Lotte van Drunen – die schnelle Niederländerin im Interview

Lotte van Drunen geht als Führende der WMX Weltmeisterschaft in die dritte Runde der Serie

Lotte van Drunen geht als Führende der WMX Weltmeisterschaft in die dritte Runde der Serie / Foto: Pascal Haudiquert

Die niederländische Teenagerin Lotte van Drunen montiert für die spanische Runde der FIM World WMX Women’s Motocross Championship das Red Plate an ihre Kawasaki und gibt ein paar Einblicke in ihr Leben.

Kawasaki hat schon immer schnelle Mädchen unterstützt, und dank Catherine Prumm, Livia Lancelot und Courtney Duncan hat die Marke seit der ersten Ausgabe der Frauenserie im Jahr 2005 sechs Titel gewinnen können. Jedoch hat noch nie in der Geschichte dieser Serie ein fünfzehnjähriges Mädchen das Red Plate inne gehabt, aber genau das schaffte Lotte van Drunen.

Lotte, wie fühlt es sich an, die rote Plakette auf deiner Kawasaki zu tragen?

Es ist natürlich unglaublich. Ich weiß nicht, wie lange ich sie behalten kann, aber für dieses Wochenende habe ich die rote Plakette und das Ziel hier in Spanien ist es, wieder auf dem Podium zu stehen.

Du konntest Ende der letzten Saison, kurz nachdem Du fünfzehn Jahre alt geworden bist, deinen allerersten GP bestreiten. Die Schweiz war also erst Dein dritter GP. Bist Du überrascht, dass Du die Serie anführst?

Ja, natürlich. Ich habe mehrere Jahre lang hart trainiert und träumte schon als Kind davon, in der Meisterschaft mitzufahren; all die harte Arbeit zahlt sich jetzt aus. Mein Ziel für diese Saison war ein Platz unter den ersten fünf, aber jetzt führe ich die Meisterschaft an. Damit habe ich nicht gerechnet, aber dass ich das erreicht habe, gibt mir sehr viel Selbstvertrauen. Ich spüre keinen Druck, weder von mir noch von anderen. Wie ich schon sagte, war es zu Beginn der Saison mein Ziel, unter die ersten Fünf zu kommen, und wenn ich jedes Wochenende auf dem Podium stehen kann, wäre das fantastisch.

Wie die meisten holländischen Fahrer hast du auf Sandpisten angefangen, so dass es keine Überraschung war, dich beim Grand Prix auf Sardinien auf dem Podium zu sehen, aber in der Schweiz hast du dann gezeigt, dass du auch auf harten Pisten schnell bist.

Ich habe viel auf harten Pisten trainiert. Ich glaube, viele Leute haben nicht erwartet, dass ich dort schnell sein kann, aber mit all dem Training und all der Arbeit wusste ich, dass ich es schaffen kann. Es ist schön, auf jeder Art von Strecke vorne zu kämpfen, auch wenn ich natürlich am liebsten im tiefen Sand fahre, wie die meisten niederländischen Fahrer.

Du bist nur eine Saison in der 125er-Klasse gefahren, bevor du in diesem Winter auf die 250er wechselst. Wie war das?

Es war nicht allzu schwierig. Sicherlich hatte ich im Winter ein paar Höhen und Tiefen, aber ich habe mich ziemlich schnell an die 250er gewöhnt. Es gibt immer noch ein paar Dinge, an denen ich arbeiten muss, aber ich lerne jeden Tag, und mit einer 250er hat man in der WMX sicher bessere Starts, und das ist wirklich wichtig.

Du führst sowohl in der Europameisterschaft als auch in der Weltmeisterschaft. Das ist ein hartes Programm?

Ja, im Moment ist das der Plan, also habe ich ungefähr zwölf Rennen. Vielleicht fahre ich auch ein paar niederländische Rennen; das hängt davon ab, ob alles passt und ob ich Zeit habe.

Wie trainierst Du zwischen den Rennen?

Normalerweise trainiere ich fünf Tage pro Woche, zwei Tage am Wochenende und drei Tage unter der Woche. Die meisten Fahrer machen nicht so viel, aber ich mache das, seit ich mit einem 65er Rennen fahre, und es hat immer funktioniert, also wollen wir so weitermachen. Wenn ich an einer Strecke ankomme, schaue ich sie mir an und entscheide dann, je nachdem, wie ich mich fühle, welches Training ich an diesem Tag mache. Ich gehe immer noch zur Schule; das ist nicht einfach, da man zu den Rennen reisen muss, also verpasse ich einige Tage. Zum Glück bin ich an einer Schule, an der es noch mehr Profi-Sportler gibt, so dass ich die Möglichkeit habe, zu trainieren.

Wann und wie hast du mit Motocross angefangen?

Mein Vater fuhr GP-Rennen, dann hatte mein älterer Bruder ein Dirt Bike und als ich vier Jahre alt wurde, bekam ich eine PeeWee. Am Anfang mochte ich es nicht wirklich, aber dann bekam ich ein 50ccm-Motorrad, und seitdem macht es mir immer mehr Spaß, zuerst nur beim Training, aber dann auch bei einigen Rennen.

Letztes Jahr bist du bei der 125er-Europameisterschaft bei den Jungs mitgefahren; macht das Spaß?

Ja, es macht mir Spaß und ich hoffe, dass ich in Zukunft einige MX2-Rennen bestreiten kann; das ist eines meiner Ziele. Ich möchte wirklich wieder mit den Jungs kämpfen; ich glaube nicht, dass ich das dieses Jahr tun werde, aber in der Zukunft hoffe ich, dass ich es wieder tun kann. Einigen Jungs gefällt, was ich mache, anderen nicht so sehr, aber das ist kein Problem für mich.

Erzähl uns ein paar Worte über Dein Set-up?

Wir arbeiten innerhalb der Familie zusammen; ich habe einen wirklich guten Mechaniker und ich trainiere immer mit meinem Vater. Meine Mutter kommt zu allen Rennen und mein Bruder kommt auch zu vielen Rennen. Wir sind ein kompaktes Team, aber wir beweisen, dass das ausreicht, um an der Weltspitze zu kämpfen!