Jeremy Seewer: Geld statt Titel?
Jeremy Seewer galt die letzten Jahre eigentlich immer als Titelmitfavorit und das hat auch seinen Grund. Als dreifacher Vize-Weltmeister und „Mr. Konstant“ musste man den sympathischen Schweizer einfach auf der Rechnung im Kampf um die Krone haben.
Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass Seewer 2025 auf Ducati ausrücken wird und sofort kam zumindest in unserer Redaktion die Frage auf: Gibt Seewer endgültig den Titel auf und setzt aufs Geldverdienen?
Disclaimer
Zunächst sei festzuhalten, dass wir Seewer’s Entscheidungen und sportliche Leistungen in keinster Weise kritisieren möchten. Aber uns allen ist bewusst, dass Motocross-Profis im Idealfall bis höchstens Mitte 30 mit Racing Geld verdienen können. Da würde es absolut Sinn ergeben, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen.
Doch wie kommen wir zu unserer These?
Dass der Schweizer ein überdurchschnittlich intelligenter Athlet ist, fällt schnell auf, auch in Sachen Sponsoren. Bereits früh in seiner Karriere hatte Seewer immer wieder große externe Sponsoren: Remax, Kärcher, Tissot oder sogar eine Fluggesellschaft. Dass solche Firmen nicht gratis werben, ist logisch. Jeremy schrieb einst in einer Kolumne über ein Telefonat mit seinem Freund und Manager, der ihn darüber in Kenntnis setzte, dass ein Sponsor absprang, aber mit besagter Fluggesellschaft direkt der nächste bereitstand. Seewers Geldbeutel wurde also stetig mit Nachschub versorgt, zu Recht!
Zurück zur These und dem ersten Anzeichen. Im Sommer 2023 stand die Frage im Raum, bei welchem Team es 2024 für ihn weitergeht. Er hatte ein Angebot von Yamaha (jetzt Fantic), seinem damaligen Team, von Kawasaki und auch von GasGas. Seewer entschied sich bekanntlich für den Kawasaki Deal, obwohl diverse Quellen aus dem MXGP-Paddock übereinstimmend sagen, dass er alle Bikes getestet hatte.
2024 lief bisher nicht berauschend für Jeremy Seewer, der offenbar mit der Kawasaki nicht so gut zurechtkommt, wie die Jshre zuvor auf der Yamaha. War die Entscheidung bereits ein Fehler?
Der offensichtliche Deal
Mit dem noch nicht offiziell bestätigtem Wechsel zu Ducati ist eine Tatsache dennoch klar: Die Italiener müssen mehr Geld zahlen als etablierte Hersteller, um einen Top-Fahrer wie Seewer zu verpflichten. Warum sollte ein Titelmitfavorit sonst ein derart großes Risiko eingehen und auf seinen Titelchancen verzichten? Keiner außer Ducati weiß, ob das Motorrad funktioniert und es wäre unfassbar außergewöhnlich, wenn Ducati direkt um den Titel mitfahren könnte. Triumph hat zwar schon gezeigt, dass man im ersten Jahr mithalten kann, aber selbst das ist schon eine außergewöhnlich starke Leistung und weit vom Titelkampf entfernt.
Natürlich wird Jeremy Seewer die Ducati schon getestet haben, doch solche Tests fallen in der Regel nicht tagelang aus. Stellt Seewer also das Geld voran? Vermutlich, aber ist es mit 30 Jahren absolut nachvollziehbar? Ja! Neben dem finanziellen Aspekt hat Seewer aber auch die Möglichkeit, eine Marke in seinem Sport zu prägen und die ersten großen Meilensteine zu erreichen.
Was sagt ihr dazu? Hat Jeremy Seewer alles richtig gemacht?