Startgetümmel der 2-Stroke-Maschinen beim VMXDN Foxhill 2023

Startgetümmel der 2-Stroke-Maschinen beim VMXDN Foxhill 2023 / Foto: Steve Milner MX Media

Zweitakt-Fans aufgepasst: Was verbirgt sich hinter dem Kürzel VMXdN? Richtig, Veterans Motocross des Nations. Aber keine Sorge, hier geht es nicht um eine Schnarch-Veranstaltung von alten Männern auf ihren alten Kisten, sondern schlicht um den vermutlich spektakulärsten Zweitakt-Event des Planeten.

Also, Freunde des Zweitakt-Knall-braucht-Drehzahl-Irrsinns: Gemisch tanken, Kickstarter ausklappen, und braaap, geht es ab auf die Reise auf die Insel nach Foxhill zu einem der ikonischsten Tracks der MX-Geschichte.

Was erwartet euch nun also beim Lesen der nächsten Zeilen?

Nennen wir es einfach mal einen Mix aus Reisebericht plus ein wenig Ergebnis-Übersicht und einem abschließenden Dessert in Form eines hoffentlich Lust machenden Appetizers.

Kehren wir zunächst zurück zu den ominösen fünf Buchstaben und stellen klar, dass es sich bei dem VMXdN mitnichten um die Nachfolgeveranstaltung des vielleicht dem einen oder anderen bekannten und in der Tat recht ähnlich lautendem Vets MX in Farleigh Castle handelt. Die Veranstaltung in Farleigh Castle gibt es seit 2008 und sie gibt es auch nach wie vor. Zum angestammten Termin am zweiten September-Wochenende heißt es dort nun mit der korrekten Bezeichnung „Farleigh Castle Vets MX“. Nach Streitigkeiten mit dem dortigem Club hat sich „Vets-Ideengeber“ und Mastermind Dave King jedoch 2021 ausgeklinkt und 2022 mit der Erstausgabe des VMXdN in Foxhill eine Veranstaltung kreiert, die ihresgleichen sucht. Sagenhafte 20.000 Zuschauer verfolgten im Vorjahr das „neue Vets“ des umtriebigen Engländers. Fairerweise sei aber ebenso darauf hingewiesen, dass auch die Farleigh Castle-Veranstaltung nach wie vor eine treue Fan-Schar mobilisiert.

Mastermind Dave King zeigt, wo Ende August der "place to be" ist
Mastermind Dave King zeigt, wo Ende August der „place to be“ ist. / Foto: VMXDN 2023

Was unterscheidet nun aber diese beiden Veranstaltungen, die nur 14 Tage auseinander und interessanterweise nur wenige Kilometer voneinander entfernt stattfinden?

Nun, während man in Farleigh Castle das mit den Veteranen sowohl bei Mensch als auch Maschine wörtlicher nehmen kann, zielen die Rennen am letzten August-Wochenende in Foxhill eindeutig auf eine andere Klientel, gibt es hier zum Beispiel kaum Altersbeschränkungen „nach unten“ und auch die Bikes sind eindeutig näher an dem, was man aus dem Hier und Jetzt kennt. In den sogenannten EVO-Klassen geht es bis zu den Modelljahren 2008, und selbst die Schätzchen aus den 1980er- und 1990er-Jahren sind dank modifizierter Fahrwerke in der Lage, den Anforderungen des mega-spektakulären Tracks gerecht zu werden. Bedeutet im Endeffekt für Foxhill: Twostrokes only – auch wenn das Reglement durchaus Falschtakter erlauben würde.

Riesiges Areal und XXL Track

Nach dem Verlassen der erstaunlich preisgünstigen Fähre in Dover geht es über M20, M25 und die M4 südlich vorbei an London immer westwärts Richtung der südwestenglischen Stadt Swindon. Der Foxhill MX Park liegt einige wenige Kilometer vor den Toren der Stadt und bis hierher hat der Tageskilometerzähler seit Dover ca. 250 Kilometer Linksverkehr gefressen. Bei der Einfahrt auf das Gelände dieses traditionsreichen Clubs fällt einem direkt zum ersten Mal die Kinnlade herunter. Auf dem riesigen Areal kann man das Ende des weißen Camper-Meeres vielleicht erahnen, nicht aber sehen. Auch der Track ist einfach nur XXL und dank überwiegend Kessellage von allen Seiten bestens einzusehen.

Die vielen extrem steilen Auf- und Abfahrten scheinen gar nicht enden zu wollen und speziell bei den Hufo-Klassen war man permanent geneigt, den Piloten ein paar Sandwiches hinterher zu werfen, da man Angst haben musste, dass die kleinen Bikes noch vor dem Erreichen der Kuppe „verhungern“ würden. Zum Glück hielt es sich mit dem sprichwörtlichen englischen Landregen in Grenzen und ein Mega-Mudder wie beim MXoN 1998 blieb den überwiegend einheimischen Startern in den insgesamt acht vollbesetzten Klassen erspart. Aber Mastermind King hat natürlich ein hohes Interesse, dieser edlen Veranstaltung einen internationalen Anstrich zu geben und gerade in der beliebten Team-Challenge bildeten namhafte Cracks aus vergangenen Zeiten schlagkräftige Drei-Mann-Teams.

Tommy Searle auf einer  KX250 / Steve Milner MX Media
Tommy Searle beim VMXDN Foxhill auf seiner 2-Takt Kawa / Steve Milner MX Media

Profi hatte Mühe mit 500ccm

In insgesamt vier Läufen – je zwei an Samstag und Sonntag – wurden in allen Klassen die Sieger ermittelt und der prestigeträchtige Titel im International VMXdN Race ging zur Freude der diesmal sagenhaften 35.000 (!) Zuschauer an das heimische Trio Tommy Searle, Brad Anderson und Mel Pocock. Team Nordirland mit Gordon Crockard, Graeme Irwin und Neville Bradshaw sicherte sich Silber und die im Vorjahr noch erfolgreichen Amerikaner mussten sich mit Bronze zufrieden geben. Leader Ryan Villopoto hatte kurzfristig passen müssen, war aber zum Autogramme schreiben vor Ort und Ersatzmann Tyler Bowers hatte sichtlich Mühe, das zur Verfügung gestellte KX 500-Biest zu bändigen.

Der immer noch ultrafitte Oldie Mike Brown und Zach Osborne hatten es da mit ihren Vorjahres-Erfahrungen leichter, aber auch sie hatten nur wenig übrig für den in einem „Rest of the world“ genannten Team startenden Evgeny Bobryshev, welcher die Einzelwertung gewann. Weitere bei den Fans gerne gesehenen Helden von früher: Alessio Chiodi und Jocke Karlsson aktiv im Sattel sowie Michele Rinaldi und Mike LaRocco bei der Lap of Honor. Die Ergebnisse sämtlicher Klassen gibt es hier zum Nachlesen.

Kommen wir abschließend zum Appetizer

Wer also einmal vor unglaublicher Kulisse auf einem wirklich ikonischen Track fahren möchte und einen passenden Smoker aus 80er, 90er oder Nuller-Jahren besitzt, dem sei gesagt: Einfach mal machen! Zugegeben, günstig ist der Spaß natürlich nicht, zu Reise- und Fährkosten kommen noch gut 150 Pfund Nenngeld und eine ähnliche Größenordnung für die Event-Versicherung und eine Einmal-Lizenz des englischen Verbandes ACU. Für Besitzer einer DMSB-Lizenz inklusive Starterlaubnis fürs Ausland entfielen Versicherungs- und Lizenzkosten. Das fahrerische Niveau in Foxhill ist schon höher als beispielsweise in Farleigh Castle oder ähnlichen Veranstaltungen in Deutschland und wer sich vielleicht noch nicht so richtig traut, der kann ja das letzte August-Wochenende 2024 in Foxhill zunächst als Zuschauer verfolgen. Die 50 Pfund Eintritt für das Wochenend-Ticket sind jedenfalls bestens angelegtes Geld, der absolute Zweitakt-Wahnsinn ist es allemal wert.

Übrigens: Promoter Dave King versicherte uns im persönlichen Gespräch, dass er auf jeden Fall Startplätze für Interessierte aus good old Germany freischaufeln würde! Wer also ernsthaft Interesse hat, kann über info@mxnews-online.com Kontakt mit uns aufnehmen, beim weiteren Prozedere wären wir dann gerne hilfsbereit. Wir sehen uns auf der Insel!

Highlights des VMXDN Foxhill 2023

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