Henry Jacobi – Eine Standard KTM ist aus der Kiste renntauglich

Henry Jacobi im Interview

Henry Jacobi im Interview / Foto: SevenOnePictures

Henry Jacobi, Deutschlands schnellster MXGP Pilot, befindet sich seit kurzem in der Vorbereitung auf die Motocross Saison 2023. Der Sarholz KTM Pilot wird im kommenden Jahr alle Läufe der ADAC MX Masters Serie, sowie europäische MXGP Veranstaltungen bestreiten. Nach seinem Wechsel vom JM Honda Racing Team zu Sarholz KTM fand der nicht nur ein neues Zuhause. Wir baten Henry zu einem kleinen Gespräch und der Mann aus Bad Sulza stellte sich unseren Fragen.

MXN: Henry, Deine Wohnsituation hat sich ja durch deinen Teamwechsel etwas verändert. Daher dürfte Lommel der Vergangenheit angehören. Wo hast Du nun eine Zelte aufgeschlagen?

Henry Jacobi: „Ich wohne jetzt in Oberhausen und habe so die Nähe zu meinem Fahrtrainer, Christoph Selent. Es ist nicht so weit zu Sarholz und mein Mechaniker wohnt bei Christoph. Ziel war es den Kreis so klein wie möglich zu halten, wo man immer mal sein muss. Daher kam ich zu dem Entschluss, dass Oberhausen das perfekte Drehkreuz wäre.“

MXN: Beim ADAC MX Masters in Drehna, hattest Du deinen ersten Auftritt für das Sarholz KTM Team in diesem Jahr. Seit dem sind nun gut zwei Monate vergangen. Wie läuft es im neuen Team und welche Unterschiede gibt es zum alten Team, JM Honda Racing?

Henry Jacobi: „Bei den Cross-Finals hatte Benzim das Gespräch noch angeleiert und sagte, „warum wollt ihr euch für das nächste Jahr nicht mal unterhalten, ich denke da bekommt man was Cooles hin.“ Und tatsächlich haben wir etwas Cooles hinbekommen. Die Unterschiede zu JM Honda Racing sind, dass alles etwas komplizierter wird, im Sinne von, ich muss mich um vieles selber kümmern. So muss ich mich selber um meinen Mechaniker kümmern, habe aber die Freiheit meinen Fahr- und Fitnesstrainer selber wählen zu können. Christoph und ich entscheiden wo wir trainieren gehen, was wir machen und welche Vorbereitungsrennen wir fahren. Mir werden mehr Freiheiten überlassen und ich kann auch fast alles entscheiden.“

Eine Standard KTM ist aus der Kiste renntauglich

MXN: Das Dir die Umstellung von der Honda auf die KTM recht gut gelungen ist, davon konnten sich die Fans bereits in Drehna überzeugen. Damals hattest Du noch von einem seriennahen Bike gesprochen. Wie ist da der Stand der Dinge. Hat Dein Bike einige Upgrades erhalten?

Henry Jacobi: „In Drehna bin ich, wie gesagt, mit einem kompletten Serienbike gefahren. Absolut Standard. Drauf gesetzt und losgefahren, was wirklich sehr gut funktioniert hat. Nun haben wir mit ORS fahrwerkstechnisch einen Schritt nach vorn gemacht, der auch recht wichtig war. Für ein gutes Wintertraining haben wir das perfekte Setup gefunden. Alles andere ist weiterhin Standard. Schlicht und ergreifend weil die Standard KTM 2023 sehr gut funktioniert. Ich habe kleinerlei Leistungsprobleme, oder Probleme mit einem Standard Auspuff zu fahren. Eine Standard KTM ist halt aus der Kiste renntauglich.“

MXN: Nach einer kurzen Off-Season steht die Vorbereitung auf die Saison 2023 an. Wie bereitest Du dich auf die neue Saison vor und findet dein Training ausschließlich in Deutschland statt, oder zieht es dich auch nach Italien, oder Spanien?

Henry Jacobi: „Mein Plan ist in Deutschland zu bleiben, solange es vom Wetter her noch geht. Im Februar wird es mich nach Italien, in Richtung italienische Meisterschaft, ziehen. Da ich ja wieder mit Christoph zusammenarbeite und er Maximilian Werner bei Fantic betreut, werden wir da wohl eine große Gruppe sein.“

MXN: Hauptaugenmerk dürfte in diesem Jahr das ADAC MX Masters sein. Freust Du dich nach deinem Titelgewinn 2018, wieder die komplette Saison fahren zu können?

Henry Jacobi: „Einer der Gründe warum ich überhaupt zum Sarholz KTM Team gewechselt bin war, dass ich wieder ADAC MX Masters fahren kann. Ich freue mich extrem darauf wieder vor den deutschen Fans, deutsche Rennen bestreiten zu können. Es ist cool den Fans in ganz Deutschland etwas zurück zu geben, die vielleicht nicht zum MXGP nach Teutschenthal oder Loket kommen. Ich habe da immer noch alte Freunde und bekannte Gesichter auf die ich mich immer wieder freue. Die komplette Saison zu fahren wird sicher cool und die Strecken beim ADAC MX Masters sind immer ziemlich geil.“

MXN: Für viele deiner Fans gehörst Du zum Favoritenkreis in der Masters Klasse. Wie realistisch siehst Du die Chance am Ende der Saison ganz oben auf dem Treppchen zu stehen?

Henry Jacobi: „Ich verstehe das natürlich, dass ich in der Master Klasse zu den Favoriten gehöre. Mein Ziel sollte es auch sein den Masters Titel zu gewinnen, allerdings will ich jetzt nicht sagen, dass das mein Hauptziel ist. Es kann auch passieren, dass ich eine mega Saison fahre und am Ende „nur“ Zweiter, oder Dritter bin. Ich denke es haben schon einige Leute probiert zu sagen, ich komme hierher um den Master Titel zu gewinnen, und am Ende haben sie ihn nicht gewonnen. Ich will nicht dazu gehören. Mein Ziel ist es Rennen für Rennen auf dem Treppchen zu stehen, und wenn es geht ganz oben.“

MXN: Neben den Masters wirst Du selbstverständlich wieder an Rennen der MXGP teilnehmen und hier um die Punkte fahren. In welchem Rahmen streben Du und das Sarholz KTM Team die Teilnahme an der Weltmeisterschaft an? Stehen Überseerennen zur Debatte?

Henry Jacobi: „Weder Sarholz, noch ich haben Interesse an Überseerennen teilzunehmen. Da gibt es schlicht und ergreifend eine ganz einfache Rechnung. Die Rechnung bedeutet, Ausgaben gegen Einnahmen. Da ist einfach nur ein ganz großes Minus bei Überseerennen. Die anderen GP Teilnahmen möchte ich mir noch offen lassen. Das entscheiden das Team und ich wenn es soweit ist.“

MXN: Mit 26 Jahren gehörst Du zu den erfahreneren MXGP Piloten.Wie lange möchtest Du noch in der Weltmeisterschaft aktiv sein und was für Ziele hast Du für die Saison 2023?

Henry Jacobi: „Mit 26 Jahren gehöre ich vielleicht zu den erfahreneren MXGP Piloten, aber ich fühle mich noch nicht alt. Ich fühle mich eigentlich noch sehr jung und probiere noch so lange wie möglich in der Weltmeisterschaft aktiv zu sein, solange ich damit noch Geld verdiene. Allerdings wird es von Jahr zu Jahr immer schwerer in der MXGP Geld zu verdienen, wenn du nicht gerade um das Podium fährst.“

MXN: Das MXoN findet 2023 in Erneé / Frankreich statt, auf einer Strecke, an die Du sehr gute Erinnerungen hast. Hier konntest Du dein erstes Qualifying-Race in der Weltmeisterschaft gewinnen. Hoffst Du im kommenden Jahr genau auf dieser Strecke für Deutschland starten zu können, um diese unglaubliche Performance zu wiederholen?

Henry Jacobi: „Da ich mir in diesem Jahr die schöpferische Pause geleistet habe, hoffe ich natürlich im nächsten Jahr Deutschland wieder vertreten zu dürfen. Das ist für mich auf jeden Fall ein Ziel, aber da wir in der Masters Klasse alle um die Nominierung fahren, hoffe ich berücksichtigt zu werden.“