Das Red Bull Erzbergrodeo 2025 in Zahlen, Fakten und Emotionen

Das Erzbergrodeo - Mensch und Maschine gegen den Berg. / Foto: Red Bull Contentpool
Wenn tausende Motorsportfans ins beschauliche Eisenerz pilgern, verwandelt sich der steirische Erzberg in den Nabel der Offroad-Welt. Das Red Bull Erzbergrodeo – längst ein Mythos unter Extrem-Enduristen – geht 2025 in seine 29. Ausgabe. Was 1995 mit einer verrückten Idee begann, ist heute das spektakulärste Offroad-Rennen der Welt. Der Berg ruft und fordert Mensch und Maschine wie kaum ein anderer Ort. Und auch diesmal bringt das Event atemberaubende Zahlen, eindrucksvolle Leistungen und bewegende Geschichten auf dem Schotter.
KTM: Die unangefochtene Macht am Berg
Mit 545 Motorrädern stellt KTM im Jahr 2025 genau die Hälfte des gesamten Starterfelds – eine Dominanz, die ihresgleichen sucht. Die orangefarbenen Maschinen aus Mattighofen sind aus dem Erzbergrodeo nicht mehr wegzudenken. Ihre Robustheit, Power und Rennerfolge haben sie zur ersten Wahl gemacht.
Ganze 20 Siege konnten KTM-Fahrer in der Geschichte des Rennens einfahren – ein beeindruckender Beweis für die Markenstärke. Dass sich viele Topfahrer für KTM entscheiden, ist kein Zufall: Wer hier bestehen will, braucht zuverlässiges Material und Erfahrung. Und genau das liefert KTM seit Jahrzehnten.
Die Legenden des Erzbergs
In 28 Ausgaben des Erzbergrodeos haben sich nur 13 Fahrer in die Siegerliste eingetragen – ein deutlicher Hinweis auf den extrem hohen Schwierigkeitsgrad. Die Spitze teilen sich zwei Legenden: Graham Jarvis und Taddy Blazusiak, die jeweils fünf Siege feiern konnten. Dicht gefolgt von Chris Pfeiffer mit vier Siegen sowie Manuel Lettenbichler und Jonny Walker mit je drei. Namen wie Alfredo Gomez, Cyril Despres und David Knight sind ebenso unvergessen.
Ein Highlight bleibt Giovanni Sala, der 2005 im Iron Road Prolog einen Topspeed von unglaublichen 193 km/h auf einer KTM 950 Super Enduro erreichte – ein Rekord, der bis heute Bestand hat. Diese Fahrer haben den Mythos Erzberg mitgeprägt und zeigen, dass es mehr als nur Mut braucht, um den Gipfel zu erobern: Es ist eine Frage von Präzision, Ausdauer und absoluter Hingabe.
Jung, wild und bereit für den Kampf
Der Nachwuchs ist bereit: 56 Prozent der Fahrer am Start des Erzbergrodeos 2025 sind zwischen 18 und 29 Jahre alt. In einer Zeit, in der viele Sportarten mit Nachwuchsproblemen kämpfen, setzt der Extrem-Endurosport ein starkes Zeichen. Junge Talente drängen mit Ehrgeiz und technischem Können in die Fußstapfen der Großen.
Einer von ihnen ist der 21-jährige Tom Woodhouse aus Penguin, Tasmanien. Mit einer Luftlinien-Entfernung von 16.132 Kilometern legt er die weiteste Anreise zurück. Insgesamt 14 Fahrer aus Australien sind dieses Jahr dabei und stellen damit sogar Länder wie die USA, Japan oder Kanada in den Schatten. Die globale Anziehungskraft des Erzbergs zeigt sich in seiner Vielfalt: Fahrer aus über 40 Nationen kämpfen auf dem steirischen Eisenmassiv um Ruhm, Ehre – und das Überleben auf der härtesten Offroad-Strecke der Welt.
Technik im Grenzbereich: 300ccm als Klassenprimus
Wenn es um die ideale Motorisierung für den Berg geht, setzt sich ein klarer Favorit durch: 834 Motorräder mit 300ccm-Zweitaktmotoren stehen 2025 am Start – damit ist der „große Smoker“ die beliebteste Wahl unter den Teilnehmern. Der Grund dafür ist einfach: Diese Maschinen bieten das perfekte Verhältnis aus Leistung, Gewicht und Wendigkeit – essenziell in einem Terrain, das keine Fehler verzeiht.
Gerade bei extremen Steigungen, engen Passagen und technisch anspruchsvollen Sektionen profitieren die Fahrer vom agilen Handling der 300er-Zweitakter. Ihr charakteristischer Sound gehört mittlerweile genauso zum Klangbild des Erzbergs wie das Johlen der Fans. Wer auf schwerere Viertakter setzt, geht bewusst ein Risiko ein – doch gerade diese Unterschiede machen das Rennen so faszinierend. Es ist nicht nur ein Kampf zwischen Mensch und Maschine, sondern auch ein Battle der Konzepte.
Carl’s Dinner: Das Herz aus Stein
Kaum ein Streckenabschnitt hat so viel Legendenstatus wie Carl’s Dinner – und das völlig zurecht. Der Checkpoint mit seinen bis zu mannshohen Felsblöcken und einer Länge von 3.700 Metern gilt als der ultimative Prüfstein für Fahrer und Material. 2025 wird dieser brutale Abschnitt in zwei separate Sektionen aufgeteilt – was es jedoch nicht leichter macht. Im Gegenteil: Carl’s Dinner bleibt die ultimative Hürde.
2024 konnten nur 66 von 500 Fahrern diesen Bereich überhaupt passieren – und das meist nach stundenlangem Ringen mit dem Gelände. Hier entscheidet sich oft, wer das Rennen beendet – und wer nicht. Technik, Taktik und mentale Stärke müssen auf den Punkt stimmen. Für viele ist es der härteste Teil der gesamten Strecke – für manche aber auch der eindrucksvollste. Wer es hier durchschafft, gehört zu einer ganz besonderen Liga.
Frauenpower trifft Granit
Immer mehr Frauen stellen sich der Herausforderung Erzberg – 2025 sind es 18 mutige Fahrerinnen aus sechs Nationen, die sich dem wohl härtesten Offroad-Rennen der Welt stellen. Auch wenn bislang noch keine Frau das Ziel erreicht hat, wächst die Szene stetig. Mit wachsender Erfahrung und wachsendem Selbstvertrauen rückt das Unmögliche näher.
Diese Athletinnen beweisen, dass Extreme Enduro längst kein Männersport mehr ist. Ihr Kampfgeist, ihre Technik und ihr Durchhaltevermögen sind ein Gewinn für das ganze Event. Und wer weiß – vielleicht ist 2025 das Jahr, in dem erstmals eine Frau den Gipfel bezwingt. Der Respekt der Szene ist ihnen jedenfalls sicher.
Karl Katoch: Der Mann hinter dem Mythos
Ohne ihn gäbe es das Erzbergrodeo in dieser Form nicht: Veranstalter Karl Katoch ist seit fast drei Jahrzehnten der Kopf und die treibende Kraft hinter dem Event. In 29 Jahren hat er mehr als 500.000 Kilometer mit dem Auto zwischen seinem Zuhause und dem Erzberg zurückgelegt. Rund 40 Mal pro Jahr ist er persönlich vor Ort, um den Berg in eine Arena für Motorsportwahnsinnige zu verwandeln.
Katoch lebt das Erzbergrodeo – und hat es mit seiner Vision zu einer weltweit einzigartigen Veranstaltung gemacht. Sein Einsatz ist nicht nur logistischer Natur: Er prägt auch die Philosophie des Events. Es geht um mehr als nur Gewinnen – es geht um das Überwinden von Grenzen, um die Verbindung von Mensch und Natur und den puren Spirit des Motorsports.
Ein Wirtschaftsfaktor mit Motorengeräusch
Mehr als 1.025.000 Besucher haben das Red Bull Erzbergrodeo seit der ersten Ausgabe erlebt. Diese Zahlen sind nicht nur beeindruckend, sondern auch wirtschaftlich relevant. Das Event bringt jedes Jahr neue Impulse für die Region rund um Eisenerz – Hotels sind ausgebucht, Gastronomie boomt, Arbeitsplätze werden gesichert. Was mit einem kleinen Rennen begann, ist heute ein echtes Zugpferd für den Tourismus und die lokale Wirtschaft.
Das Erzbergrodeo zeigt eindrucksvoll, wie Motorsport und Regionalentwicklung Hand in Hand gehen können. Für die Menschen vor Ort ist das Event längst mehr als ein jährliches Spektakel – es ist Teil ihrer Identität geworden. Und der Motor dieser Entwicklung brüllt laut, rau und unaufhaltsam durch die steirischen Berge.
Weitere Infos zum am 1. Juni ausgetragenen Rennen findet ihr HIER