Justin Bogle im MXNEWS-Online Interview
Justin Bogle kam, sah und stürzte beim Supercross in Dortmund. Dabei sollte und wollte er der König werden, doch die ungewöhnlichen Gegebenheiten des deutschen Supercross haben wieder gezeigt, warum ein guter Name aus den USA keinen Erfolg garantiert. Wir haben mit dem Amerikaner über seine Karriere voller Verletzungen, Musik und die Franzosen gesprochen.
MXN: Hallo Justin, erzähl uns bitte, wie es am Freitag zu deinem Sturz kam.
Justin Bogle: Ich hatte keinen guten Start ins Heat Race und stürzte direkt zu Beginn. Ich nahm das Rennen von ganz hinten wieder auf und es war klar, dass die Chance auf die direkte Quali weg war. Ich weiß gar nicht, warum ich noch versucht habe, Leute zu überholen. Aber egal. Es ist immer schwer von hinten nach vorn zu kommen und auf einer so engen Strecke mit langsameren Fahrern zu kämpfen. Ich habe versucht mich hineinzuarbeiten und ging dann in den Whoops über den Lenker. Dabei verletzte ich mich an der Schulter und das Wochenende war gelaufen. Ich werde nach Hause fliegen und dort checken lassen, was genau kaputt ist.
MXN: Es muss doch sehr enttäuschend für dich sein, oder?
Justin Bogle: Ja natürlich. Ich kam hier her, um Rennen zu fahren und König von Dortmund zu werden. Das war das Ziel und ich kann es dieses Jahr nicht erreichen, aber so ist nunmal der Sport. Es ist nicht ideal, aber du kannst das Gute nicht ohne des Schlechte erreichen. Eins ist aber klar: Ich habe hier in Dortmund etwas wiedergutzumachen und werde 2024 wiederkommen! Bis dahin habe ich hier trotzdem eine gute Zeit mit den wunderbaren Menschen vom Team Sarholz und natürlich den Fans.
MXN: Schauen wir in deine Vergangenheit. Du warst 2014 East-Coast-Champ und wurdest 2015 Vize. Du hast sogar einen Nationals-Lauf bei den 450ern gewonnen. Hört sich alles gut an, aber deine Karriere war leider auch geprägt von Verletzungen. Wie siehst du das?
Justin Bogle: Es begann schon bevor ich meinen Titel holte. Bereits in meiner Rookie-Saison musste ich mich am Knie operieren lassen und verpasste die 2013er SX-Saison wegen einer Verletzung am Handgelenk. Selbst in meinem Titeljahr 2014 konnte ich fast nicht fahren, da ich mir zuvor den Rücken brach. Es ist dann schwer von den Verletzungen wegzukommen, denn eine Verletzung führt oft zur nächsten usw. Man wird zum Magnet für Verletzungen. Doch hat mich das enttäuscht? Nein, nicht wirklich, denn ich habe immer mein Bestes gegeben und hart gearbeitet. Man, ich liebe Racing, ich liebe den Wettkampf und ich liebe es, um Siege zu kämpfen. Genau deshalb wird meine Karriere auch noch weitergehen.
MXN: War die Strecke hier in Dortmund die kleinste, die du jemals gefahren bist?
Justin Bogle: Einfache Antwort: Ja! Zu meinen 65er-Zeiten fuhr ich auf derart engen Tracks, aber seitdem ich meinen eigenen Track mit ca. einer Minute Rundenzeit hatte, fuhr ich natürlich da. Es ist aber nicht nur die Größe, sondern auch der Boden. Man, ich kann dir sagen – der hat Grip! Er ist extrem klebrig und fordernd und in Kombination mit der Enge extrem schwierig. Es ist eine andere Art von Racing hier und die Jungs kennen das. Für mich ist diese Konstellation eine spannende Herausforderung.
MXN: Wie denkst du über die WSX?
Justin Bogle: Die World Series ist vor allem für Athleten wie mich sehr gut und eine echte Alternative. Auch wenn ich kein Glück hatte, hat sie mir Spaß gemacht und ich werde dieses Jahr dort wieder für MDK an den Start gehen. Ich habe den Speed dafür und werde mich nach meiner Verletzung entsprechend auf die Saison vorbereiten. Mein Fokus liegt auf der WSX. Ich will vorne mitfahren, das ist klar!
MXN: Du machst auch Musik und hast bereits zwei Alben veröffentlicht. Ist das nur ein Hobby von dir oder kannst du auch Geld damit verdienen?
Justin Bogle: Bisher ist es nur ein Hobby. Ich habe meine Alben auf Spotify und Apple Music veröffentlicht und entweder die Leute hören es, oder eben nicht. Wenn nicht, ist es fein für mich. Für mich ist es auch eine Art Therapie außerhalb vom Racing, um mich abzulenken oder auch mit den Verletzungen um zu gehen. Ich habe es schon immer genossen Texte zu schreiben und zu singen und wer weiß, vielleicht nehme ich das eines Tages etwas ernster. Momemtan liegt mein Fokus jedoch auf Supercross, denn meine Karriere ist noch nicht vorbei. Wer weiß, wo meine Reise noch hinführt.
MXN: Sind die Nationals für dich noch ein Thema?
Justin Bogle: Ja klar, wenn ich ein Angebot dafür bekomme, bin ich dabei. Ich liebe es, die Nationals mit einem guten Team zu fahren. Man weiß nie.
MXN: Was hältst du von den Franzosen?
Justin Bogle: Die Jungs sind echt gut auf solchen Strecken. Sie sind den Boden und die Enge gewöhnt und trainieren dies regelmäßig. So ist es für uns US-Boys schwierig, hier rüberzukommen und gegen sie zu fahren. Wir haben viel Respekt für sie, aber auch im Hinterkopf, dass hier hart gefahren wird und jeder jeden abschießen kann.
MXN: Wer sind deine Bros im Paddock? Colt Nichols offensichtlich, denn du trägst gerade seinen Merch.
Justin Bogle: Ja genau, Colt ist einer meiner besten Freunde seit wir klein sind. Egal ob beim Racing oder nicht. Dann ist da noch Derek, der einige Jahre mein Mechaniker war und zu einem echten Freund wurde. Er ist auch hier in Dortmund mit dabei. Mein Freundeskreis ist eine kleine Gruppe von Leuten, die ich ohne Dirtbikes wohl nicht getroffen hätte.
Vielen Dank für deine Zeit und gute Besserung!