AMA Supercross 2025: Was uns die 250SX West bisher lehrte

Cole Davies (#100) ist eine der Überraschungen, der 250SX Western Regional Supercross Meisterschaft 2025. / Foto: Feld Entertainment
Die ersten vier Runden der AMA Supercross Saison 2025 haben bereits einige Überraschungen geliefert – und nicht unbedingt die, die viele Experten erwartet hatten. Besonders in der 250SX Western Regional Meisterschaft gab es einige unerwartete Entwicklungen.
Deegans erwartete Dominanz bleibt aus
Nach seiner beeindruckenden Saison 2024 galt Haiden Deegan für viele als einer der Favoriten für 2025. Und als die 250SX West-Klasse noch Levi Kitchen verlor, bevor die Rennen überhaupt begonnen hatten, hatte man das Gefühl, dass es von diesem Zeitpunkt an nur noch um Deegan gehen würde, aber das war nicht der Fall.
Bereits beim Auftaktrennen in Anaheim wurde deutlich, dass Deegans Überlegenheit nicht mehr so groß ist, wie viele vermutet hatten. Obwohl er als Top-Favorit ins Rennen ging, stahlen ihm mehrere Fahrer die Show – allen voran Jo Shimoda. Am Ende reichte es nur für Platz fünf, ein enttäuschendes Ergebnis für den Yamaha-Piloten, der mit hohen Erwartungen in die Saison gestartet war.
Auch beim zweiten Lauf konnte Deegan nicht an seine Erfolge aus dem Vorjahr anknüpfen. Zwar wurde er Gesamtzweiter, doch besonders bitter war, dass ihn sein eigener Teamkollege, der erst 17-jährige Rookie Cole Davies, im Heat Race bezwingen konnte.
In Anaheim 2 meldete sich Deegan mit einem Sieg zurück und ließ es sich nicht nehmen, direkt in alte Muster zu verfallen. In seinem Siegerinterview legte er sich verbal mit Julien Beaumer an – ein typisches Psychospiel, das er gerne nutzt, um seine Gegner aus der Ruhe zu bringen. Doch nur eine Woche später wurde er beim Triple Crown in Glendale erneut auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn mit den Platzierungen 2-3-4 reichte es hinter Jordon Smith, der für Triumph Geschichte schrieb, nur zu Rang 2.
Was sich abzeichnet: Die Dominanz, die viele ihm zugeschrieben hatten, bleibt aus. Statt eines einsamen Durchmarschs gibt es in der 250SX West viele Konkurrenten, die ihm das Leben schwer machen. Deegan wird sich in den kommenden Rennen steigern müssen, wenn er das Titelrennen wieder unter Kontrolle bringen will.
Die Herausforderer in Lauerstellung
Ein Blick auf die Ergebnislisten genügt, um festzustellen: Haiden Deegan hat in dieser Saison deutlich mehr starke Konkurrenten als noch im Vorjahr. Doch ganz ehrlich – wer hat das wirklich erwartet?
Natürlich hatten viele Julien Beaumer auf dem Zettel, schließlich geht er bereits in seine zweite Supercross-Saison. Doch mit einer derart starken Leistungsexplosion haben wohl die wenigsten gerechnet. Der ehemalige Junioren-Jetski-Weltmeister wirkt in diesem Jahr deutlich gereifter und scheint – abgesehen vom Rennen in Glendale – perfekt mit seiner KTM harmonieren.
Der aus Arizona stammende Fahrer überzeugte in den ersten drei Runden der Saison und konnte sich entweder direkt gegen Deegan durchsetzen oder blieb zumindest immer in Schlagdistanz. Drei Podiumsplätze in vier Rennen sprechen für sich – Beaumer ist definitiv ein ernstzunehmender Titelkandidat.
Mit 29 Jahren gehört Jordon Smith zu den älteren Fahrern der 250SX-Klasse. Doch genau diese Erfahrung scheint ihm in diesem Jahr zugutekommen. Der Triumph Factory Racing-Pilot liefert konstant starke Leistungen ab und gehört ohne Zweifel zu den schnellsten Fahrern im hochkarätigen Fahrerfeld.
Sein Sieg beim Triple Crown in Glendale war ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass nicht Deegan, sondern mehrere Fahrer das Tempo in der Western-Regional-Meisterschaft bestimmen. Smith zeigt, dass Konstanz und kluge Rennen oft wichtiger sind als roher Speed – und genau das könnte ihm im Titelkampf helfen.
Vor Saisonbeginn war Cole Davies für viele Supercross-Fans noch ein unbeschriebenes Blatt. Doch der 17-jährige Neuseeländer hat sich mit seiner beeindruckenden Kombination aus Speed, Technik und Coolness schnell ins Rampenlicht gefahren.
Er stand bereits auf dem Podium und hat mehrere Laufsiege eingefahren – und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis er seinen ersten Gesamtsieg feiert. Bleibt Davies verletzungsfrei, wird er sich nicht nur dauerhaft an der Spitze festsetzen, sondern auch im Titelkampf eine große Rolle spielen.
Whoops im Fokus
Auch in der Saison 2025 sorgen die Whoops beim Monster Energy Supercross wieder für Gesprächsstoff. Die berüchtigten Wellen sind nicht nur ein entscheidender Faktor für schnelle Rundenzeiten, sondern auch oft der Schauplatz spektakulärer Manöver – und ebenso vieler Stürze. In San Diego überraschte Streckenbauer DirtWurx zunächst mit neun Whoops. Doch dabei blieb es nicht: Kurz vor dem Rennwochenende wurde noch eine zusätzliche Welle hinzugefügt, sodass die Fahrer schließlich zehn anspruchsvolle Whoops meistern mussten.
Beim darauffolgenden Rennen in Anaheim 2 gingen die Streckenbauer einen anderen Weg und experimentierten im zweiten Whoop-Segment mit gerollten Whoops. Diese abgeflachten Wellen sorgten für eine veränderte Dynamik und stellten die Fahrer vor eine neue Herausforderung – vor allem in Sachen Rhythmus und Linienwahl.
Ob hohe, spitze Whoops oder sanftere, gerollte Varianten: Die Sektionen bleiben ein Schlüsselfaktor im Supercross. Wer sie sauber und schnell meistert, kann entscheidende Sekunden gutmachen – wer sie unterschätzt, riskiert den Bodenkontakt, was uns zum nächsten Punkt bringt.
Verletzungen – Ein gefährlicher Trend
Seit Beginn der Supercross-Saison 2025 – oder sogar schon in der Vorbereitung – hat es bereits dreizehn Fahrer in der 250SX Western-Regional-Meisterschaft erwischt. Eine Zahl, die Fragen aufwirft: Was ist da los?
Verletzungen gehören zum Supercross wie das Salz in der Suppe – nur dass man auf sie gut und gerne verzichten könnte. Doch die aktuelle Häufung sorgt für Diskussionen, besonders im Hinblick auf das Pro Circuit Kawasaki Team, das in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungsmiseren geplagt wurde. Pro Circuit Kawasaki scheint in dieser Negativstatistik fast schon eine Führungsrolle zu übernehmen. Auch in diesem Jahr stehen bereits drei ihrer Fahrer auf der Verletztenliste – oder haben sie zumindest vorübergehend belegt.
Das wirft die Frage auf: Werden die Piloten zu sehr unter Druck gesetzt? Liegt es vielleicht am Bike? Oder sind es ganz andere Faktoren, wie die immer schneller werdenden Strecken, die hier eine Rolle spielen?
Eines ist klar: Supercross ist eine der härtesten und riskantesten Motorsportarten überhaupt. Doch wenn ein Team immer wieder überdurchschnittlich viele Verletzungen zu beklagen hat, kann das kein reiner Zufall sein. Die Gründe können vielfältig sein – von aggressiver Fahrwerksabstimmung über Trainingsmethoden bis hin zu individuellen Fahrstilen.
Nicht nur bei Pro Circuit, sondern im gesamten Feld sind die Ausfallzahlen bedenklich hoch. Die Tracks werden immer technischer, das Tempo immer schneller – und die Grenzen zwischen einer sauberen Fahrt und einem folgenschweren Sturz immer schmaler.
Eastern-Regional-Saisonstart: Jetzt sind die nächsten dran!
Am kommenden Wochenende beginnt endlich die 250SX East Coast Meisterschaft – und die Erwartungen sind hoch! Während sich die Western-Regional-Fahrer eine kurze Pause gönnen können, geht es für die Eastern-Regional-Boys in ihre erste Runde der Saison.
Austragungsort ist das hoffentlich sonnige Tampa, Florida, wo Fahrer wie Tom Vialle, Austin Forkner und Levi Kitchen um die ersten Punkte kämpfen werden. Mit einem hochkarätigen Feld und jeder Menge Talent verspricht die Ostküsten-Meisterschaft genauso spannend – wenn nicht sogar noch spektakulärer – zu werden als die bisherigen Rennen im Westen.
Ob es der Eastern-Regional gelingt, die bisherigen Highlights der Saison noch zu toppen? Wir sind gespannt!