Nico Greutmann – als Privateer mitten in der Saison aufs Podium
Eigentlich wollten wir Nico Greutmann schon beim Grand Prix in Schweden interviewen, doch nachdem Nico dort nach seiner Verletzungspause direkt in Top 10 der EMX fuhr, haben wir ihn im Paddock nicht mehr erwischt. Im Nachhinein ist das sogar noch besser, denn es ist viel passiert seitdem, denn er fuhr als Privateer mitten in der Saison aufs Podium.
Es war bisher eine turbulente Saison für den groß gewachsenen Lockenkopf. Nico brach sich das Schienbein, kam dann zeimlich schnell zurück, trennte sich von seinem Team und fuhr als Privateer mit Family-Support in Tensfeld aufs Podium im Youngster Cup. Grund genug also, Nico Greutmann ein paar Fragen zu stellen.
Wie kam es dazu, dass du dich vom KTM SB Racing Team getrennt hast?
Wir hatten Meinungsverschiedenheiten und haben alle zusammen entschieden, dass wir für den Rest der Saison getrennte Wege gehen.
In Holzgerlingen standest du bereits unter dem Zelt vom Team Gripmesser. Hast du hier dein neues zu Hause gefunden?
Bei Gripmesser hatte ich wirklich sehr viel Freude und die Jungs haben sich unheimlich Mühe gegeben. Ohne sie wäre Holzgerlingen für mich nicht machbar gewesen. Für 2024 steht allerdings noch nicht fest, wo ich fahren werde.
Du warst dieses Jahr verletzt und bist recht schnell zurückgekommen. Was genau hattest du und wie verlief dein Heilungsprozess?
Im ersten Lauf in Randers bin ich auf zwei liegend so schwer gestürtzt, dass ich mir einen fünffachen Schienbeinbruch zugezogen habe. Wir sind sofort in die Schweiz zu meinem Arzt des Vertrauens in der Rennbahnklinik in Basel gefahren und er sagte mir nach dem Röntgen, dass es sofort operiert werden muss. Das haben wir natürlich gemacht. Mein Arzt ist immer sehr zuversichtlich und er sagte mir, dass ich in 6 Wochen wieder zum Röntgen kommen soll. Es sah dann schon ziemlich gut aus und er gab mir die Freigabe, dass ich wieder Fahren kann, wenn auch mit Schmerzen. Wir haben es probiert und entschieden, wieder ins Racing einzusteigen.
In der EMX250 bist du danach in Schweden in die Top 10 und im Youngster Cup aufs Podium gefahren. Bist du happy damit?
Mit dem Top-10-Ergebnis in der EMX war ich grundsätzlich zufrieden, aber dennoch etwas enttäuscht. Mit mehr Zeit auf dem Motorrad, hätte ich mehr rausholen können. Ich war also etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite glücklich, so kurz nach der Verletzung Top 10 zu fahren, aber auch doch nicht so richtig happy, weil ich wusste, dass auch mehr gegangen wäre.
Und das Podium in Tensfeld? Dort bist du auch schon ohne SB Team gefahren, oder?
Ja, richtig. Wir haben das ganze als Familie gemeinsam gemacht und mein Papa hat geschraubt, war Mechaniker und war einfach alles an dem Wochenende. Wir haben das alles an zwei Tagen auf die Beine gestellt, mit Motorrad und allem was man braucht. Daher ist das Podium und der Pokal etwas ganz besonderes für mich und hat den ganzen Stress im Vorfeld wieder wettgemacht.
Du hast für diese Saison die Trainer gewechselt. Erzähl uns etwas dazu.
Ich trainiere schon das ganze Jahr bei der Pro Sports Alliance, beim Andre, in Holland. Sowohl das körperliche Training als auch das Fahren auf dem Bike. Mit der Hilfe der Pro Sports Alliance konnte ich mein fahrerisches Level deutlich anheben und ich hoffe, dass wir darauf auch in letzten Rennen der Saison noch aufbauen können. Ich bin so fit wie noch nie und sehr zuversichtlich für den Rest der Saison.
Du fährst die EMX250 und den ADAC MX Youngster Cup – Was sind die Unterschiede der beiden Serien?
Der Unterschied ist eigentlich nicht all zu groß. Einer ist zum Beispiel, dass wir in der EMX auf dem Gatter starten und beim ADAC auf Dirt. Zudem ist in der EMX die Leistungsdichte vom 1. bis zum 25. Platz extrem hoch. Derjenige, der zum Beispiel im ersten Lauf 25. wird, kann im zweiten Rennen in die Top 5 fahren. Das ist bei den Masters nicht so, da sind es vielleicht die ersten 10 mit einer ähnlichen Leistungsdichte wie bei den ersten 25 der EMX.
Du bist recht groß – Hast du schon einen Plan, wann es auf die 450er gehen soll?
Wenn ich zu meiner Körpergröße gefragt werde, sage ich immer: „In meinem Ausweis steht 1.95 m“, es könnte aber auch gut sein, dass ein bißchen größer bin. Ich finde aber, dass es mich nicht so stark beeinflußt. Planungen für den Aufstieg auf die 450er gibt es noch nicht. Die 250er prägt einen vom fahrerischen her sehr und daher möchte ich diese Klasse für mich solange ausreizen, wie es geht. Sprich beim ADAC bis ich 21 bin. Also so lange, wie es eben geht.
Okay, letzte Frage: Sand oder Hartboden?
Es kommt immer auf die Strecke an, aber eigentlich Hartboden mit tiefen griffigen Rillen.