Wer hat Lust auf die MXGP Überseerennen

Wer hat Lust auf die MXGP Überseerennen / Foto: Infront

Die Übersee-GP glänzen mit hohen Kosten und ausgedünnten Starterzahlen. Wir haben uns sowohl die Kosten angeschaut, als uns auch die Frage gestellt: Wollen die Teams die Übersee-GP überhaupt?

Das Thema bleibt auch nach vielen Jahren heiß diskutiert, egal ob bei den Fans als auch den GP-Teams, die neben den hohen Kosten auch mit deutlich mehr Organisationsaufwand planen müssen. Doch was kostet so ein Übersee-GP überhaupt?

Das kostet ein Oversea-GP

Hierbei müssen wir auf mehrere Kostenstränge achten und beginnen mit dem Offensichtlichen: Den Reisekosten. Infront, die Promoter der MXGP, gewährte in diesem Jahr jedem Team 350 Kilo kostenfreie Fracht pro Fahrer, der an den Übersee-GP teilnimmt. Die Teams mit kleinerem Budget werden dabei kreativ in Sachen Sparsamkeit, denn jedes weitere Kilo kostet Geld. Uns liegt eine Rechnung aus den letzten Jahren vor, wo der Transport nach Russland pro Kilogramm 3,20 Euro kostete. Es wurden zwei Bikes plus Teile in zwei Crates (Boxen) transportiert. Insgesamt 1.824 Kilo für zwei Fahrer.

Der derzeitige Indonesien-Trip kostet pro Fahrer ca. 13.000 Euro, sagte uns ein Team. Darin enthalten sind die Flüge, Hotel, Sprit und der Transport der Boxen mit den Bikes und Teilen. Die kleinen Teams reisen nur mit einer kleinen Mannschaft an, zum Beispiel der Fahrer plus zwei Mechaniker. Jede weitere Person kostet ca. 2.000 Euro zusätzlich. Der Slowene Jan Pancar sagte uns, dass sein Trip wiederum nur 10.000 Euro kostet, er dabei aber sehr aufs Geld achtet und nur zu zweit fliegt.

Schaut man sich die Fotos der Werksteam vom letzten Wochenende an, sieht man bei Yamaha MX2 zehn Helfer, bei Yamaha MXGP sieben, Kawasaki und KTM mit jeweils elf oder Nestaan mit acht Leuten plus Fahrer. Du darfst nun selbst rechnen.

KTM entlädt die Crates mit Bikes & Teile / Foto: KTM – Ray Archer

Gibt es keine günstigen Alternativen?

Der Transport zu den Overseas oder auch GP wie den in Russland, übernimmt die Firma Sel – Sport & Events Logistics s.r.l., die als Partner von Infront agiert. Sel hat quasi eine Monopol-Stellung, hat aber auch den Vorteil, dass sie genau wissen, wo was wann sein muss.

Es gab in der Vergangenheit natürlich schlaue Köpfe, die sich Alternativen zu dem von Infront empfohlenen Transport-Unternehmen Sel suchten. Einer war Stefan Everts, seiner Zeit Team-Manager des Suzuki Werksteams. Bei einem Übersee-GP wurden die gelben Bikes vor Ort nicht nur als letztes ausgeladen, sondern auch völlig verspätet. Ob bewusst oder unbewusst, vermögen wir nicht zu beurteilen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Everts damals ein anderes Transport-Unternehmen als Sel beauftragte. Den Rest kannst du dir selbst denken.

Die Kosten des Rattenschwanzes

Zu den genannten Reisekosten gesellen sich weitere kleine und auch große Beträge. Für Werksteams in der Regel zum Beispiel zusätzliche Race-Bikes. Der Grund dafür ist die simple Tatsache, dass die Boxen mit den Bikes deutlich vor dem Grand Prix abgeholt werden und es so zu Überschneidungen mit anderen Rennen kommt. Es müssen also zusätzlich mindestens zwei Race-Bikes gebaut werden. Je nach Team und Motorrad wird das schnell sehr teuer.

Weitere Euros gehen für Visa und Carnet drauf, für die oft auch Agenturen beauftragt werden. Aus organisatorischer Sicht ist anzumerken, dass die Teams, um Geld zu sparen, sobald die Termine veröffentlicht sind, direkt ihre Flüge buchen. Dies geht schonmal bis spät in die Nacht dauern. Fuchsige Manager sind gut vernetzt und bekommen die Termine bereits vorab geschickt. Der Grund dafür ist, dass die Flüge sehr schnell teurer werden, da ja hunderte Leute aus dem Paddock gleichzeitig zum jeweiligen Ort reisen.

Aufstand der Werksteams?

Wollen die Teams die Übersee-GP überhaupt? Diese zentrale Frage stellten wir uns zu Beginn dieses Textes. Zumindest einer wollte dies nicht mehr mitmachen und schrieb vor der Saison 2021 eine eindeutige Rundmail an Infront mit allen wichtigen Team-Managern und Verantwortlichen in Kopie. Der mutige Mann heißt Thierry Chizat Suzzoni und war Teambesitzer des Kawasaki Werksteam.

Wir schreiben hier bewusst „war“, denn der Franzose machte seine damalige Drohung war. Suzzoni forderte Infront damals dazu auf, den Termin-Kalender zu entspannen und besonders auch die Strategie der Übersee-GP zu überdenken. Sollten die Italiener darauf nicht Rücksicht nehmen, würde Suzzoni zum Ende der Saison aus der WM aussteigen. Infront zuckte offensichtlich nicht und das KRT-Team schloss seine Türen.

Hat es die anderen Teams und Hersteller einfach nicht interessiert? Offensichtlich nicht und zudem lief Kawasaki mit dem IceOne Team jemand mit weit offenen Armen freudig entgegen. Solange hier die Hersteller nicht entschlossen eine Wendung fordern, wird sich auch nichts ändern. Da KTM, Husqvarna und auch Yamaha offizielle Sponsoren der WM sind, wird sich daran auch nichts ändern. Vielleicht wollen es die Hersteller auch nicht.

Wer bezahlt das alles?

Die großen Finanziers solcher Grand Prix sind oftmals Staaten oder Regionen. Besonders bei den Übersee-GP ist dies offensichtlich. Luongo Senior soll einst gesagt haben, dass zum Beispiel der GP von Brasilien drei andere, nicht so finanzstarke, Events in Europa mitfinanziert. Und wenn du dich fragst, warum es in einer Weltmeisterschaft gleich drei Rennen in Italien gibt, ist das leicht erklärt: Sowohl die Region Sardinien als auch Trentino sind Sponsor der Serie und wollen so Urlauber ins Land holen.

Final können wir die große Frage also nicht beantworten, aber dir sicher ein paar Hintergrundinfos geben.

Ps.: Thierry Chizat Suzzoni kehrt wohl zukünftig als Team-Besitzer ins Paddock zurück und wird Triumph beim Einstieg in die WM helfen.

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