Maximus Vohland: Der Handbremser

Maximus Vohland zeigt Fingerfertigkeit bei der Bedienung der Kupplung & Hinterradbremse. / Foto: ClubMX
In der hochkompetitiven Welt des Supercross sind außergewöhnliche technische Anpassungen an den Rennbikes keine Seltenheit. Doch die jüngste Modifikation an der Club MX Yamaha von Maximus Vohland erlangte seit dem Auftakt der Ostküstenmeisterschaft in Tampa besonders an Aufmerksamkeit: die Hinterradbremse, wird über einem zweiten Hebel, oberhalb des Kupplungshebel per Hand bedient.
Während eine Handbremse am Hinterrad normalerweise darauf abzielt, das Fahren zu erleichtern, verfolgt sie in Vohlands Fall einen anderen Zweck. Sie wurde speziell entwickelt, um ein bestimmtes Problem zu lösen und ihm die Möglichkeit zu geben, weiterhin auf höchstem Niveau Rennen zu fahren. Eine unkonventionelle Lösung für eine außergewöhnliche Herausforderung.
Schwere Verletzung war der Grund für die „Handbremse“
Maximus Vohland erlitt 2024 eine schwere Hüftluxation, bei der er seinen Ischiasnerv stark prellte. Anfangs schien die Verletzung nicht dramatisch, doch als der Nerv sich „abschaltete“ und später mit heftigen Schmerzen zurückkehrte, musste er ins Krankenhaus. Dort kämpfte er wochenlang mit extremen Nervenschmerzen und wurde mit starken Schmerzmitteln behandelt, wodurch er fast in eine Abhängigkeit geriet. Nach drei Monaten setzte er die Medikamente abrupt ab und musste zusätzlich einen durch die Mittel hervorgerufenen Entzug bewältigen.
Es folgten sieben Monate intensive Physiotherapie, um die Verletzung zu heilen und die Folgen der Schmerzmittel abzubauen. Tatsächlich hat Vohland an Beweglichkeit im Gelenk verloren und die Nervenkompression führte zum Gefühlsverlust im rechten Fuß. Aus dieser klinischen Situation heraus entstand die Idee, die Hinterradbremse am Lenker zu befestigen und einen Hebel über der Kupplung anzubringen.
Optisch kaum auffällig, machte sich die Änderung fahrerisch bei Vohland nicht bemerkbar. Dennoch bringt diese Modifikation einige Herausforderungen mit sich: Beim Betätigen der Hinterradbremse muss zugleich auch die Kupplung gezogen werden, um ein Abwürgen des Motors zu verhindern.
Eine mögliche Lösung dafür wäre eine sogenannte Rekluse-Kupplung, die den Kupplungseingriff automatisiert und somit den Bremsvorgang erleichtert. Allerdings bevorzugt der Großteil der Fahrer das bewährte System mit Kabelzugkupplung. Auch Vohland setzt weiterhin darauf. Diese Kupplungsart vermittelt ein besseres Gefühl für das Motorrad.
Supercross-Star Eli Tomac äußerte sich bereits zu den feinen Unterschieden verschiedener Kupplungssysteme. Viele Profis bleiben daher bewusst bei der traditionellen Methode.
Vohland hat sich an das System gewöhnt
Vohland selbst hat sich inzwischen an das neue System gewöhnt und betont, dass es für ihn mittlerweile zur Normalität geworden ist: „Ich ziehe mit dem Zeigefinger die Bremse und mit dem Mittelfinger die Kupplung. Armpump ist bisher kein Problem, und ich habe mich voll und ganz daran gewöhnt. Für mich ist das mittlerweile selbstverständlich, es passiert alles vollautomatisch.“
Ob sich diese spezielle Technik auch in Zukunft bewährt oder weitere Anpassungen notwendig sind, bleibt abzuwarten. Fakt ist jedoch, dass Vohland trotz dieser besonderen Herausforderung weiterhin auf höchstem Niveau konkurrenzfähig bleibt.
Bereits an diesem Wochenende geht es für den 21-Jährigen beim Supercross in Detroit in die nächste Runde der 250SX Regional Meisterschaft.