Max Nagl: ADAC MX Masters Titeljagd mit der 350er?
Max Nagl zählt mit 34 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen, wie er in der vergangenen ADAC MX Masters-Saison eindrucksvoll bewies: mit Abstand holte er die meisten Laufsiege und nur eine Nullrunde aufgrund einer Trainingsverletzung kostetet ihn den Titel. Die Saison schloss er beim Finale in Reutlingen mit drei Laufsiegen erfolgreich ab. Weshalb er den Angriff auf den ADAC MX Masters Titel nun eventuell auf dem 350 ccm Motorrad wagt, verrät er im Interview.
Max, wie ist dein Resümee der Saison 2021?
Max Nagl: „2021 war ein gutes Jahr für mich, fast jedes Rennen, das ich gefahren bin, konnte ich gewinnen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Krettek-Haas-Racing-Team war perfekt und hat allen enorm viel Spaß gemacht. Natürlich hätten wir alle gerne den Titel geholt, aber durch die eine blöde Verletzung musste ich das Rennen in Dreetz ausfallen lassen und dann waren die Punkte weg. Dass ich die restlichen Rennen dann fast alle gewonnen habe, hat mir dann auch nichts mehr gebracht. Dennoch hat die Saison richtig Spaß gemacht.“
Mit acht Laufsiegen hast du deutlich mehr als deine Konkurrenten Tixier (3), Genot (2) und Koch (1) gewonnen, die alle auch in der Motocross Weltmeisterschaft unterwegs sind. Was ist dein Erfolgsrezept?
„Nach wie vor trainiere ich im Winter und auch während der Saison noch so intensiv, wie ich es auch zu meiner Zeit als Werksfahrer in der WM getan habe. Ich habe schon immer gesagt, dass ich nur an den Start gehe, wenn ich noch 100% körperlich fit bin und noch Rennen gewinnen kann. Das Level im ADAC MX Masters ist sehr hoch, Jordi Tixier war schon mal MX2 Weltmeister, mit Adam Sterry kommt diese Saison ein weiterer schneller Pilot dazu, der bereits MX2-WM-Läufe gewonnen hat. Da muss man schon richtig trainieren und Gas geben, um die Jungs schlagen zu können. Das ist nicht einfach, ich möchte das aber noch tun und deshalb stecke ich nach wie vor viel Zeit und Arbeit in das Training.“
Bei aller Motivation zum Siegen scheinst du jedoch auch viel Spaß am Racing zu haben.
„Das ist auch so. Als ich WM gefahren bin, da gab es nur eine Richtung und man befand sich in einem Tunnel. Inzwischen versuche ich eine gute Balance zu finden zwischen das Leben genießen, sowohl mit meinem Sohn als auch meinen Freunden, und dennoch noch professionell zu trainieren, mich gesund zu ernähren. Dazu nehme ich mir einen Tag in der Woche frei, wo ich nicht trainiere, sondern etwas mit meinen Freunden unternehme, mit meinem Sohn Mason zum Motorradfahren gehe und solche Dinge mache. Diese Balance funktioniert sehr gut.“
Gibt es für die Saison 2022 etwas Neues oder setzt du auf Altbewährtes?
„Alles bleibt gleich. Ich starte nach wie vor im Krettek-Haas-Racing-Team, das ist mit das beste Team, was ich je hatte. Ich fahre nach wie vor eine Husqvarna mit Unterstützung von Husqvarna Deutschland, wo ich sehr dankbar für die Motorräder und das Material bin. Allerdings bin ich derzeit am überlegen, ob ich nicht mit der 350er statt der 450 ccm Maschine bei den Rennen an den Start gehe. Damit werde ich jetzt testen gehen. Entweder wird die 350er dann mein Trainingsmotorrad zu Hause oder mein Rennmotorrad für das ADAC MX Masters.“
Wie kam es zu der Idee?
„Im vergangenen Jahr hatte ich neben meinen 450 ccm Motorrädern zum Training auch einen 250 ccm Viertakter. Ich betreue auch einige jüngere Fahrer als Trainer und wollte dafür dasselbe Motorrad zu haben und nicht ein stärkeres. Dann kann man sich noch besser batteln. Zudem macht das kleine Motorrad auch sehr viel Spaß, da es so leicht und agil ist und eine gute Abwechslung. Dieses Jahr wollte ich jetzt einfach mal eine 350er ausprobieren. Wer weiß, vielleicht wechsle ich auch von Rennen zu Rennen den Hubraum. Bis auf den Motor sind die Motorräder komplett identisch, wodurch ein Wechsel unkompliziert wäre.“
Was macht das Krettek-Haas-Racing-Team so besonders?
„Das Team Haas Racing stammt aus der Tschechei und gehört Vaclav Haas, gegen den ich vor vielen Jahren in der damaligen Inter DM noch selbst gefahren bin. Er war da bereits eher am Ende seiner Karriere und ich noch am Anfang. Als ich meine WM-Karriere beendet habe, hat er mich gefragt, ob ich nicht Interesse hätte, auch mal Rennen in der Tschechei zu fahren. Damals wusste ich nicht, was mich erwartet, habe aber sehr schnell bemerkt, dass das Team einen hohen Anspruch an sich selbst hat und sich vom Auftritt wie ein Werksteam aufstellen möchte. Die Familie Haas hat ein eigenes Business, weshalb sie mit dem Team kein Geld verdienen müssen. Und genau das ist das Besondere: sie betreiben das Team aus purer Leidenschaft fürs Motocross Racing. Dadurch sind nicht so viel Druck und Stress im Team wie das bei anderen oft der Fall ist. Deshalb bin ich auch der einzige Fahrer im Team: mehr Fahrer bedeuten in der Regel auch mehr Probleme! (lacht) Krettek ist eine Firma aus Viersen, die Zentrifugen im großen Stil herstellt. Da ist aus einem anfangs kleinen Sponsor von mir inzwischen ein großer geworden. Das hat bei uns ziemlich schnell ‚Klick‘ gemacht und wir waren auf einer Wellenlänge. Ich bin froh, dass ich mit Krettek einen Partner habe, der nicht aus dem Sport stammt, denn der Teich ist bereits ziemlich leer gefischt. Der Chef, Guntram, ist ein kompletter Motocross Fanatiker und wir haben inzwischen ein freundschaftliches Verhältnis und unternehmen auch abseits vom Motocross Dinge zusammen. Zusammen mit dem Haas Team haben wir gemeinsam so ein gutes Paket geschnürt, dass wir da Team Krettek-Haas-Racing-Team genannt haben. Da sich alle in dem Team super verstehen, ist die Stimmung auch so gut und alle Seiten profitieren voneinander, wie es in einer guten Partnerschaft der Fall sein soll.“
Welche Meisterschaften wirst du 2022 bestreiten?
„Der Fokus liegt auf dem ADAC MX Masters. Eventuell werde ich ein, zwei Rennen für das Team in der Tschechei fahren, aber definitiv nicht die ganze tschechische Meisterschaft. Mit den Jungs, die ich unter der Woche noch betreue, habe ich genug Arbeit.“
Was ist dein Ziel für 2022?
„Die aktuellen WM-Fahrer Jordi Tixier, Tom Joch und Adam Sterry werden eine starke Konkurrenz sein. Bis ich zum ersten ADAC MX Masters Rennen komme, haben die schon einige Rennen hinter sich gebracht und befinden sich auf ihrem hohen, guten Niveau, während ich bis dahin nur trainiert habe. Das wird für mich nicht einfach, aber dennoch ist mein Ziel der Titel im ADAC MX Masters. Dazu möchte ich so viele Rennen wir möglich gewinnen. Wie man letztes Jahr gesehen hat, ist der Titel aber nur möglich, wenn man verletzungsfrei durch die Saison kommt. Also muss ich zunächst einmal heil durchkommen.“
Auf welches Rennen freust du dich besonders?
„Ich hoffe, dass es bei dem vollen Terminkalender bleibt. Auf den Saisonstart in Dreetz freue ich mich, weil ich dort noch nie war und mir neue Strecken immer Spaß machen, da es immer eine neue Herausforderung ist. In Fürstlich Drehna fahre ich auch sehr gerne und Holzgerlingen ist auch immer cool. Da habe ich gehört, dass sie die Strecke noch umbauen, da bin ich auch schon gespannt drauf. Und da ich im Sand lebe, mag ich alles, was Sand ist, also auch Tensfeld.“
Zum Abschluss: wie lange planst du noch als Profi zu fahren?
„Ich habe gesagt, so lange ich noch Spaß an dem Ganzen habe und so lange ich noch die Möglichkeit habe, die Rennen zu gewinnen, mache ich weiter. Wenn eines davon wegfällt, dann höre ich auf. Im Moment fühle ich mich gut und auch körperlich ist alles gut, so lange mache ich auf jeden Fall noch weiter. Ich habe kein Problem damit, morgens aufzustehen und zu trainieren. Solange ich den Ehrgeiz noch habe, weshalb sollte ich dann schon aufhören?“