Erster Test: Ducati Desmo450 MX

Ducati Desmo450 MX MJ 2026

Ducati Desmo450 MX MJ 2026. / Foto: Ducati

Ducati und Motocross – zwei Begriffe, die bislang kaum miteinander verbunden wurden. Doch mit der brandneuen Desmo450 MX, dem allerersten Motocross-Bike aus Borgo Panigale, beginnt für die italienische Edelmarke ein völlig neues Kapitel. Beim globalen Presse-Launch in Faenza, Italien, wurde das Modell auf dem traditionsreichen Kurs im 04 Park Monte Coralli erstmals auf Herz und Nieren getestet – mit überraschend klaren Ergebnissen.

Ein großer Name, ein mutiger Schritt

Dass Ducati Racing kann, ist unbestritten – schließlich dominiert die Marke sowohl in der MotoGP als auch in der Superbike-Weltmeisterschaft mit Innovationskraft und Performance. Doch im Motocross wagt Ducati Neuland. Genau deshalb war der Moment, in dem der E-Starter der Desmo450 MX zum ersten Mal gedrückt wurde, von einer besonderen Mischung aus Neugier, Vorfreude und Respekt geprägt.

Erster Fahreindruck: Ducati-Power – aber anders

Schon bei den ersten Metern auf der Strecke wurde klar: Dieses Bike hat nicht nur Leistung, sondern auch Charakter. Dank der desmodromischen Ventilsteuerung, einem der bekanntesten Merkmale aus Ducatis Rennsport-Genetik, entfaltet der Motor seine Kraft besonders gleichmäßig. So kommt das Drehmoment kraftvoll aus dem unteren Bereich, während sich die Leistung bis in hohe Drehzahlen seidenweich aufbaut – und das ohne das sonst übliche abrupte Einsetzen des Drehzahlbegrenzers. Stattdessen überdreht der Motor harmonisch und bleibt dabei stets kontrollierbar.

Getriebeabstimmung: Zweiter ist das neue Dritte

Die serienmäßige 13/49er-Übersetzung fiel direkt positiv auf: Der zweite Gang wirkte ungewöhnlich lang und kräftig – fast wie ein klassischer dritter Gang bei anderen Bikes. Dadurch funktionierte er sowohl in engen Kurven als auch auf schnellen Passagen hervorragend. Währenddessen testete Tony Cairoli, einer der Hauptfiguren in der Entwicklungsphase, beim Launch eine 14/51er-Übersetzung, was zeigt, wie fein Ducati auf Fahrerfeedback eingeht – und gleichzeitig Raum für individuelle Anpassungen lässt.

Showa-Fahrwerk: Sportlich, sensibel, schnell abgestimmt

Das verbaute Showa-Fahrwerk präsentierte sich sportlich straff, ohne dabei zu hart zu wirken. Mit nur wenigen Änderungen – beispielsweise beim Durchhang – ließ sich das Handling spürbar anpassen. Bereits ein gering veränderter Durchhang oder zwei Klicks an der Druckstufe reichten aus, um das Fahrverhalten deutlich zu beeinflussen. Das zeigt: Ducati hat hier ein hochwertiges und sensibel ansprechendes Setup gewählt, das sich an ambitionierte Fahrer richtet.

Rahmen und Ergonomie: Superbike-Know-how trifft Offroad

Der Rahmen besteht aus nur 11 Hauptelementen, was sowohl Gewicht spart als auch die Wartung erleichtert. Die dadurch erreichte Massenzentralisierung sorgt für ein stabiles, aber dennoch agiles Fahrverhalten – besonders in Bremswellen oder bei schnellen Richtungswechseln. Ergänzt wird das Ganze durch einen verschraubten Aluminium-Heckrahmen, der sowohl robust als auch reparaturfreundlich ist.

Ergonomisch überzeugt die Ducati Desmo450 MX mit einem neutralen und ausgewogenen Setup. Allerdings ist die Sitzbank in der Mitte etwas eingesunken, was es bei aggressiver Fahrweise erschwert, weit genug nach vorne zu rutschen. Hier werden sich einige Fahrer wahrscheinlich eine andere Sitzbank wünschen.

Elektronik: Hightech trifft Dirt – Ducati-Style

Ducati wäre nicht Ducati, wenn das Bike nicht auch mit modernster Elektronik ausgestattet wäre. So bietet die Desmo450 MX verschiedene Mappings, eine funktionierende Traktionskontrolle sowie einen Quickshifter – allesamt Features, die in dieser Klasse das Maß der Dinge sind. Besonders beeindruckend: Im aggressiven TC-Modus liefert die Traktionskontrolle spürbar mehr Sicherheit auf rutschigen oder harten Streckenabschnitten.

Darüber hinaus lässt sich das gesamte Mapping per App individuell anpassen – inklusive Motorbremse und Ansprechverhalten. Damit sind auch ambitionierte Fahrer oder Profis in der Lage, das Setup genau auf ihre Bedürfnisse zuzuschneiden.

Bremsen, Kupplung, Reifen: Top-Komponenten an allen Ecken

Gebremst wird mit Brembo-Sätteln und Galfer-Bremsscheiben, was sowohl in Sachen Dosierbarkeit als auch bei der Standfestigkeit überzeugt. Auch die hydraulische Mehrscheibenkupplung von Brembo bietet exzellentes Feedback. Bei den Reifen setzt Ducati auf Pirelli Scorpion MX32 – vorne in 80/100-21, hinten in 110/90-19.

Technische Daten – Ducati Desmo450 MX (Modelljahr 2026)

  • Hubraum: 449,6 cm³
  • Leistung: 63,5 PS (46,7 kW) bei 9.400 U/min
  • Drehmoment: 53,5 Nm bei 7.500 U/min
  • Motortyp: Einzylinder-Viertaktmotor mit desmodromischer Ventilsteuerung
  • Bohrung/Hub: 96,0 mm x 62,1 mm
  • Getriebe: 5-Gang-Schaltung
  • Anlasser: Elektrostarter
  • Kupplung: Hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung von Brembo
  • Vorderradfederung: 48 mm Showa-Schraubenfeder-Gabel
  • Hinterradfederung: Showa-Federbein mit Umlenkung (Linkage-System)
  • Vorderradbremse: Brembo-Bremssattel mit 260 mm Galfer-Bremsscheibe
  • Hinterradbremse: Brembo-Bremssattel mit 240 mm Galfer-Bremsscheibe
  • Reifen: Pirelli Scorpion MX32
  • Gewicht (fahrfertig, ohne Kraftstoff): 104,8 kg
  • Sitzhöhe: 970 mm
  • Preis: 12.490 Euro (zzgl. 345 Euro Transportkosten)
  • Verfügbarkeit: Ab Juli 2025
  • Weitere Informationen: www.ducati.com