Der Österreicher, der Sexton, Kitchen und Vialle trainiert

Der Österreicher Philip Rüf trainiert derzeit Chase Sexton, Levi Kitchen und Tom Vialle in den USA. Wir haben ihn zum Interview gebeten.

Philip schaut ganz genau hin bei seinen Schützlingen.

Aldon Baker, Johnny O’Mara oder Gareth Swanepoel sind seit Jahren die Namen, die als große Trainer in den USA genannt werden, doch den aktuellen Supercross-Champ trainiert jemand anderes. Der Österreicher Philip Rüf trainiert derzeit mit Chase Sexton, Levi Kitchen und Tom Vialle in den USA.

Doch wie kommt es dazu, dass ein Österreicher die drei Stars trainiert? Dies und noch viel mehr haben wir Philip gefragt. Lest selbst mehr in diesem inspirierenden Interview. Am Ende gibt Philip euch noch drei wichtige Tipps!

Erzähl uns kurz etwas zu dir und deinem Hintergrund. Du warst früher selbst ein guter MXer, oder?

Je nachdem, wie man gut definiert, haha! Ich bin internationale Rennen gefahren, hauptsächlich in der Schweiz und Italien und ein paar Jahre in der MX3-WM, wo ich auch ein paar Top-Ten-Resultate hatte. Für meine Verhältnisse bin ich rückblickend sehr froh und dankbar darüber, wie meine MX-Karriere verlaufen ist. Es ist so vieles daraus entstanden, wodurch ich mir jetzt meinen Traumjob aufgebaut habe.

Warum bist du Trainer geworden und was ist deine Philosophie?

Ich habe schon 2012 mit kleinen Motocross-Lehrgängen begonnen. Damals hatte ich in meiner Werkstatt ein paar alte Fitness-Geräte, mit denen ich selber trainiert hatte. Nach und nach kamen meine Kumpels und wollten mit mir trainieren. Da habe ich gemerkt, wieviel Spaß mir das Coaching macht. Die Nachfrage wurde immer größer und so habe ich langsam mit dem MX-Fahren zurückgesteckt und meinen Fokus auf die verschiedenen Ausbildungen gelegt. 2016 habe ich mich Selbständig gemacht und mein eigenes Gym eröffnet. Ich wollte mit meinem Gym besonders den Randsportarten wie Motocross, Snowboard, MTB, Downhill ein Zuhause geben.

Wenn ich richtig informiert bin, warst du letztes Jahr bei Peter Park in Santa Barbara. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Mit Peter war ich schon sehr lange in Kontakt, das ist eine lange Geschichte aber kurz gefasst: Vor ca. 15 Jahren war ich mit Ken Roczen bei uns in Vorarlberg Snowboarden, ab da habe ich Kenny’s Karrerie immer verfolgt und so ist auch der Kontakt zu seinem damaligen Trainer Peter Park entstanden. Mir waren die vielen verschiedenen Ausbildungen im deutschsprachigen Raum einfach zu wenig und ich wollte von den allerbesten lernen. So bin ich 2018 das erste mal zu Peter nach Kalifornien und seitdem ist er im Prinzip mein Mentor. Wir sind ständig in Kontakt und ich habe von ihm mehr gelernt, als in jeder anderen Ausbildung. Er hat ein unglaubliches Wissen. Ich habe gerade diese Woche Kenny hier wieder getroffen und auch er meinte, er trainiert immer noch nach Peters Methoden.

Dort hast du dann auch Chase kennengelernt? Oder wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Zur Zusammenarbeit mit Chase kam es letztes Jahr, als mich Peter plötzlich angerufen hat. Chase brauchte jemanden, der mit ihm während dem „Bootcamp“ reisen und das ganze Training mit ihm absolvieren kann. Da Peter nicht aus Kalifornien weg konnte, hat er mich gefragt. Ich wollte die Gelegenheit natürlich nutzen und habe zugesagt.

Du trainierst aktuell mit Chase und Levi Kitchen. Erzähl uns bitte, wie es ist mit den beiden zu arbeiten.

Ja ganz genau. Chase hat mich schon im Sommer gefragt, ob ich wieder kommen kann und jetzt sind noch Levi und Tom Vialle dazugekommen. Es ist auf jeden Fall eine gute Mischung, denn gerade Levi und Tom können viel von Chase profitieren. Chase ist extrem stark, sowohl konditionell, als auch im Gym. Ich kann viele meiner Ideen mit einbringen, sowohl auf der Strecke, als auch im Bereich vom Training, Ernährung und Regeneration, was für mich natürlich sehr spannend ist.

Chase Sexton beim Training mit Philip Rüf.

Was sind die Schwächen und die Stärken der Drei?

Chase ist sehr willensstark und er ist an der Teststrecke meist der letzte, der noch arbeitet. Sein Schwäche ist vielleicht, dass er das schlecht abstellen kann und auch abseits vom Training kein guter Verlierer ist. Levi ist ein super sympathischer Kerl und ein Kämpfer. Er hatte gerade letzte Saison oft einen super Lauf und dann einen schlechten, da müssen wir dran arbeiten, um in beiden Läufen vorne zu landen. Tom ist sehr ehrgeizig und zielstrebig, ihm fehlt im SX einfach noch die Erfahrung. Das braucht Zeit, aber ich denke er kann auch da richtig gut werden und vorne mitmischen.

Wie managed du die Zeit in den USA mit deinen anderen Kunden in deiner Heimat Österreich?

Das ist definitiv nicht einfach… gerade auch mit Familie. Ich wäre wahrscheinlich auch schon Vollzeit hier, da ich letztes Jahr bereits ein paar spannende Job-Angebote bekommen habe. Ich habe aber zum Glück ein gutes Team daheim, eine Trainerin und einen Physio, die mich vertreten. Vieles geht mittlerweile auch über Online-Training.

Wie lange bleibst du in den USA?

Dieses Jahr habe ich eine Ausnahme gemacht. Wir wussten, dass für Tom und Levi alles neu sein wird und das wir mehr Zeit brauchen, deshalb bin ich für zwei Monate da. Über Weihnachten fliege ich nach Hause und komme wahrscheinlich für die ersten Rennen wieder.

Hast du 3 Tipps für Amateur-Fahrer, wie sie trainieren sollen?

Klar! 1.: Investiert viel mehr in eure Fitness als in Tuning-Teile. 2.: Ein Motorrad wiegt über 100 kg + Ausrüstung + Schwerkraft – da reicht es nicht, wenn ihr ein bisschen Rumpf-Training macht. Traut euch mit professioneller Begleitung an schwerere Gewichte heran, um den leider immer schwereren Verletzungen vorzubeugen. 3.: Besucht möglichst von Beginn an gute Lehrgänge, denn die technischen Fehler sind später immer schwieriger wieder herauszubekommen und als Letztes: Geht immer mit einem Lachen und einer Freude fahren!

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