GP-Fahrer üben Kritik an der eigentlich wunderschönen Strecke im schwedischen Uddevalla und bringen dabei klare Punkte und Argumente.

Auch Uddevalla-Sieger Jeremy Seewer übte Kritik. / Foto: SevenOnePictures

Die eigentlich wunderschöne Strecke im schwedischen Uddevalla erntete nach diesem Wochenende harsche Kritik von den Fahrern. Interessant dabei ist, dass dies nicht am Schlamm lag, wie die Fahrer betonten.

Kaum Überholmanöver

Die 1.620 Meter lange Strecke bot an diesem Wochenende kaum heiße Rennaction, was vor allem daran lag, dass man kaum überholen konnte. Selbst den besten Fahrern der Welt viel dies schwer. Die Lapcharts der WM-Rennen belegen dies, denn dort sind kaum Veränderungen zu verzeichnen.

So gewann der ohnehin schon extrem wichtige Start dieses Wochenende noch mehr an Bedeutung, denn wer vorne war, blieb es in der Regel auch. Doch lag dies wirklich am Track oder nur am Regen? Hören wir, was die Fahrer dazu sagten.

Romain Febvre begann mit der Kritik

Romain Febvre brachte die Diskussion ins Rollen, als er seine Kritik in der Pressekonferenz zum Ausdruck brachte:

„Die Strecke war extrem einspurig und es war unmöglich zu überholen. Ich frage mich, was wir hier machen, das ist kein Motocross! Das ist nicht schön für alle, nicht für uns und auch nicht für die Zuschauer“, so der Franzose.

Auch seine Kollegen äußerten sich dazu und betonten, dass es nicht nur am starken Regen von Sonntagnacht lag. So zum Beispiel Schweden-Sieger Jeremy Seewer, der gleich noch detaillierter auf die Probleme einging:

„Die Strecke war ein Desaster und die Vorbereitung einfach nicht gut!“

Das griff Jorge Prado ebenfalls auf, der sagte, dass er sich bereits am Freitag beim Trackwalk über die mangelnde Vorbereitung wunderte und auch am Sonntag diverse unnötige Löcher vom Samstag wiederfand.

Seewer fuhr hingegen fort mit detaillierer Kritik:

„Letztes Jahr hatten wir hier oftmals auch außen viele gute Spuren, dieses Wochenende waren dort hingegen oft Off-Camber-Kurven (Anm. d. Red. nach außen abfallende Kurven). Das machte nahezu jede Kurve einspurig, da dort außen fahren deutlich langsamer war“, schilderte der Schweizer seine Gedanken.

Doch auch die allgemeine Vorbereitung und besonders der Start stoßen Jeremy auf:

„Die Art und Weise, wie die Strecke prepariert wurde, kann geändert werden. Es sind kleine Dinge, die zu besseren Bedingungen führen können. Übrigens war auch der Start super gefährlich, obwohl ich es zuvor bereits angesprochen hatte. Unser Start wurde um ein paar Minuten verschoben, um die Gerade und Kurve sicherer zu machen und es wurde trotzdem nicht gut gemacht. Wenn etwas gemacht wird, dann macht es richtig. Das ist nicht professionell.“

Die allgemeine Bearbeitung der Tracks sprach auch Jorge Prado an, der in ein ähnliches Horn wie Seewer blies:

„Für mich ist einfach: sie müssen mehr an den Strecken machen, denn davon habe ich hier in Uddevalla nichts gesehen. Sie müssen hier lernen mit dem Boden richtig umzugehen und die Strecke öffnen. Es wäre gut, wenn sie sich anschauen, wie es in den USA gemacht wird“, argumentierte der Spanier.

Schaut man sich die Tracks in den USA an und wirft ein Blick auf die letzten 15 bis 20 Jahre, stellt man fest, dass die Böden mittlerweile ziemlich gleich sind. Fast überall wird Erde in die Strecken eingearbeitet, so dass sie mittlerweile fast überall den berühmberüchtigten Werksboden haben.

Einheitsbrei in den USA?

Ein gutes Beispiel ist Unadilla, oder wie von Ricky Carmichael einst „uNOdilla“ genannt. Der G.O.A.T. fuhr in seiner Abschiedssaison nur vereinzelte Nationals und Unadilla war keins davon. Grund dafür war der harte Boden und besonders die vielen Steine auf dem legendären Track. Heute sind die Steine stark reduziert worden und der Boden wurde über die Jahre stetig erneuert. Ein weiteres Beispiel ist Red Bud, wo der Track über die letzten Jahre immer mehr Sand verpasst bekam.

In der WM hingegen haben wir da schon mehr Abwechslung, was die Böden angeht. Vom sandigen Lommel bis hin zu sehr harten Böden in Maggiora oder in Spanien. Die Fahrer müssen hier vielseitiger sein, um am Ende den Titel zu holen, als in den USA.

Zurück nach Uddevalla, wo auch Jeffrey Herlings nicht zufrieden war:

„Die Strecke war nicht die beste heute und ich denke, dass viele Fahrer diese Meinung teilen werden. Ich hatte im ersten Lauf nicht den besten Start und fuhr von 15 auf 8 vor, obwohl es nahezu unmöglich war zu überholen.“

Möglich machte es Herlings zum Beispiel dadurch, dass er bei Sprüngen heftig ins Flat sprang um so an Mitch Evans vorbei zu kommen. Außerdem sagte der Niederländer:

„Man konnte sehen, dass viele von uns Top-Fahrern nach dem Start einfach an ihrer Position feststeckten. Ich hoffe die Strecken werden wieder besser, so dass wir eine gute Show liefern können.“

Cool hingegen fand die Strecke grundsätzlich unser deutsches Aushängeschild Simon Längenfelder, dennoch übte auch er auf unsere Nachfrage hin Kritik:

„Ich finde die Strecke cool und sie ist grundsätzlich nicht schlecht. MXGP hat die Strecken dieses Jahr sehr oft sehr schlecht vorbereitet. Wenn man mal nach Amerika schaut, zum Beispiel dieses Wochenende, und allgemein wie die Strecken dort aussehen im Vergleich. Wir haben bessere Strecken hier in Europa als im Kalender stehen, aber MXGP schaut manchmal vielleicht ein bisschen zu viel aufs Geld. Also Europa hat viele schöne Strecken, aber wir nutzen nicht immer die schönsten.“

Es bleibt also festzuhalten, dass die Fahrer zunächst nur die Preparation hier in Uddevalla kritisierten, woraus sich ein allgemeiner Unmut über die generelle Bearbeitung über die Strecken im GP-Kalender entwickelte.

Die Schweden haben die nächsten drei Jahre Zeit zu zeigen, dass sie es besser können, denn ihr Vertrag mit Infront wurde am Wochenende bis 2026 verlängert.

1 thought on “GP-Fahrer üben Kritik an Uddevalla

  1. Am Mittwoch stand die Strecke noch komplett unter Wasser und der Veranstalter konnte 2 Wochen lang gar nichts präparieren. Deshalb Hut ab vor den Schweden, welch Klasse Veranstaltung sie hingezaubert haben. Das einzige was es zu meckern gibt ist mal wieder das erbärmliche Fahrerfeld mit 19 Startern in der MX 2 und 26 Startern in der MXGP. Das ist absolut unwürdig, aber wenn sich ein paar wenige die Taschen vollmachen, auf Kosten der restlichen Fahrer, leider nicht zu verhindern. Die beiden EMX-Klassen waren auch proppevoll und es gab spannende Rennen. Darüber sollten die Herren mal nachdenken.

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