König Roczen auf dem Weg zum US-SX-Titel?
Ken Roczen gewann das legendäre Paris Supercross und schlug dabei die US-Supercross-Meister der vergangenen Jahre Tomac und Webb. Die deutschen Fans sind im Hype und die Kommentare durchwegs positiv. War das der Startschuss zum Titelgewinn in 2023?
Wenn man Ken Roczen und das US Supercross seit Jahren so intensiv verfolgt, wie ich es tue, dann war Paris schon fast eine Offenbarung. Meine Nachbarn bereuten es dieses Wochenende unter mir zu wohnen, da ich beim Schauen von Roczens Performance wild vom Sofa aufsprang und vor Freude schrie, wie ich es lange nicht mehr in Zusammenhang mit Kenny tat.
Schnell & aggressiv wie lange nicht
Man sah dem Deutschen von Rennen zu Rennen mehr an, wie wohl er sich auf der Honda fühlte. Ungewohnt direkt und positiv aggressiv setzte er den amtierenden US-Supercross-Champ Tomac unter Druck und überholte z.B. am Freitag per Blockpass. Roczen wirkt happy wie lange nicht mehr. Als hätte er seinen inneren aggressiven Kampfhund von der Kette gelassen, nachdem ihm Brick Top aus dem Film Snatch Monate malträtiert hatte. Roczen war hungrig, doch ist er hungrig genug für den großen Titel?
Etwas überraschend für viele Fans dürfte sicherlich sein, dass er nach 6 Jahren auf der Werks-Honda, sich mit der privaten CRF450R vom Honda Genuine Team offensichtlich wohler fühlt als zuletzt mit HRC-Werks-Bike. Ken selbst führt das auf sein Fahrwerk zurück und betonte, dass er trotz der wenigen Testzeit mit dem Team extrem zufrieden mit dem Bike und Fahrwerk sei. Fun Fact: Mit seinem Mechaniker an diesem Wochenende hat er bisher erst zweimal zusammengearbeitet, beide Mal haben sie gewonnen.
Der Pariser Rundkurs kam dem Deutschen auch entgegen: „Es war kein einfacher Track und man konnte schnell Fehler machen“, beschrieb Ken. In den Whoops zeigte er unschlagbaren Speed und er war nicht nur optisch, sondern auch faktisch der schnellste Mann vom Wochenende. Ein verdienter König. Le roi est mort, vive le roi – Der König ist tot, es lebe der König!
Wird Ken nun auch US-SX-Champs?
Doch was sagt das im Hinblick auf die US-Meisterschaft 2023 aus? Denn sind wir mal ehrlich: Das ist der wichtigste Titel überhaupt, SX-WM hin oder her. Die Kommentare in den sozialen Medien haben hier schon den zukünftigen Champ verkündet. Glaubt man hingegen den Statistiken, ist Roczen’s Sieg in Paris absolut kein Zeichen oder Vorbote für 2023.
Seit 2008 hat es kein King of Paris geschafft in der darauf folgenden Saison die US-Meisterschaft holen. Damals waren es James Stewart und ein Jahr zuvor Chad Reed. Beide auf Yamaha übrigens.
Auf welchem Bike tritt er 2023 an?
Apropos Yamaha: Mit welchem Bike fährt Roczen 2023 eigentlich? Das ist momentan die spannendste Frage im Motocross Business. Das ein Hochkaräter wie Ken Roczen Mitte November noch kein Team hat, gab es lange nicht mehr. Es wird viel spekuliert, auch das Roczen auf den Spuren von Chad Reed wandert und ein eigenes Team gründet. Gut 7 Wochen vor Anaheim und auch sonst eher gewagt und vor allem sehr teuer. Jeder Mechaniker, Techniker usw. der etwas auf sich hält, dürfte bereits ein Arbeitspapier für 2023 haben.
Öffentlich sagte Ken bereits, dass es sein letztes Rennen auf dem Honda Genuine Bike war. Außerdem teste er die neue Yamaha bei ClubMX. Gerüchten zufolge hat Roczen auch eine Kawa zu Hause und testet die Suzuki von HEP. Heute wurde er sogar auf einer Stark Varg gesichtet. Nur mit einem Bike aus Österreich wurde er bisher nicht Verbindung gebracht, was wohl auch so bleiben wird.
US-Experte und Ex-Profi Jason Thomas traut ihm Siege, egal mit welchem Bike zu: „Ken hat so viel Talent, der kann mit jedem Bike gewinnen. Selbst mit der Suzuki traue ich es ihm zu. Ob er aber den Titel gewinnen kann? Das glaube ich nicht!“
Wir halten euch auf dem Laufenden.