KTM Krise: Droht ein Rückzug aus MotoGP und sogar der MXGP?

Das imposante KTM Factory Racing Motorsport Building

Das imposante KTM Factory Racing Motorsport Building. / Foto: KTM

KTM steht vor einer schwierigen Phase. Die Gerüchte um einen möglichen Rückzug aus der MotoGP werden immer lauter. Gleichzeitig gerät auch die Zukunft in der MXGP ins Blickfeld. Die hohen Kosten für den Motorsport belasten das Unternehmen, und hinter den Kulissen wächst der Druck. Neben der MotoGP, die KTM über Jahre hinweg als dominierende Kraft mitprägte, wird auch die MXGP zunehmend zu einem finanziellen Kraftakt.

Eine Frage der Prioritäten?

Die Spekulationen um einen Rückzug aus der MotoGP haben in den letzten Wochen Fahrt aufgenommen. Ein nun veröffentlichter Bericht des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) lies uns aufhorchen. Im dritten Punkt heißt es: „Um Kosten zu reduzieren, ist der Ausstieg aus MotoGP Moto3/Moto2 geplant.“ Weitere Details zum Motorsportprogramm und ob auch die MXGP betroffen sein könnte, wurden nicht genannt.

Während KTM offiziell dementiert, dass ein Ende des Engagements in der Königsklasse des Motorradsports geplant ist, sind die wirtschaftlichen Zwänge jedoch unübersehbar. Sie lassen sich nicht ignorieren. Die MotoGP gilt als extrem kostenintensiv, und die Möglichkeit eines Investments durch Formel-1-Star Lewis Hamilton wird als potenzieller Rettungsanker gehandelt. Hamilton, bekannt für seine Begeisterung für den Motorradsport, könnte mit Kapital und Einfluss helfen, die finanzielle Last zu lindern. Doch bislang handelt es sich nur um Gerüchte – und die MotoGP ist nicht der einzige Bereich, in dem KTM erhebliche Kosten stemmen muss.

Die kostspielige Dominanz in der MXGP

Auch in der MXGP ist KTM mit großen finanziellen Herausforderungen konfrontiert. In der Motocross-Weltmeisterschaft hat sich das Unternehmen über Jahre hinweg eine Vormachtstellung erarbeitet. Diese wurde durch zahlreiche Weltmeistertitel gekrönt. Hinzu kommt eine beeindruckende Erfolgsbilanz. Für 2025 plant KTM, mit sechs Factory-Piloten in die Weltmeisterschaft zu starten. Das ist ein klares Zeichen. Es zeigt, dass man weiterhin auf Dominanz setzt. Gleichzeitig vernachlässigt KTM auch nicht die wichtigen Nachwuchsklassen, wie die EMX250 und EMX125, in denen das Unternehmen junge Talente fördert.

Doch diese breite Präsenz hat ihren Preis. Die Investitionen in Spitzenteams, modernste Technologie und die umfangreichen Reisekosten summieren sich zu einem Betrag, der bei Normalbürgern ein Schwindelgefühl hervorrufen könnte.

Doch bei KTM bleibt es nicht bei den Kosten für die eigenen Teams. Als einer der Hauptsponsoren der von Infront Moto Racing promoteten MXGP trägt KTM auch wesentlich zu den Kosten der gesamten Meisterschaft bei. Dazu gehört unter anderem eine Beteiligung an den teuren TV-Übertragungen, die essenziell für die globale Reichweite der Motocross-WM sind. So informierte Pit Beirer bereits im Jahr 2020 über Kosten für die Fernsehproduktion von jährlich etwa 3 Millionen. Dieses zusätzliche Engagement zeigt zwar KTMs Einsatzbereitschaft für die MXGP, erhöht jedoch den finanziellen Druck auf das krisengeplagte Unternehmen erheblich.

Im Gegensatz zur MotoGP fehlt es in der MXGP neben Hauptsponsor Red Bull vermutlich an weiteren potenziellen Investoren. Diese könnten das finanzielle Engagement entlasten. Während in der MotoGP die Hoffnung auf Unterstützung durch Lewis Hamilton die Runde macht, steht KTM in der MXGP größtenteils finanziell allein da – abgesehen von Red Bull. Diese fehlende Absicherung könnte die Motocross-Weltmeisterschaft anfällig machen, insbesondere für Sparmaßnahmen, die vom Insolvenzverwalter auferlegt werden. Dies könnte geschehen, falls das Unternehmen gezwungen ist, seine Motorsportausgaben zu reduzieren.

Was würde ein Rückzug für die MXGP bedeuten?

Ein Rückzug von KTM aus der MXGP hätte weitreichende Konsequenzen. Das Unternehmen gilt in der Motocross-Weltmeisterschaft als Maßstab und treibende Kraft – sowohl im sportlichen Wettbewerb als auch in der technologischen Entwicklung. Sollte KTM sein Engagement beenden oder reduzieren, würde dies die gesamte Meisterschaft destabilisieren und die Konkurrenz vor große Herausforderungen stellen.

Die Nachwuchsförderung in den Klassen der EMX könnte ebenfalls leiden, was langfristige Auswirkungen auf den Nachwuchs in der MXGP hätte. KTM ist einer der wenigen Hersteller, die kontinuierlich Talente entwickeln und fördern – ein Rückzug oder eine Einschränkung des Engagements würde die gesamte Struktur des Sports verändern. Darüber hinaus würde der Wegfall von KTM als Hauptsponsor auch das finanzielle Fundament der MXGP ins Wanken bringen, da KTM nicht nur sportlich, sondern auch organisatorisch ein entscheidender Player ist.

Während KTM weiterhin betont, dass man an beiden Rennserien festhalten will, werfen die wirtschaftlichen Turbulenzen einen langen Schatten auf die Zukunft des Unternehmens im Motorsport. Besonders die MXGP steht im Fokus, da die hohen Kosten und die fehlenden Investoren hier ein noch größeres Problem darstellen könnten. Sollte KTM zum Sparen gezwungen sein, könnte die prestigeträchtige Motocross-Weltmeisterschaft die ersten Einschnitte spüren – mit möglicherweise drastischen Folgen für die gesamte Szene.