Martin Kettlitz – geht uns ein deutsches Talent verloren?

Martin Kettlitz startete in Schweden unter der Flagge von Andorra.

Martin Kettlitz startete in Schweden unter der Flagge von Andorra.

Beim MXGP of Sweden ist uns aufgefallen, dass Martin Kettlitz nicht wie in der Vergangenheit mit der DMSB-Lizenz – und somit unter deutscher Flagge – in der Starterliste stand, sondern unter der Andorranische Flagge ausrückte. Was steckt dahinter? Geht uns ein deutsches Talent verloren?

Deutschland oder Andorra – Hauptsache MX

Martin Kettlitz fuhr bisher in Deutschland immer etwas unter dem Radar, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Der 125er Rookie bestreitet dieses Jahr seine erste 125er-Saison und war auch in Uddevalla am Start.

Wir waren schon überrascht, als wir auf der schwedischen Starterliste für die EMX125 Martin unter der Andorranischen Flagge gefunden haben. „Was ist da los?“ – haben wir uns gedacht und machten uns im Paddock auf die Suche nach dem jungen Deutschen.

Doppelte Staatsbürgerschaft

Unter dem Vorzelt eines Sprinters entdeckten wir Martins BVZ-KTM, auf dessen Dekor auch das Logo der Andorrandischen Förderation, aber auch das Logo des ADAC Berlin-Brandenburg prankte. Die Stimmung war zu diesem Augenblick etwas geknickt, denn das Zeittraining war gerade vorbei.

Vater Kettlitz klärte uns trotzdem schnell auf: „Meine Frau und Martins Mutter ist Andorranerin und so hat Martin beide Staatsbürgerschaften. Wir leben derzeit auch in Andorra und nachdem es in Deutschland mit dem DMSB und der Nennung für die EM in der Vergangenheit etwas umständlicher war, haben wir bei der Andorranischen Förderation nachgefragt“, erklärte Vater Kettlitz.

Motivierte Förderation? Das kann nicht der DMSB sein…

Dabei geriet er fast ins Schwärmen und erzählte uns, dass die Verantwortlichen dort sehr motiviert sind und es fast von allein läuft. „Das Land ist klein und die Förderation ist klein, aber sie geben sich wirklich sehr viel Mühe!“

Die Kettlitz kommen aus dem Spreewald in Brandenburg und so kommt es auch, dass Martin im Förderkader des ADAC Berlin-Brandenburg ist. Wer den jungen Mann noch nicht kennt, dem sei gesagt, dass Martin 2022 als einziger deutscher Fahrer für das EMX85-Finale in Loket qualifiziert war.

Martin Kettlitz beim MXGP von Schweden in Uddevalla

Ein kleines Land

Wie zuvor geschrieben leben die Kettlitz derzeit in Andorra. Wer in der Schule nicht aufgepasst hat, es vergessen hat oder wessen Gehirn durch TikTok-Marathon-Konsum schon weggebrutzelt ist, der darf kurz aufpassen: Andorra ist ein 468 Quadratkilometer kleines Land zwischen Frankreich und Spanien und hat 2021 ganze 79.034 Einwohner gehabt.

Aufgrund der Entfernung fährt Martin eher Rennen in Frankreich oder Spanien als in Deutschland und findet das auch ganz gut. Dort ist alles unkomplizierter, die Konkurrenz ist groß und man lernt viel schilderten uns die Kettlitz. Auch rein von der Entfernung her ist das nur logisch.

In Schweden hatte Martin die Qualifikation für die Wertungsläufe verpasst: „Es ist zwar seine erst Saison auf der 125er, aber da muss mehr drin sein. Heute war nicht sein Tag“, fiel das knappe Fazit aus. Wir trafen Vater Kettlitz am Sonntag noch mal ganz kurz beim Schauen der WM-Rennen, da war die Stimmung schon wieder deutlich besser. Ob uns Martin als Deutsches Talent verloren geht? Wahrscheinlich nicht und es lohnt sich auf jeden Fall, sein etwas anderen Weg zu verfolgen.

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