Zehn Minuten mit Antti Pyrhönen, dem KRT Team Manager
Die FIM MXGP-Weltmeisterschaft reist in zwei Wochen nach Finnland. Für Antti Pyrhönen, den Manager des Kawasaki Racing Teams, ist der sechzehnte Lauf in Hyvinkää von besonderer Bedeutung.
Antti ist seit zehn Jahren MXGP-Teammanager, nachdem er seine erfolgreiche Fahrerkarriere mit einem MX3-GP-Sieg in seiner Heimat Finnland gekrönt hatte. Motocross spielt in Anttis Leben seit seiner Kindheit eine wichtige Rolle; er entdeckte den Sport ganz in der Nähe, da seine Familie in Hyvinkää lebt.
„Das ist schon sehr lange her, aber ich erinnere mich daran, wie ich Motocross entdeckte, als wäre es erst gestern gewesen! Ich war sechs Jahre alt. In Hyvinkää fand ein Motocross-Grand-Prix statt, und schon vor dem Rennen ging ich mit meinem Vater dorthin, um den Fahrern beim Training zuzusehen. Die Fahrer machten auch ein Starttraining, und wir waren ganz nah am Start. Ich war so beeindruckt, dass ich mich sofort in den Sport verliebt habe. Es war das erste Mal, dass ich Motocross gesehen habe, aber seitdem dreht sich mein Herz nur noch darum“, erinnert sich Pyrhönen.
„Ich war süchtig nach Motocross, und jeden Tag fragte ich meinen Vater, wann wir wieder auf die Strecke gehen könnten. Später fand ein nationales Meisterschaftsrennen statt, und erneut beeindruckten mich der Sound, die Geschwindigkeit, die Sprünge und natürlich die Motorräder. Für ein junges Kind war das eine so starke Erfahrung.“
Die Winter sind in Finnland ziemlich lang, und das sind nicht die idealen Bedingungen, um einen Outdoor-Sport zu betreiben, aber Antti war das egal und er hatte nur eines im Kopf. „Der Winter kam und schon bald bat ich meinen Vater um ein Bike. Und so bekam zu Weihnachten ich ein altes Bike geschenkt. Es war so toll das ich nicht bis zum Frühling warten konnte um in den sandigen Gegenden zu fahren. Ich hatte mein Herz wirklich an Motocross verloren; jeden Tag fragte ich meinen Vater ‚Kann ich fahren?.“
Aufgrund seines zarten Alters konnte Antti noch nicht an Rennen teilnehmen, aber er trainierte Monat für Monat hart, um sich auf sein erstes Rennen vorzubereiten. „In Finnland konnte man damals mit 80-ccm-Motorrädern anfangen und in dem Jahr, in dem man seinen zwölften Geburtstag erreichte, Rennen fahren. Ich bin im September geboren, also konnte ich 1990 mit elf Jahren mit dem Rennsport beginnen. Da mein Vater mit seinem Geschäft beschäftigt war, hatte er keine Zeit, sich um den Papierkram und die Dokumente zu kümmern, also habe ich das ganz allein gemacht! Ich rief den Verband an, um mehr Informationen zu erhalten, und eines Tages kam ich mit dem kompletten Antrag zu meinem Vater.
Ich zeigte ihm meine Lizenz, die Unterlagen meines Motorradclubs, meine Anmeldungen für die Rennen und sagte ihm, dass wir Rennen fahren könnten! Bereits da kümmerte ich mich selbst um alle administrativen Unterlagen, und endlich konnte ich an meinem ersten Rennen in Kouvola teilnehmen. Ich ging mit großen Hoffnungen dorthin und erwartete, das Rennen zu gewinnen, aber es gab einige Jungs mit viel mehr Erfahrung, die mich um eine ganze Runde schlugen …. Ich war so enttäuscht; ich konnte nicht verstehen, dass ich nicht schnell genug war, aber das war natürlich normal, da ich keine Rennerfahrung hatte. So fing es an“, erklärte Antti, der dann hart daran arbeitete, immer konkurrenzfähiger zu werden. Die Tatsache, dass niemand in seiner Familie jemals Motocross gefahren ist, hat ihn nicht abgeschreckt, und dank seiner Hartnäckigkeit hat er sich Schritt für Schritt in die Welt der GP-Rennen vorgearbeitet.
„Von dort bis zu den GPs war es ein sehr langer Weg, zumal meine Familie keine Ahnung von Motocross hatte. Natürlich haben sie mich unterstützt, aber wir mussten uns alles selbst beibringen. Tatsächlich ging es ziemlich schnell, denn ich fuhr mein erstes Rennen 1990 und nahm bereits 1995 an meinem allerersten Grand Prix in Ruskeasanta in Finnland teil. Ich habe wirklich hart gearbeitet, und im Jahr 2000, als ich den 125-ccm-Europameistertitel gewann, konnte ich einen Profivertrag bei einem niederländischen Team unterschreiben.“
Von 2001 bis 2012 fuhr er GP-Rennen, wobei zwei Podiumsplätze beim Motocross der Nationen (2002 und 2003) und ein Doppelsieg beim finnischen MX3-GP in Vantaa auf dem Weg zum dritten Gesamtrang in der MX3-Weltmeisterschaft 2009 seine besten Ergebnisse waren. Antti fuhr während seiner Karriere für Privatteams, für Werksteams und schließlich in den letzten beiden Saisons für sein eigenes Team; er war schon immer gut organisiert, so dass dies eine weitere nützliche Erfahrung für ihn war.
„Es war wirklich hilfreich, schon in jungen Jahren so gut organisiert zu sein, vor allem, wenn man in Finnland lebt und alle Tickets, Fähren und so weiter organisieren muss, um zu den Rennen zu kommen. Auch in finanzieller Hinsicht war es nicht einfach, denn Finnland hatte Anfang der 1990er Jahre eine schwere Zeit, und es war sehr teuer, in Europa zu trainieren und Rennen zu fahren.“
„Man musste Sponsoren finden, die einen unterstützten, und all diese Erfahrungen helfen mir jetzt natürlich. Ich habe viel gelernt, indem ich beobachtet habe, wie die Teams arbeiten – sowohl die guten als auch die schlechten Dinge – und als ich Rennen fuhr, hatte ich in Finnland auch mein eigenes Unternehmen. Ich habe dieses Unternehmen geleitet, und es hat mir sehr geholfen zu wissen, wie man ein Unternehmen mit Finanzdokumenten usw. verwaltet, so dass ich mich bereit fühlte, die Rolle des Teammanagers zu übernehmen. Aber wir lernen immer noch jeden Tag dazu“, räumt er ein.
Er freut sich darauf, für einen Grand Prix bald in seine Heimatstadt zurückzukehren.
„Es ist wirklich schön, dass Finnland wieder in der Lage ist, einen GP zu organisieren, besonders in Hyvinkää. Für uns als Team macht es keinen Unterschied in Bezug auf die Arbeit, da wir ein Werksteam sind, das überall auf der Welt Rennen fährt, aber zumindest werde ich die Gelegenheit haben, meine Familie zum zweiten Mal seit Weihnachten zu sehen“, fügte er mit einem breiten Lächeln im Gesicht hinzu.
Als letzter finnischer Fahrer, der einen GP gewonnen hat (den MX3-GP von Finnland 2009 in Vantaa), würde er natürlich gerne in Zukunft mehr Landsleute bei GP-Rennen sehen.
„Wir haben einige berühmte Fahrer im Rallyesport und in der Formel 1, und wir hatten in der Vergangenheit auch sehr berühmte und starke Motocross-Fahrer. Es ist schwer zu erklären, warum wir im Moment keine jungen Fahrer haben, die über das europäische Niveau hinausgehen, aber natürlich wünsche ich mir, dass wir in Zukunft einige finnische Fahrer in der MXGP-Klasse sehen können“, schloss Antti.