Von Australien nach Europa: Liam Owens jagt seinen GP-Traum
Liam Owens wagte den Sprung von Australien nach Europa
Mit gerade einmal 17 Jahren hat Liam Owens das gewagt, wovon viele junge Motorsportler träumen – er ist von Australien nach Europa gezogen, um sich in der hochkompetitiven EMX250-Klasse zu beweisen. Der talentierte Nachwuchsfahrer des Cat-Moto Bauerschmidt Husqvarna Teams spricht im ersten Teil unseres mit ihm geführten Interview offen über seine Beweggründe für den frühen Wechsel, die Herausforderungen in der Fremde und den Umgang mit Rückschlägen wie zwei schweren Schulterverletzungen in seiner Debütsaison.
Zwischen harter Arbeit, Heimweh und großen Ambitionen zeigt sich: Liam Owens bringt nicht nur Speed mit, sondern auch den mentalen Reifegrad, den es für eine erfolgreiche Karriere im Grand-Prix-Sport braucht.
Liam, mit gerade einmal 17 Jahren hast du den mutigen Schritt gemacht, von Australien nach Europa zu ziehen, um in der Europameisterschaft (EMX250) zu fahren. Was hat dich zu dieser Entscheidung bewegt, und was hat dich motiviert, so früh einen so großen Schritt zu wagen?
„Ja, das war definitiv ein großer Schritt, nach Europa zu kommen. Aber der Traum, einmal GPs zu fahren, begleitet mich schon, seit ich 12 oder 13 Jahre alt bin. Ich habe damals viele internationale Fahrer beobachtet, die in der Weltmeisterschaft unterwegs waren – das hat mich total inspiriert. Ich wollte genau diese Erfahrung machen: in Europa leben, auf den harten Strecken fahren und all das erleben, was dazugehört.
Mein großes Ziel ist es, Werksfahrer zu werden – das treibt mich jeden Tag an. Ich wusste: Je früher man den Schritt nach Europa macht, desto besser gewöhnt man sich an das Umfeld. Man hat Zeit zu lernen und sich zu entwickeln – auch wegen der Altersbeschränkungen in der MX2-Klasse.
Es ist wichtig, früh anzufangen, die Strecken und den Lebensstil kennenzulernen und sich an das hohe Niveau zu gewöhnen. Und wenn alles zusammenpasst, kann man sich hier einen Namen machen.“
Wie war die Umstellung in den ersten Wochen und Monaten, so weit weg von Familie und Freunden? Was war die größte Herausforderung?
„Die Umstellung war für mich überraschenderweise gar nicht so schwer – zumindest was den Teil mit Familie und Freunden betrifft. Ich war es schon ein Stück weit gewohnt, selbstständig zu sein, weil meine Eltern früher oft sehr beschäftigt waren. Schon als Kind habe ich vieles selbst gemacht – für mich gekocht, mich um den Alltag gekümmert.
Natürlich vermisse ich meine Familie und Freunde, vor allem je länger ich weg bin. Aber es war nicht so hart, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die größte Herausforderung war eher, mit anderen Menschen im selben Haus zu leben. Ich war es nicht gewohnt, in einem so lauten und trubeligen Haushalt zu wohnen. Es ist schon eine lustige Erfahrung, mit anderen Teenagern und Fahrern unter einem Dach zu leben. Das war keine echte Herausforderung, aber definitiv etwas Neues für mich.“
Du bist jetzt in deinem zweiten Jahr mit dem Cat-Moto Bauerschmidt Husqvarna Team. Wie kam der erste Kontakt zustande und was hat dir das Gefühl gegeben, dass es das richtige Team für dich ist?
„Der erste Kontakt kam, als ich 2024 für ein anderes Team getestet habe. Kurz darauf bekam ich eine Nachricht von André, dass er für die kommenden Jahre Fahrer sucht – und so kam der Stein ins Rollen. Ich bin dann hergekommen und wir haben ein bisschen darüber gesprochen, welche Ziele das Team hat.
Was mir sofort gefallen hat, war die klare Struktur im Team und wie professionell alles organisiert war. Das Team wirkte sehr stabil, und ich hatte auch direkt gute Teamkollegen. Besonders für meine Eltern, die mich aus Australien nach Europa ziehen ließen, war es wichtig zu sehen, dass ich in einem soliden, verlässlichen Umfeld bin. Es fühlte sich ein bisschen wie Familie an – und genau das war für mich der Hauptgrund, mich für dieses Team zu entscheiden.“
Deine erste Saison verlief nicht wie geplant – du hast dir zwei Schulterverletzungen zugezogen. Kannst du erzählen, was genau passiert ist?
„Ja, mein erstes Jahr hier lief nicht ganz so wie geplant, aber ich hatte trotzdem einen guten Winter. Ich konnte mir eine solide Basis aufbauen und mich vor allem auf Sand und unter europäischen Bedingungen deutlich verbessern.
Trotzdem konnte ich letztes Jahr bei den Rennen nicht meine volle Geschwindigkeit zeigen, weil ich mir zweimal die Schulter verletzt habe. Die erste Verletzung war noch relativ harmlos. Ich bin auf einer lokalen Strecke gestürzt und ziemlich heftig auf die Schulter gefallen. Die Schulter war nach hinten ausgekugelt. Es war nichts komplett gerissen, aber ein kleines Band war betroffen. Wir wollten damals auf Nummer sicher gehen und haben entschieden, eine vollständige Heilung abzuwarten – auch weil ich noch jung bin und neu in Europa. Ich habe dann etwa sechs Wochen pausiert.
Als ich zurück auf dem Bike war, lief es zunächst gut. Ich bin zwei oder drei Rennen gefahren, habe mein erstes Top-10-Ergebnis in der EMX250 geholt und bin beim ADAC-Rennen in Bielstein ebenfalls stark gefahren. Es ging definitiv in die richtige Richtung.
Dann kam das Rennen in Lommel. Ich war gerade gut dabei, mich in den Motos zu behaupten, aber der Sand war extrem tief. Ich bin gestürzt und meine Schulter wurde dabei wieder ausgekugelt. Dieses Mal war es schlimmer: Ein Band hatte sich vom Knochen gelöst. Es musste operativ wieder befestigt werden.
Das war natürlich ein großer Rückschlag. Ich bin danach für drei oder vier Wochen zurück nach Australien gegangen, um mich zu erholen. Danach bin ich zurück nach Europa gekommen und habe mit der Reha begonnen – bei Kevpro Physio.“
Wie schwer war es mental, nach zwei Verletzungen an derselben Stelle zurückzukommen? Was hat dir die Kraft gegeben, weiterzumachen?
„Ja, es war wirklich hart für mich, so lange nicht auf dem Motorrad zu sitzen. Das war meine erste richtige Verletzung. Klar, ich hatte vorher schon mal Schmerzen oder kleine Verletzungen – aber das war das erste Mal, dass ich wirklich drei Monate pausieren musste. Das war mental ein schwieriger Moment für mich.
Aber im Nachhinein glaube ich, dass es mir für dieses Jahr sogar geholfen hat. Es hat mich hungriger gemacht. Ich habe gemerkt, wie sehr ich das Motorradfahren liebe und wie viel es mir bedeutet.
Was mich damals motiviert hat, weiterzumachen, war ganz klar mein Ziel, in Europa erfolgreich zu sein. Ich liebe die GPs, ich liebe diesen Traum – und genau das war der Hauptgrund, warum ich drangeblieben bin.“
Was hat Dich diese schwierige Zeit gelehrt – nicht nur als Sportler, sondern auch persönlich?
„Ich würde sagen, dass mir die schwierige Zeit geholfen hat, den Fokus ganz auf mich selbst zu richten – und auf die Strecke, auf der ich gerade unterwegs bin. Man sieht Fahrer, mit denen man früher gemeinsam am Start stand, und plötzlich holen sie Podiumsplätze, während man selbst zuschauen muss und nicht viel dazu sagen kann.
Aber am Ende des Tages ist es besser, sich für sie zu freuen. Und ich glaube, wenn man dann selbst endlich wieder ein gutes Ergebnis holt, fühlt es sich umso besser an – einfach, weil man weiß, was man dafür durchgemacht hat. Das ist wahrscheinlich die größte Erkenntnis aus dieser Zeit.
Ansonsten würde ich sagen, dass ich von Natur aus ein ziemlich positiver Mensch bin. Ich habe gar nicht das Gefühl, dass ich mich stark verändern musste oder viel dazugelernt habe – ich habe einfach von Anfang an alles gegeben, um so schnell wie möglich zurückzukommen.“
Im zweiten Teil des Interviews spricht der australische Nachwuchspilot über die Veränderungen in seinem Training, seine persönliche Reife und den Lernprozess in einer der härtesten Motocross-Serien der Welt. Also seid gespannt, was Liam so alles zu erzählen hatte.