Jago Geerts ist einer der Yamaha Werkspiloten, die den Japanern Stirnrunzeln bereiten dürften.

Jago Geerts ist einer der Yamaha Werkspiloten, die den Japanern Stirnrunzeln bereiten dürften. / Foto: Fullspectrum

Die bisherigen Leistungen der Yamaha-Werksteams in der laufenden Motocross-Weltmeisterschaft 2025 lassen viele Fragen offen. In beiden Klassen – MXGP und MX2 – hinken die „Blauen“ ihren eigenen Ansprüchen weit hinterher. Besonders im Vergleich mit den dominierenden KTM-Marken fällt die Diskrepanz deutlich aus.

MX2: Talent vorhanden, aber kein konstant konkurrenzfähiges Paket

Im MX2-Team setzen die Yamaha-Verantwortlichen auf vielversprechende Fahrer – mit bislang durchwachsenem Erfolg:

Thibault Benistant zeigt immer wieder seine Geschwindigkeit, doch fehlt es weiterhin an Konstanz über ein gesamtes Rennwochenende hinweg – geschweige denn über eine ganze Saison. Arco weckt jedoch bei ihm positive Erinnerungen – 2020 schaffte er als Wildcard-Pilot erstmals den Sprung aufs MX2-Podium.

Karlis Reišulis kämpft mit einer hartnäckigen Ellbogenverletzung, die ihn sichtlich einschränkt. Trotz beachtlichem Kampfgeist ist sein volles Potenzial derzeit nicht abrufbar. Aber auch er verbindet Arco mit einem persönlichen Highlight: seinem ersten EMX125-Podium.

Rick Elzinga liefert solide, aber selten herausragende Leistungen. In der Summe fehlt der letzte Schritt, um sich regelmäßig in der Spitzengruppe zu etablieren. Sein Fokus liegt in Italien nun auf Setup-Verbesserungen – passend, denn Arco ist der Ort seines GP-Debüts, bei dem er auf Rang 6 landete.

Im Vergleich zu den konstant starken Leistungen der KTM-, Husqvarna- und GASGAS-Piloten wirkt das Yamaha-Team aktuell chancenlos im Titelkampf der Nachwuchsklasse.

MXGP: Frühe Rückschläge und enttäuschende Resultate

Noch düsterer sieht es in der Königsklasse aus:

Maxime Renaux, auf dem Papier Yamahas stärkste Hoffnung auf den Titel, musste seine Ambitionen nach nur vier GPs bereits begraben. Eine notwendige Handoperation und ärztliche Startverbote warfen ihn früh in der Saison aus dem Rhythmus. Immerhin: Nach einer positiven medizinischen Rückmeldung ist seine Rückkehr in Arco (Pietramurata) geplant – ausgerechnet auf jener Strecke, auf der er 2021 seinen MX2-Weltmeistertitel holte.

Calvin Vlaanderen konnte bislang kaum Akzente setzen. Bemerkenswert: In mehreren Läufen lag er leistungstechnisch nur auf dem Niveau von Isak Gifting – Fahrer im privat geführten JK Yamaha Team. Mit Platz 4 im zweiten Lauf auf Sardinien meldete er sich endlich an der Spitze zurück. Arco könnte, wie schon 2024 mit Platz 2 im zweiten Rennen, erneut ein Wendepunkt werden.

Jago Geerts ist einer der Yamaha Werkspiloten, die den Japanern Stirnrunzeln bereiten dürften – und das aus mehreren Gründen. Als langjähriges Aushängeschild der Marke in der MX2 galt Jago Geerts nach seinem Aufstieg in die MXGP-Klasse als Hoffnungsträger für die Zukunft. Doch der Übergang in die Königsklasse verläuft bislang holpriger als erwartet.

Zwar blitzt Geerts’ technisches Können immer wieder auf, doch es fehlt an Konstanz und Durchschlagskraft. In der Gesamtwertung hinkt er sogar Valentin Guillod hinterher – einem Routinier auf einer nahezu serienmäßigen Yamaha. Dass ein Werksfahrer mit deutlich mehr Support und Entwicklungsressourcen hinter einem Privatfahrer liegt, wirft intern sicher unbequeme Fragen auf. Die anfängliche Euphorie ist der Ernüchterung gewichen – und Arco könnte nun zum entscheidenden Prüfstein werden: für Geerts selbst, aber auch für seine Stellung innerhalb des Yamaha-Teams.

Fantic als Sinnbild erfolgreicher Kontinuität

Interessanterweise sorgt derzeit ausgerechnet das von Louis Vosters geführte Fantic Factory Team, das auf Yamaha-Technik basiert, für positive Schlagzeilen: In der laufenden Saison konnten bereits mehrere Podiumsplätze eingefahren werden – die erkennbare Leistungssteigerung ist kaum zu übersehen. Vosters, der bis Ende 2023 noch das Yamaha-Werksteam leitete, scheint mit seinem neuen Projekt an alte Erfolge anzuknüpfen. Das Zerwürfnis mit Yamaha wirkt im Rückblick fast wie ein strategischer Fehler – Fantic verkörpert nun, was dem aktuellen Werksteam fehlt: klare Struktur, Leistungsfähigkeit und Konstanz.

Umbruch scheint unausweichlich

Angesichts dieser Bilanz ist nicht auszuschließen, dass Yamaha intern bereits über strukturelle Änderungen nachdenkt – sei es in Bezug auf Fahrer, Technik oder Management. Der Rückstand zur Konkurrenz ist deutlich und die Erwartungen an ein Werksteam dieser Größenordnung sind entsprechend hoch.

Yamaha braucht dringend ein Erfolgserlebnis – und Arco könnte genau das liefern. Die Strecke liegt vielen der Werkspiloten, sie verbindet persönliche Erinnerungen und historisch starke Ergebnisse. Ob sich hier die Wende einleitet oder die Werksteams weiter der Musik hinterherfahren, dürfte sich in diesem besonders wichtigen Rennwochenende entscheiden.