Zu schlechte Bedingungen in Europa: Pierer Gruppe streicht 300 Stellen

Die Pierer Mobility Gruppe, zu der auch KTM gehört, streicht bis zu 300 Stellen.

Die Pierer Mobility Gruppe, zu der auch KTM gehört, streicht bis zu 300 Stellen. / Foto: Pierer-Mobility-AG

Es sind überraschende Nachrichten von KTM nach Jahren, in denen vor allem Erfolgs- und Wachstumsmeldungen vom österreichischen Motorradhersteller kamen: Die Pierer-Mobility-Gruppe, zu der unter anderem KTM und Husqvarna gehören, plant im kommenden Jahr den Abbau von 300 Arbeitsplätzen in Österreich. Gleichzeitig wird ein Teil der Produktion und Forschung nach Indien und China verlagert.

Die Entscheidung der Pierer-Mobility-Gruppe, zu der KTM und Husqvarna gehören, 300 Arbeitsplätze in Österreich abzubauen und Teile der Produktion sowie Forschung nach Indien und China zu verlagern, wird offenbar vor dem Hintergrund von wirtschaftlichem Druck und steigenden Kosten getroffen.

Stefan Pierer, CEO von Pierer Mobility, betont, dass es nicht primär um den Abbau von Arbeitsplätzen gehe, sondern vielmehr darum, den österreichischen Heimatstandort zu sichern, zu erhalten und gewinnfähig zu machen. Die hohe Inflation und die hohen Lohnabschlüsse erhöhen den Kostendruck, dem man durch Verlagerungen in andere Länder begegnen möchte.

Mittelklassemotorräder ausgelagert

Laut Berichten wird die preissensible Mittelklasse an Motorrädern mit einem Hubraum von 700 bis 900 Kubikzentimetern ausgelagert. Man erhofft sich damit die Wettbewerbsfähigkeit langfristig abzusichern. So sei die Zuliefersituation deutlich billiger als in Europa, und das bei einem deutlich niedrigeren Lohn- und Gehaltsniveau. Die Zulieferkosten wiederum seien ein wesentlicher Teil der Kostenstruktur der Pierer Mobility und damit von KTM. Das treffe die Vorlieferanten, denn irgendwo müsse produziert werden: „Und was China betrifft, hat es dort gerade für die Mittelklasse bessere Rahmenbedingungen als in Europa“, so Pierer-Mobility-Finanzvorstand Viktor Sigl.

Stefan Pierer konkretisiert die Gründe für die Entscheidung, Arbeitsplätze zu verlagern. Er verwies beispielsweise auf die gestiegenen Gehälter in Österreich. Die Gehaltssumme von 340 Millionen Euro werde im kommenden Jahr um zehn Prozent steigen, was 34 Millionen Euro entspricht. Er erklärt, dass diese zusätzlichen Kosten nicht einfach durch eine zehnprozentige Preiserhöhung der Motorräder ausgeglichen werden können. Stattdessen müsse man alternative Maßnahmen finden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Verlagerung von Produktion und Forschung in andere Länder ist eine solche Maßnahme, um den Kostendruck zu bewältigen.

Trotz hoher Verkausfszahlen folgt der Stellenabbau

Pierer Mobility verkaufte im ersten Halbjahr 2023 190.293 Motorräder (+16,5 Prozent). Der Absatz bei E-Bikes und Fahrrädern erhöhte sich um 39 Prozent auf 71.491. Vor allem im Europa seien die Geschäfte in beiden Divisionen gut gelaufen. So hieß es noch im August. Auch Personal hatte man damals im Vorjahresvergleich noch aufgebaut. Mit Blick auf das Gesamtjahr gab sich das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt noch optimistisch.

Um die Rentabilität der Gruppe zu sichern, wird das Management Kostenreduktionsmaßnahmen im Geschäftsjahr 2024 im zweistelligen Millionenbereich durchführen. So verkauft man die Fahrradmarken R Raymon und FELT. Auch die Abgabe der Sparte von Nicht-E-Fahrrädern wurde vom Vorstand eingeleitet. Der Vorstand hat den strategischen Beschluss gefasst, den Fokus noch stärker auf das Kerngeschäft Powered-Two-Wheelers (Motorräder und E-Bicycles) zu legen und sich auf die Premiummarken KTM, GASGAS und Husqvarna sowie MVAgusta zu konzentrieren.

In drei Wochen geht es dann dennoch für die Factory Teams beim Auftakt der Monster Energy Supercross Meisterschaft 2024 um die ersten Punkte der Saison 2024.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert