Jorge Prado: Auf dem Prüfstand – Supercross oder Superflop?

Jorge Prado steht in der Kritik. / Foto: Kawasaki
Es gibt Geschichten, die man immer wieder hört – und irgendwie scheint nun auch Jorge Prado genau in diese Kategorie zu fallen. Ein hoch talentierter Fahrer aus der Motocross-Weltmeisterschaft, der sich den Einstieg in den Supercross-Sport einfacher vorgestellt hat. Wir sprechen hier nicht von irgendeinem „Motocross-Nobody“, sondern von einem vierfachen Weltmeister, der in den USA zu den ganz Großen aufschließen wollte. Doch statt auf die Überholspur zu wechseln, findet sich der Spanier in einem gefährlichen Abseits wieder.
Ein Supercross-Albtraum
Was mit dem Wechsel zu Kawasaki als vielversprechender Schritt in die USA begann, endete für Prado kürzlich mit einer schmerzhaften Niederlage: Ein schwerer Sturz beim Supercross-Rennen in Anaheim 2, der ihn nun für den Rest der Supercross-Saison aus dem Rennen nimmt. Schulteroperation, Reha, Ungewissheit. Kaum ein Monat nach dem Start in seine erste Supercross-Saison ist Jorge Prado auf der Bank – ein Bild, das den Fans und auch den Experten längst, wie in anderen Fällen schon erlebt, nicht mehr fremd ist. Prado ist talentiert, keine Frage, doch in einem Rennen, das Präzision und Technik verlangt, wirkt er zunehmend wie ein Fremdkörper.
Die Whoops und die Wahrheit: Prado hat’s einfach nicht drauf
Prado mag in der MXGP glänzen, doch in den Whoops – den technischen Hürden des Supercross – wirkte er hilflos. Die versprochenen „Supercross-Fähigkeiten“ hat er in seinen bisherigen Rennen nicht wirklich gezeigt. Statt zu skimmen, wie es Supercross-Fahrer tun sollten, geht Prado lieber den einfacheren Weg und springt über die Whoops. Doch das geht auf Dauer nicht gut – nicht nur, weil er so teils wertvolle Zeit, sondern weil er das Vertrauen in seine Fähigkeiten verliert.
„Natürlich war es beim A1 schneller, die Whoops zu springen, aber du bist jetzt ein Supercross-Fahrer und die skimmen die Whoops, wir machen diesen Scheiß nicht“, so der ehemalige GP- und AMA-Star David Vuillemin.
Wer in den Whoops nicht glänzt, verliert nicht nur Rennen, sondern auch den Respekt der Fans.
„Ein Supercross-Fahrer? Ich glaube nicht!“
Vuillemin hat genug. Er ist sich sicher, dass Prado kein echter Supercross-Fahrer ist – und das wird immer offensichtlicher. In einem kürzlichen Interview zog der Franzose den Vergleich zu Vince Friese – der eher durch rüde Fahrmanöver als durch Talent auffällt. „Prado macht das gleiche, was Friese tut: Er blockiert und fährt den anderen in die Quere“, so Vuillemin. Eine bittere Wahrheit für Prado, der sich nun der immer lauter werdender Kritik stellen muss.
Was ist da los mit dem Spanier? Warum schafft er es nicht, sich den Anforderungen der Supercross-Saison zu stellen, wie es andere Fahrer tun?
Das Problem heißt Disziplin und Training
Wenn man amerikanischen Medien glauben kann, scheint Jorge Prado zu glauben, dass man als Topfahrer in der Supercross-Welt auch ohne echte Technik und Disziplin durchkommt – aber diese Rechnung geht nicht auf. Wenn er wirklich mit den Großen mithalten will, muss er erkennen, dass Supercross mehr verlangt als nur Talent und schnelle Rundenzeiten auf den üblichen Strecken. Intensive Trainingsmethoden, das ständige Feilen an der Technik und der unermüdliche Wille, sich zu verbessern – all das fehlt bislang. Dass er stattdessen Zeit mit Podcasts und anderen „Nebensächlichkeiten“ verbringt, lässt tief blicken. Wer ernsthaft Supercross fahren möchte, muss sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren – und das bedeutet auch, die Whoops zu meistern.
„Hör auf, Podcasts mit Leuten zu machen, und trainiere in den Whoops. Wenn du irgendwo einen Podcast machst, kannst du an dem Tag nicht fahren, richtig?“, so ein verärgerter Vuillemin.
Prado auf der Überholspur? Eher nicht!
Im Moment sieht es nicht danach aus, als ob Prado den Sprung in die Supercross-Elite schaffen wird. Durch seine Auszeit wird er die gesamte Supercross-Saison verpassen und sich erst wieder zum Auftakt der Pro Motocross Meisterschaft zurückmelden, einen Bereich wo er sich wohler fühlen dürfte.