das einzige Fragezeichen im Yamaha-Lager. Calvin Vlaanderen, selbst angeschlagen mit Knieproblemen, fuhr in Lettland einen unauffälligen 10. Gesamtrang ein. Maxime Renaux – vor einer Woche noch Vierter in Deutschland – kam in Kegums nach einem Sturz nicht über Rang 11 hinaus. Für ein Werksteam mit den Ambitionen von Yamaha ist das zu wenig.
Renaux’ Statement nach dem Rennen war bezeichnend: „Ich weiß, dass ich besser sein kann.“ Diese Erkenntnis dürfte sich im gesamten Team durchsetzen – denn es fehlt momentan an Konstanz, Pace und strategischer Durchschlagskraft.
Yamaha im Niemandsland der Tabelle
Nach elf WM-Runden ist Renaux zwar noch Vierter der Gesamtwertung, aber der Anschluss an die Top 3 scheint zu schwinden. Vlaanderen hält sich als Achter im soliden Mittelfeld, während Geerts auf Platz 13 mehr denn je um Relevanz in der Klasse kämpfen muss. Angesichts des Budgets und der Ansprüche des Yamaha-Werksteams dürfte dieses Zwischenfazit ernüchternd ausfallen.
Zwischen Hoffnung und Realität
Natürlich – Lettland war kein Desaster. Im Gegenteil: Geerts zeigte, dass er in Form ist, wenn die Umstände passen. Doch wenn man im Factory-Outfit eine Top-6-Platzierung zur Erfolgsmeldung macht, sagt das mehr über die derzeitige Realität bei Yamaha aus als über das Potenzial des Fahrers.
Bleibt zu hoffen, dass die nun folgende kurze Rennpause genutzt wird, um technische und mentale Stellschrauben zu justieren. Denn eines ist klar: Für ein Werksteam wie Yamaha sollte „nur mitfahren“ nie der Anspruch sein.