US-Supertrainer Aldon Baker gilt seit den dominanten Zeiten Ricky Carmichaels als Trainer-Gott in den USA. Ist Aldon Bakers Zeit nun vorbei? / Foto: KTM

Mit Aldon Baker wurde Ryan Dungey zum Multi-Champ. / Foto: KTM

US-Supertrainer Aldon Baker gilt seit den dominanten Zeiten Ricky Carmichaels als Trainer-Gott in den USA. Mit dem Wechsel von Chase Sexton zu KTM scheint die Zeit des einstigen Meister-Machers Aldon Baker vorbei zu sein.

Baker war selbst Profi-Sportler auf zwei Rädern, allerdings auf Cross-Country-Mountainbikes. Daher kommt wohl auch seine Versessenheit zum Training mit dem Rennrad, die einst Ken Roczen kritisierte: „Ich bin Motocross-Profi und kein Rennradfahrer“ soll der Deutsche gesagt haben.

Carmichael professionalisierte unseren Sport

Bakers Trainer-Karriere im Motocross begann mit Ricky Carmichael. Der „Greatest of all Times“ ist erst dazu geworden, nachdem der rotköpfige Amerikaner und sein damaliger Trainer Jonny O’mara eben diesen Baker überredeten, RC zu trainieren. Baker selbst hatte gar keinen Bezug zum Motocross, doch er entwickelte ein unfassbar striktes Trainings-Programm.

Baker feierte damit derart viele Erfolge, dass er sich zeitweise aussuchen konnte, welcher der Top-Stars sehr viel Geld bezahlt, um mit ihm zu trainieren. Vor einigen Jahr erzählte mir eine gut informierte Quelle, dass die 250er-Fahrer ca. 250.000 Dollar und die 450er-Piloten bis zu 600.000 Dollar für sein Trainingsprogramm pro Jahr zahlten! Ein Invest, der sich Dank der fast garantierten Titelgewinne lohnte. Es gab eine Zeit, in der nahezu jeder Top-Pilot, der zu Baker wechselte, auch Titel gewann.

KTM investierte in Baker

Dies hat irgendwann auch KTM beziehungsweise Pit Beirer erkannt. Beirer war in seiner Karriere selbst ein besessener Trainingsweltmeister, der hart arbeitende Fahrer natürlich bevorzugte. KTM sicherte sich nicht nur die Dienste Bakers, nein, sie investierten auch in die Bakers Factory. Das ist nicht etwa eine Bäckerei, sondern die Trainings-Facilty in Florida, auf der Baker seine Fahrer trainiert.

Einher mit diesem Deal geht natürlich eine gewisse Exklusivität, was bedeutet, dass Baker nur noch Fahrer trainieren darf, die KTM, Husqvarna oder GasGas fahren. Das schränkt natürlich sein Klientel ein. Hier eine Übersicht der Fahrer, mit denen er gearbeitet hat:

  • Ricky Carmichael
  • James Stewart
  • Blake Baggett
  • Ryan Villopoto
  • Adam Cianciarulo
  • Ken Roczen
  • Ryan Dungey
  • Jason Anderson
  • Cooper Webb
  • Zach Osborne

Bakers Strategie

Was machte Bakers Programm so erfolgreich? Der Südafrikaner setzte neben einem strikten Ernährungsprogramm, intensives Ausdauertraining und einem anscheinend ziemlich heftigen Bootcamp im Novermber auf einen eher simplen Trick, der damals nicht üblich war: Er lies seine Athleten im täglichen Training stets zusammen trainieren, egal ob auf dem Rad, im Gym oder auf dem Motorrad.

2016 durfte ich an einem Trainingstag im kalifornischen Corona auf dem Testtrack von KTM dabei sein, Baker ließ Jason Anderson, Marvin Musquin und Ryan Dungey 20 Minuten lang Rennen fahren. Es knisterte regelrecht in der Luft und die Intensität der drei Jungs war regelrecht zu spüren. Ich führte danach ein Interview mit Dungey, der mir sagte, dass dies ein normales Training war. Neben dem reinen Trainingseffekt verhalf Baker seinen Fahrern auch zu einem unfassbaren Selbstvertrauen. Ein Selbstvertrauen, dass sie zu Titeln führte.

Kritik am starren System

Wie wir wissen, ist jeder Athlet, jeder Mensch individuell. Glaubt man den Aussagen von James Stewart, Adam Cianciarulo oder Ken Roczen, kann Baker sein System nicht anpassen. Alle Drei sind verhältnismäßig schnell wieder von Baker weggegangen, Roczen sogar mitten in er Saison. Wie gewohnt war auch hier der Deutsche sehr redsehlig und sich klar gegen das System von Baker ausgesprochen. Zu starr, zu viel Radfahren, zu eingeschränkte Ernährung. Außerdem sagt eigentlich jeder, dass dieses System die Fahrer zwar zu Titeln führt, aber sich auch kaputt macht.

Carmichael beendete früh sein Karriere, Dungey oder Villopoto auch. Cooper Webb hat dieses Problem frühzeitig erkannt und 2022 die Reisleine gezogen. Webb trainierte fortan ohne Baker, der Erfolg blieb 2023 jedoch zunächst aus. Gut informierte US-Journalisten berichteten, dass KTM Webb zwang, wieder zu Baker zurückzukehren. Dies ist wohl auch ein Grund, warum Cooper wieder zu Yamaha wechselte.

Sexton ohne Baker

Mit KTM’s Verpflichtung von Chase Sexton stand auch die Frage im Raum, ob Sexton ins Trainingscamp von Baker wechselt. Doch wie wir spätestens seit unserem Interview mit Philip Rüf wissen, trainiert Chase mit Philip bzw. Peter Park. Park hat in der Vergangenheit bereits Reed und Roczen trainiert und verfolgt einen anderen Ansatz als Baker. Während Baker seine Jungs viel auf dem Rennrad trainieren lässt, sieht man Peter Parks Männer öfter im Gym.

Die Tatsache, dass KTM’s neue Hoffnung nun nicht bei Baker trainiert, kann wie ein Zeichen wirken, dass Bakers große Zeiten vorbei sind. Doch wer weiß, wer Ende Mai ganz oben in der Tabelle steht. Anscheinend is Malcom Stewart flying on the Testtrack.

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