Valentin Kees zwischen EMX, ADAC Masters und Landwirtschaft

Valentin Kees, ist der derzeit einzige deutsche Vertreter in der EMX250.
Kaum ein deutscher Nachwuchsfahrer ist aktuell so präsent auf nationalen und internationalen Motocross-Strecken wie Valentin Kees. Der 20-Jährige bestreitet parallel die EMX250, die Deutsche Meisterschaft und den ADAC MX Youngster Cup – mit Erfolgen, die aufhorchen lassen: Doppelsieg in Aichwald, Top-7-Ergebnisse bei der Europameisterschaft und konstante Leistungen in allen Serien.
Doch was viele nicht wissen: Neben dem Racing-Alltag arbeitet der Feinmechaniker nicht nur im Familienbetrieb in der Landwirtschaft mit, sondern jongliert einen dicht getakteten Rennkalender, der kaum Raum für Regeneration lässt. Im Interview spricht Valentin Kees über Belastungssteuerung, mentale Vorbereitung, die Bedeutung seines Teams – und warum ihm die Bodenständigkeit trotz Rennsport auf höchstem Niveau so wichtig ist.
Aichwald war für dich mit dem Doppelsieg ein perfektes Wochenende. Was war dein Schlüssel zum Erfolg auf dieser Strecke?
Ich liebe die Strecke in Aichwald – das ist genau mein Boden. Ich mag es, wenn eine Strecke technisch anspruchsvoll ist. Sowohl 2024 als auch 2025 konnte ich dort beide Läufe gewinnen – das zeigt einfach, wie wohl ich mich dort fühle.
Du fährst parallel EMX250, DMX 250 und den ADAC MX Youngster Cup. Wie gelingt dir die Balance zwischen Leistung und Regeneration?
Es ist auf jeden Fall anstrengend, weil man eigentlich nur unterwegs ist. Ich hatte jetzt zwölf Rennwochenenden am Stück – das ist schon eine Menge. Ich versuche, mein Training unter der Woche so anzupassen, dass ich am Wochenende nicht komplett ausgelaugt bin. Bis jetzt gelingt mir das ziemlich gut.
Kommt bei diesem engen Rennkalender nicht manchmal auch die Erholung zu kurz?
Ja, die Erholung kommt schon teilweise zu kurz – aber so ist unser Sport eben. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, das alles mitzumachen.
Dein siebter Platz in Matterley Basin und Ernée waren deine bislang besten EMX-Ergebnisse. Wie wichtig war dieses Resultat für dein Selbstvertrauen?
Das Ergebnis in England war auf jeden Fall ein Schritt in die Richtung, wo ich hin will. In Ernée war ich auch schon Gesamt-Siebter – da wusste ich schon, dass ich das Zeug dazu habe. Das hat mir nochmal mehr Vertrauen gegeben.
Mit konstant guten Resultaten in der EMX250 rückt die Rolle als deutscher Vertreter in den Fokus. Du bist aktuell der einzige deutsche Stammpilot in der EMX250 – spürst du damit auch eine gewisse Verantwortung?
Bis jetzt habe ich da noch keinen besonderen Druck gespürt. Aber natürlich gebe ich mein Bestes, um Deutschland so weit vorne wie möglich zu vertreten.
Bei deinem dichten Kalender stellt sich auch die Frage, wie du körperlich und mental mit dieser Dauerbelastung umgehst. Wie schwer ist es, körperlich und mental Woche für Woche zwischen internationalen Grand Prix, nationalen Meisterschaften und ADAC-Rennen umzuschalten?
Damit hatte ich bislang keine Probleme. Ich gehe mental jedes Wochenende gleich an und arbeite daran, meinen Plan so durchzuziehen, wie ich ihn mir vorstelle.
Dabei unterscheiden sich die Rennwochenenden je nach Serie deutlich in ihrem Ablauf und Anspruch. Was sind aus deiner Sicht die größten Unterschiede zwischen einem EMX-Rennwochenende und einem ADAC Masters Event?
Beim ADAC sind die Topfahrer alle sehr eng beisammen – da ist der Start besonders entscheidend. Die Leistungsdichte ist extrem hoch.
Bei so vielen Rennserien stellt sich auch die Frage nach Prioritäten. Gibt es Momente, in denen du dich zwischen den Serien entscheiden oder Prioritäten setzen musst?
Klar, für mich und mein Team ist die ADAC-Serie als deutsches Team natürlich interessant. Aber bei den EMX-Rennen kann ich mich auch super weiterentwickeln – das ist wichtig für den nächsten Schritt – die MX2 WM.
Eine Schlüsselrolle bei dieser Planung spielt auch das Team im Hintergrund. Du arbeitest mit dem KTM Kosak Team – wie unterstützt dich das Team dabei, diesen fordernden Rennkalender zu stemmen?
Mit dem Team arbeite ich schon seit mehreren Jahren zusammen. Sie unterstützen mich unglaublich – sei es bei der Technik oder bei der ganzen Logistik. Ich muss mich um nichts kümmern, die Bikes sind bei jedem Rennen bereit. Mein Mechaniker Sebastian macht einen Top-Job, da ein großes Dankeschön an ihn! Ohne Herbert und Kevin würde das alles mit den vielen Reisen nicht funktionieren – das sind richtig viele Kilometer. Ich möchte mich bei allen im Team bedanken – ohne euch würde das alles nicht so laufen!
Mit deinem Weg in die EMX bist du für viele junge Fahrer ein Vorbild. Doch warum schaffen es bislang so wenige? Was müsste sich deiner Meinung nach ändern, damit mehr deutsche Nachwuchsfahrer den Sprung in die EMX-Klasse wagen?
Ich denke, für viele ist es ein großes Problem, dass die Wege zu den Rennen einfach sehr weit sind. Das schreckt einige ab – gerade, wenn man noch zur Schule geht oder in der Ausbildung steckt.
Neben dem Sport hast du auch beruflich vorgesorgt – ein Punkt, der bei vielen oft zu kurz kommt. Du hast eine Ausbildung zum Feinmechaniker abgeschlossen – wie wichtig ist es dir, neben dem Sport auch beruflich ein Fundament zu haben?
Das war uns sehr wichtig. Man kann nicht sein ganzes Leben lang Motocross fahren. Was mache ich, wenn es irgendwann nicht mehr geht? Dann will ich nicht dastehen und erst mit einer Ausbildung anfangen müssen – die habe ich jetzt in der Tasche!
Und wenn du gerade mal nicht auf dem Motorrad sitzt oder in der Werkstatt stehst, hilfst du im elterlichen Betrieb mit. Wie gelingt dir der Spagat zwischen körperlicher Arbeit daheim und dem Leistungssport auf internationalem Niveau?
Bis jetzt klappt das ganz gut. Wenn ich daheim mithelfe, habe ich einfach Spaß und kann auch mal für einen Tag abschalten. Klar ist es anstrengend – manchmal mache ich um sechs Uhr früh meine Trainingseinheit, damit ich danach auf dem Hof helfen kann. Aber es gehört dazu, und es tut mir auch mental gut.