Warum Chase Sexton bei KTM bleiben sollte

Chase Sexton gewann den letzten Lauf zur AMA Supercross Meisterschaft 2025 auf der KTM. / Foto: Feld Entertainment
Chase Sexton hat sich in der Saison 2025 sichtbar weiterentwickelt. Nachdem er in der Vergangenheit immer wieder mit Stürzen und Unsicherheiten zu kämpfen hatte, wirkt er im zweiten Jahr bei Red Bull KTM nun deutlich stabiler und fokussierter. In dieser Phase seiner Karriere wäre ein Teamwechsel nicht nur riskant, sondern aus mehreren Gründen auch strategisch unklug – auch wenn es Argumente für einen Wechsel gibt.
Das Bike passt perfekt zu seinem Fahrstil
Ein entscheidender Faktor ist das Bike selbst. Die aktuelle KTM wirkt wie maßgeschneidert für Sexton. Er sieht auf dem Bike nicht nur schnell aus, sondern auch kontrolliert und geschmeidig. Gerade in den vergangenen Rennen fällt auf, wie gut er sich mit dem Motorrad versteht – das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Maschine scheint optimal abgestimmt.
Chase Sexton ist bekannt für seine technische Fahrweise, bei der Präzision und Bike-Feeling eine große Rolle spielen. Die KTM bietet ihm genau die Rückmeldung, die er braucht, um sein volles Potenzial auszuschöpfen.
Stabilität statt Stürze: Die Entwicklung stimmt
Ein oft diskutiertes Thema in Sextons Karriere waren seine Front-End-Crashes – also Vorderradrutscher, die häufig zu Rennabbrüchen führten. Diese scheinen nun, zumindest größtenteils, der Vergangenheit anzugehören. Der Grund dafür liegt nicht nur im mentalen Reifeprozess des Fahrers, sondern auch im technischen Setup des KTM-Bikes und der geleisteten Teamarbeit im Hintergrund.
In einem Umfeld, in dem Vertrauen in das Material so entscheidend ist, wäre ein Wechsel zu einem anderen Team mit unbekannten Abläufen, Mechanikern und Fahrwerksabstimmungen ein großer Rückschritt.
Aluminium vs. Stahl: Das Fahrwerksproblem
Ein oft unterschätzter Aspekt ist der Unterschied im Rahmenmaterial. KTM setzt traditionell auf einen Stahlrahmen, während die meisten anderen Hersteller – darunter Honda, Yamaha, Kawasaki und GasGas – auf Aluminiumrahmen setzen. Der Wechsel von Stahl zu Aluminium ist mehr als nur ein Detail. Er beeinflusst das komplette Fahrverhalten: Flex, Traktion, Rückmeldung und Dämpfung reagieren anders.
Ein Fahrer, der sich an das eine Material gewöhnt hat und mit diesem auf Weltklasse-Niveau performt, muss bei einem Wechsel nicht selten wieder bei Null anfangen. Besonders für jemanden wie Sexton, der gerade erst in eine Phase der Konstanz kommt, wäre das eine unnötige Baustelle.
Teamdynamik bei KTM: Ein starkes Umfeld
Auch die aktuelle Teamstruktur bei KTM spricht klar gegen einen Wechsel. Mit Aaron Plessinger und Tom Vialle hat Chase zwei Teamkollegen, die sowohl sportlich als auch persönlich gut zu ihm passen. Es gibt keinen internen Konkurrenzkampf, der das Teamklima belasten könnte – im Gegenteil: Die Stimmung wirkt unterstützend und kollegial.
Doch hier liegt auch ein möglicher Knackpunkt: Es wird allgemein erwartet, dass Tom Vialle nach seinem Titelgewinn in der 250SX-Klasse im kommenden Jahr in die 450er-Kategorie aufsteigen wird. Das würde bedeuten, dass KTM plötzlich mit einem Dreierteam antritt – ein finanziell herausforderndes Modell, gerade in den wirtschaftlich unsicheren Zeiten, in denen sich KTM befindet. Die Wahrscheinlichkeit, dass KTM für 2026 mit drei Topfahrern aufläuft, gilt daher als gering.
Gerüchte über einen Wechsel zu Kawasaki
Parallel dazu reißen die Gerüchte über einen möglichen Wechsel von Sexton zu Kawasaki nicht ab. Seit Wochen wird spekuliert, dass sich hinter den Kulissen ein solcher Schritt anbahnt. Eine offizielle Bestätigung wird jedoch erst zum Ende der am 24. Mai in Pala startenden Pro Motocross Meisterschaft erwartet – falls es überhaupt dazu kommt. Sollte Sexton tatsächlich zu Kawasaki wechseln, würde er nicht nur das Bike, sondern auch das komplette technische und organisatorische Umfeld verändern. Ein mutiger Schritt, der mit vielen Unbekannten verbunden wäre.
Abwarten oder auf Kontinuität setzen?
Chase Sexton steht möglicherweise vor einer weitreichenden Entscheidung. Die sportliche Stabilität, die er derzeit bei KTM gefunden hat, spricht klar für einen Verbleib. Bike-Performance, Teamharmonie und seine persönliche Entwicklung zeigen, dass er aktuell auf dem richtigen Weg ist.
Die wirtschaftlichen Überlegungen seitens KTM und die potenzielle Überfüllung des Teams durch Vialle könnten jedoch einen Wechsel forcieren – selbst wenn dieser aus sportlicher Sicht nicht optimal wäre. Sollte sich der Wechsel zu Kawasaki bestätigen, wird es spannend zu sehen, ob Sexton die neu gewonnene Konstanz auch auf einem komplett neuen Setup bewahren kann.
Solange keine Entscheidung gefallen ist, bleibt nur festzuhalten: Ein Verbleib bei KTM erscheint sportlich sinnvoll – ein Wechsel könnte ein Risiko mit Potenzial sein.