MXoN-Team USA: Was läuft da schief? – Teil 3
In Teil 1 und Teil 2 unserer Analyse haben sich in Summe also jede Menge Gründe zusammentragen lassen, die die Amerikaner immer wieder vorbringen. Und auch, wenn die eine oder andere Problemstellung tatsächlich gelöst werden muss, so ist dies alles doch schlicht leistbar.
Beinahe-Absage als peinlicher Höhepunkt einer Entwicklung
Doch die Probleme scheinen tiefer zu liegen und insbesondere die irritierend lange Hängepartie in diesem Sommer, als es eine ganze Weile gar nach der Peinlichkeit einer US-Absage ausgesehen hatte, deutet an, woran es vermutlich am ehesten zu liegen scheint. Allzu oft nämlich stand in diesem höchst unfreiwilligen Sommer-Theater US-Teamchef Roger de Coster im Zentrum der Kritik. Meistens unterschwellig und indirekt, zuletzt aber auch teilweise offen nicht nur aus Fan-Kreisen. Doch darf man „The Man“ überhaupt offen kritisieren? Der 79-jährige Belgier ist nichts weniger als eine Legende, war fünfmal Weltmeister und hat sich nach dem Ende seiner Karriere 1980 federführend um die Nationen-Teams der Amerikaner gekümmert – war also an sämtlichen 23 Titelerfolgen beteiligt! Unser Insider brachte es mit folgendem Satz bestens auf den Punkt: „Dieser Mann ist eine Legende, so einem sagt man nicht einfach: geh!“
Roger De Coster – vom Erfolgsgaranten zum Hemmschuh?
Doch genau darauf scheinen mittlerweile alle zu warten, nämlich dass De Coster diesen Schritt von sich aus macht. Es hatte sich über einen längeren Zeitraum angedeutet, aber mittlerweile wird deutlich, dass immer mehr Teams ihre Fahrer und vor allen Dingen ihr Material nicht in die Hände des großen Meisters geben wollen. Zur Erinnerung: De Coster ist bekanntlich seit einigen Jahren nun schon verantwortlich für die MX-Geschicke von KTM in Nordamerika. Offensichtlich sehen immer mehr Teams hier einen Interessenkonflikt, auch wenn sich dies zunächst doch stark übertrieben anhört.
Vertrauen bröckelt schon länger
An dieser Stelle kommt unser Insider wieder ins Spiel, der bestätigt, dass das Vertrauensverhältnis schon seit längerer Zeit schwer beschädigt ist: „ Zum ersten mal so richtig krass zeigte sich das 2018 in RedBud, als Kawa-Star Eli Tomac quasi ein eigenes Team innerhalb des MXoN-Teams hatte. Nicht mal der Team-Funk lief gemeinsam, das waren zwei parallele Welten.“ Tatsächlich ist es Team Green, welches mittlerweile offen kommuniziert, dass es MXoN-Belange nicht mehr unterstütze. Einen ordentlichen Shitstorm holte sich in diesem Sommer dann auch noch Star Racing Yamaha ab, die De Coster ebenfalls einen Korb gegeben hatten. Pikant: Es ist ein offenes Geheimnis, dass Star den Franzosen Dylan Ferrandis – hätte die französische Federation ihn nominiert – bei einem Start in Ernée unterstützt hätte. Die Fronten scheinen verhärtet und es war auch kein Zufall, dass das 2023er-Team ausschließlich aus KTM-/Husqvarna-Piloten bestand.
Wie geht es nun weiter?
Während Pessimisten bereits vermuten, dass die Amerikaner ohnehin das Interesse am MXoN verloren zu haben scheinen, ist die Aufregung hinter den Kulissen groß und nichts weniger als ein Politikum. Es besteht aber die berechtigte Hoffnung, dass man in Zukunft von weiteren verstörenden Nominierungs-Peinlichkeiten verschont bleibt. Wie beschrieben wird an neuralgischen Punkten wie Terminkalendern und Verträgen bereits gearbeitet, und sollte RdC den Weg freimachen, glaubt unser Insider, dass sehr schnell sämtliche Teams wieder an einem Strang ziehen werden. Die Zeit drängt dabei sogar ein wenig, denn es wird schneller wieder ein Heim-MXoN für die Amis geben, als so mancher denken mag, nämlich bereits 2025! Wer dort wohl der neue starke Mann auf der MXoN-Kommando-Brücke sein wird? Vielleicht der bereits als Wunschkandidat gehandelte Broc Glover? Oder doch wieder der „ewige“ Roger?
Die ganze Story hört sich an wie eine Zusammenfassung der Aussagen von Steve Matthes (PulpMX).
Im Gegensatz zu Steve waren wir vor Ort und haben mit Verantwortlichen direkt gesprochen. Wenn sich die Aussagen nun ähneln, liegen wir wohl richtig mit unserer Analyse. 👍🏻