KTM AG: Zwischen Krise und Comeback

KTM ist seit Jahrzehnten für seine Motocross & Enduro Bikes bekannt. / Foto: KTM
Die KTM AG, Teil der PIERER Mobility Gruppe, blickt auf ein außergewöhnlich turbulentes Geschäftsjahr 2024 zurück. Ein Jahr, das von wirtschaftlichen Rückschlägen, tiefgreifenden Restrukturierungen und letztlich einem bemerkenswerten Sanierungserfolg geprägt war. Doch trotz massiver Herausforderungen lässt sich bereits eine klare strategische Neuausrichtung erkennen, die die traditionsreiche Motorradmarke zurück in die Erfolgsspur bringen soll.
Ein drastischer Einschnitt: Umsatzrückgang und Restrukturierung
Im Jahr 2024 verzeichnete die PIERER Mobility-Gruppe, zu der KTM als Kernmarke zählt, einen dramatischen Umsatzrückgang von 29 % auf € 1.879 Mio. Die Ursache lag vor allem in einer deutlich reduzierten Produktionsleistung – nicht zuletzt infolge der im Zuge des Sanierungsprozesses notwendigen sechsmonatigen Betriebsunterbrechung. Damit einher gingen massive operative Verluste: Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte) fiel auf -€ 480,8 Mio., das EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) sogar auf -€ 1.184,2 Mio. Grund dafür waren umfangreiche Abschreibungen und Wertberichtigungen auf immaterielle Vermögenswerte und Firmenwerte in Höhe von rund € 850 Mio.
Auch die Bilanz erlitt durch diese Belastungen sichtbare Schäden. Das Eigenkapital rutschte auf -€ 193,7 Mio. ab, während die Nettoverschuldung mit € 1.642,7 Mio. auf ein neues Rekordniveau anstieg. Eine Dividende für das Jahr 2024 wird folgerichtig nicht ausgeschüttet.
Der Wendepunkt: Sanierungspläne mit Signalwirkung
Trotz dieser tiefroten Zahlen setzte KTM ein deutliches Signal in Richtung Zukunft. Die Gläubiger der zentralen KTM-Gesellschaften – KTM AG, KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH – stimmten im Februar 2025 einem Sanierungsplan mit einer Quote von 30 % zu. Diese Entscheidung markierte einen entscheidenden Wendepunkt im Restrukturierungsprozess.
Der daraus resultierende Sanierungsgewinn in Höhe von rund € 1,2 Milliarden – 70 % der ursprünglichen Forderungen – wird das EBIT im laufenden Jahr 2025 wieder deutlich ins Positive drehen und das Eigenkapital kräftig stärken. Vorausgesetzt, es kommt zu keinem rechtlichen Einspruch, wird die Rechtskraft der Sanierungspläne im Juni 2025 erwartet.
Ausblick 2025: Weg zurück zur Normalität
Für das laufende Geschäftsjahr bleibt die wirtschaftliche Lage herausfordernd. Aufgrund der langen Produktionsunterbrechung rechnet das Management mit einem weiteren Umsatzrückgang im Vergleich zu 2024. Die Wiederaufnahme der Vollproduktion ist für Ende Juli 2025 geplant. Aufgrund der Saisonalität im Motorradgeschäft ist jedoch nicht davon auszugehen, dass die Verluste im Jahresverlauf vollständig aufgeholt werden können.
Dennoch gibt es Lichtblicke: Die Marktnachfrage nach KTM-Produkten erweist sich als stabil, und auch der Lagerabbau verläuft besser als geplant – ein entscheidender Schritt zur Normalisierung der Kapitalbindung. Die Investitionen der vergangenen Jahre haben zudem dafür gesorgt, dass die Produktionskapazitäten für die kommenden Jahre gesichert sind. Die Standorte Mattighofen und Munderfing – das Herz der KTM-Produktion – bleiben zentrale Säulen der Unternehmensstrategie und wichtige Arbeitgeber in der Region.
KTM steht vor dem Neustart
Die KTM AG hat 2024 ein tiefgreifendes Krisenjahr durchlaufen, das das Unternehmen wirtschaftlich stark getroffen, aber zugleich strukturell gestärkt hat. Die erfolgreiche Umsetzung der Sanierungspläne eröffnet eine echte Chance auf einen Neubeginn. Mit einer loyalen Kundenbasis, starker Marke und gesicherter Produktionsbasis blickt KTM trotz aller Herausforderungen zuversichtlich in die Zukunft. Das Jahr 2025 wird zum Jahr des Wiederaufbaus – mit dem klaren Ziel, KTM als Innovationstreiber und Premiumhersteller im globalen Motorradmarkt zu behaupten.