MXoN-Team USA: Was läuft da schief? – Teil 1
Gut eine Woche lang haben wir alle nun unzählige Videos, Berichte und Storys über das mega-stimmungsvolle MXoN in Ernée sehen und lesen dürfen. Über die unglaubliche Stimmung bei Top-Wetter, überragende Franzosen und ein bärenstarkes deutsches Team gab es da etliches zu bestaunen.
Nur eines nicht…
… nämlich interessantes, berichtenswertes oder gar positives über das Team USA. Kein Wunder, mag man fast schon meinen, bei einem blassen achten Gesamtrang – und dies als Titelverteidiger mit den maximal begehrten Startnummern #1 bis #3. Doch wie konnte es zu einem so dramatischen Absturz kommen? An diesem Punkt hingegen waren und sind Amerikaner und amerikanische Medien deutlich redseliger. So war die Liste der Gründe, warum es für Team USA bei den MXoN so dramatisch kompliziert ist, beachtlich lang. Doch macht es sich diese große MX-Nation da nicht vielleicht ein bisschen zu einfach? Das eine oder andere Argument klingt schon verdächtig nach Ausrede oder zumindest vorgeschoben. Wagen wir uns einmal an eine Analyse und checken die am häufigsten vorgetragenen Punkte auf Stichhaltigkeit:
Die MXoN in Europa sind zu teuer.
Klar haben die Amis im Vergleich zu den Europäern einen höheren Aufwand zu schultern. Aber seit einiger Zeit geht es ab und an schließlich auch in die andere Richtung über den Teich und das schaffen dann selbst so kleine Nationen wie Island. Budget-Zahlen von Team USA waren leider nicht in Erfahrung zu bringen. Jedoch veröffentlichte zum Beispiel Team Kanada, das ja auch ein wenig Wasser zwischen sich und Frankreich hat, jüngst seine aktuelle Kostenplanung, welche den Ernée-Trip mit knapp 50.000 Euro veranschlagte. Gut, die Amerikaner bewegen sicherlich ein Mehr an Mensch und Material und begnügen sich vor Ort bestimmt nicht mit einem gemieteten Mini-Wohnwagen vom hiesigen Camper-Toni, aber die USA haben andererseits eben auch eine riesige MX-Szenerie mit Rekord-Dollar-Zahlen. Bestätigt wurde uns auf Anfrage zudem, dass die AMA finanziell pumperlgsund ist und zahlreiche (Fan-)Fundraising-Aktionen sehr wohl bekömmliche Summen für Team USA einspielen.
Einschätzung: Ja, die Amerikaner betreiben einen großen und damit teuren Aufwand, aber die Finanzierungsmöglichkeiten sind ebenfalls groß. „Am Geld scheitert es sicher nicht!“, bestätigte uns zudem ein bestens vernetzter Insider.
Heikel: Die Kritik an den hohen Kosten beziehen die Amerikaner indirekt eher darauf, dass diejenigen, die mit der großen Show am meisten Geld verdienen (gemeint ist Moto Infront) die, die für die Show sorgen (damit meinen sie ganz selbstlos in erster Linie sich selbst) finanziell nicht gut genug Anteil haben lassen.
Die Saison in den Staaten ist zu lang, die Fahrer sind müde.
Auf den ersten Blick und bei dem bekannt sehr eng getakteten amerikanischen Renn-Kalender ein zunächst mal schlagendes Argument – jedenfalls, wenn man es nicht so mit Mathe hat! Ja, drei Extra-Rennen, die 2023 neu eingeführten SMX-Finals, klingen zunächst nach einer zusätzlichen Belastung. „Vergessen“ wird dabei allerdings, dass die diesjährige Rechnung 17 (SX) + 11 (MX) + 3 (SMX) = 31 kaum etwas anderes als jahrelanger Standard ist! Denn: Bis zum einsetzenden Corona-Durcheinander 2020 standen im Lastenheft 17 SX + 12 MX + Monster Energy Cup. Macht nach Adam Riese 30 Rennen und das Plus durch die drei zusätzlichen SMX-Runden wollte man geplant durch das Streichen des MEC und Reduzieren um jeweils ein National und ein SX kompensieren. MEC und MX wurden umgesetzt, lediglich SX-Promoter Feldt beharrt auf seine 17 Cash-Cow-Events.
Wie dieses oft vorgetragene Argument des übervollen Terminkalenders einzuschätzen ist, sowie weiteres interessanten Zahlenwerk und die wahren großen Probleme des Rekord-Siegers gibt es morgen in Teil 2 zu lesen.