Die Schlammschlacht von Gaildorf – Fahrerstimmen
Eine wetterbedingt beendete Rennveranstaltung passiert nicht allzu oft, doch am vergangenen Wochenende, war es wieder so weit. Die Veranstalter des ADAC MX Masters in Gaildorf mussten die Teilnehmer der fünften Runde des mit vollen Startfeldern gefüllten Renntages vorzeitig nach Hause schicken.
Die WM Piloten Jeffrey Herlings und Pauls Jonass fuhren an diesem Wochenende auf einem anderen Level, wobei sich die Stammpiloten der ADAC MX Masters bei den am Sonntag vorherrschenden Bedingungen teilweise sehr schwertaten. Grund waren abertausende Liter Wasser, die Petrus auf die Traditionsstrecke „Auf der Wacht“ herabregnen ließ und den Track zur Rutschbahn verwandelten.
Die zahlreich angereisten Zuschauern kamen trotz widrigster Bedingungen auf ihre Kosten, denn Action gab es auf fast allen Metern der 1650 m langen Bahn. Beeindruckend war ganz klar die Leistung vom fünffachen Weltmeister, Jeffrey Herlings, der bereits den Samstag bei Sonnenschein für sich entscheiden konnte. Doch was der Niederländer am Sonntag abspulte, war eine ganz andere Liga. Mit einer scheinbar spielerischen Leichtigkeit bewegte er seine Red Bull Factory Racing KTM um den Kurs und fuhr sein eigenes Rennen. Abermals legte er einen Start-Ziel-Sieg hin, bei dem er die Verfolger auf 26 Sekunden distanzierte.
„Am Samstag hat es im Trockenen viel Spaß gemacht, Sonntag waren die Bedingungen sehr speziell und schwierig. Für mich war es eine sehr gute Vorbereitung für die nächsten WM-Rennen. Schade für die Fans, dass wir wegen des Regens einen Lauf weniger gefahren sind, aber ich freue mich schon auf das nächste Rennen in Tensfeld, wo ich auch wieder antreten werde“, so Jeffrey Herlings.
Der dritte Wertungslauf wurde aufgrund der Wetter- und Streckenbedingungen nicht ausgetragen. Herlings siegte ungeschlagen vor Jonass, Koch, Jacobi und Nagl, der weiterhin die Meisterschaft anführt.
Einige Motorräder starben in Gaildorf regelrecht den Heldentod, denn der Schlamm, der laut den Mechanikern bis zu 30 kg Mehrgepäck bedeutete, verpasste nicht nur dem Motor eine Schlammkur, sondern verstopfte zudem auch die Kühler. So konnte man die verschiedensten Bikes mit Rauchzeichen auf der Strecke sehen, was laut Henry Jacobi ein gutes Zeichen war: „Solange es noch raucht, ist auch Kühlflüssigkeit da“, so der 26-Jährige KTM Pilot.
Die Fahrer waren kaum noch zu erkennen und auch die Rauchzeichen gaben kaum Auskunft über Marke, Modell oder Fahrer. Dennoch konnte man am Ende der Rennen in zwar erschöpfte, aber zum Teil auch glückliche Gesichter schauen. Wir fragten uns, wie fühlten sich die Fahrer bei der Schlammschlacht von Gaildorf und was sagen sie zur Absage der dritten Läufe?
Tom Koch (GER) – Meisterschaftszweiter der MX Masters Klasse
„Die Strecke am Samstag war top, nur hätte ich mir etwas mehr Überholmöglichkeiten gewünscht. Der Sonntag ist wortwörtlich ins Wasser gefallen. Den dritten Lauf abzusagen, war meiner Meinung nach das Beste, was der Veranstalter machen konnte. Das hatte wenig mit Motocross fahren zu tun, sondern mehr mit Enduro. Es war eine Materialschlacht vom Feinsten und wahrscheinlich 50 % der Bikes Schrott nach dem zweiten Lauf.“
Jordi Tixier (FRA) – MX2 Weltmeister des Jahres 2014
„Ehrlich gesagt war es eine gute Entscheidung des ADAC, die letzten Rennen abzusagen, denn die Bedingungen waren wirklich sehr schwierig. Was das Fahren angeht, würde ich sagen, dass wir fahren konnten, weil trotz der schwierigen Bedingungen mit den tiefen Spurrillen und dem sehr rutschigen und nicht einfachen Untergrund immer noch lief. Ich kann aber nicht sagen, wie sich die Bahn zum dritten Lauf verändert hätte. Bei vielen Fahrern sind die Motoren aufgekocht und die Motorräder waren wirklich zerstört. In diesen Meisterschaften fahren nicht nur Werksfahrer, also muss man an jeden einzelnen denken. Ich würde also sagen, ja, es war die richtige Entscheidung.“
Nico Koch (GER) – Nach dem Rennen in Gaildorf auf Platz 7 der ADACMX Masters Klasse
„Für mich war es ein solides, erfolgreiches Wochenende. Ich habe mit P11 zweimal gut gepunktet, was gute Punkte für die Meisterschaft waren. Das hat mich einen Platz weiter nach vorn geschoben. Bei der Schlammschlacht am Sonntag habe ich das Freie Training ausgelassen. Für die Rennen bin ich dann tatsächlich auf mein Trainingsbike gewechselt, da mir mein Rennbike zu schade war. Ich war froh, das ich nicht gestürzten und mein Bike durchgehalten hat. Den dritten Lauf abzusagen war komplett die richtige Entscheidung, weil es wirklich eine Materialschlacht war. Klar ist es immer noch Motocross, aber man muss auch einen gesunden Menschenverstand haben und sagen, ab hier geht es nicht mehr.“
Oriol Oliver (ESP) – Meisterschaftsführender des ADAC MX Youngster Cup
„Nachdem ich mir Samstag den Sieg erkämpft habe, habe ich heute im Schlamm in den Survival-Modus geschaltet. Nach einem Sturz hatte ich Probleme mit nassen Handschuhen und der Sicht, dafür war der fünfte Rang noch in Ordnung. Zum dritten Lauf kann ich nur sagen, dass beide Möglichkeiten (Fahren oder nicht fahren, Anm. d. Red.) für mich ok gewesen wären. Hätten wir fahren müssen, hätte ich es besser machen können als im zweiten Lauf. Dennoch war die Entscheidung nicht zu fahren die Richtige.“
Lukas Platt (GER) – war froh den dritten Lauf nicht mehr fahren zu müssen
„Mit dem Samstag hatten wir Mega Glück, eigentlich hatte ich damit gerechneten das wir Samstag und Sonntag übelste Matschepampe haben, aber Samstag war echt gut. Sonntag war natürlich voll das Gegenteil. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich am Sonntag keinen Wertungslauf fahren lassen, weil es war Glückssache und mehr Enduro als Motocross fahren. Wenn man gestürzt ist, hat man das Bike kaum hochbekommen.Klar verstehe ich den Veranstalter, der den Zuschauern, die für ihre Tickets bezahlt haben auch etwas bieten wollen, doch wenn man sieht wieviele Motorräder kaputt gegangen, bzw. abgedampft sind, und was das für diesen einen Wwertungslauf alles gekostet hat, steht das in keinem Verhältnis. Viele sagen jedoch, dass ist Motocross und wir hätten den dritten Lauf fahren können. Ich bin heil froh, dass wir den nicht mehr fahren mussten. Vielleicht an der Stelle noch ein Dankeschön an meine Sponsoren und das Team, die es mir auch bei solchen Bedingungen ermöglichen mitzufahren?“
Maximilian Spies (GER) – Rookie in der MX Masters Klasse
„Ich habe mich eigentlich auf der Strecke sehr gut gefühlt und war zuversichtlich, dass es ein gutes Wochenende wird. Leider war der Samstag dann nicht so glücklich gewesen. In der ersten Rennhälfte habe ich zu viele Fehler gemacht und so war der Zug für die ersten fünf Positionen abgefahren. Der zweite Lauf war kompletter Ausnahmezustand, und es war wohl das härteste Schlammrennen, was ich bisher gefahren bin. Eigentlich lief es, bis vier Runden vor Schluss, ganz gut für mich und ich bin bis auf Platz 5 vorgefahren. Doch dann ist mir das Motorrad hochgegangen. Ohne Kühlwasser bin ich dann in die Box, um zu schauen, ob wir das noch hinbekommen. Doch bedauerlicherweise war nichts mehr zu machen. Das ist schon sehr tragisch und schade, da der vierte Gesamtrang direkt vor mir war. Zum Glück sind wir den dritten Lauf nicht gefahren. Es war gut für das Team, denn das hatte schon ein Motorrad versenkt und es ist ja wenig Zeit bis zum nächsten GP das Motorrad wieder fertig zu bekommen“
Peter König – Für mich war das Wochenende optimal
„Schon im Zeittraining lief es mega mit P2 und auch der erste Lauf war sehr gut mit P4. Die Schlammschlacht am Sonntag war abzusehen, aber trotzdem wild. Ich war einer der einzigen, die das Warm up gefahren sind. Aber da ging’s noch. Im Rennen ging es für mich nach einem super Start auf P2 auch echt richtig gut, ich hab meinen Flow gefunden und konnte noch normal Motocross fahren. Das einzige Problem war, dass ich ab der zweiten Runde keine Brille mehr hatte und ich dann kurz vor Abbruch des Rennens einen fetten Matschklumpen aufs Auge bekommen hab. Der Abbruch kam mir also zugute, weil weiterfahren war für mich nicht möglich, ich musste daraufhin ins Krankenhaus. Also mit ein bisschen Glück im zweiten Lauf auf P3 gefinisht. Der Abbruch des Renntages war die richtige Entscheidung, weil die Bedingungen für Fahrer und Motorräder komplett Scheiße waren. Mit ein bisschen Pech ist man sonst am Ende des Tages verletzt und hat 20000 € abgeschafft.“
Tim Koch – War in Gaildorf mit qualmenden Bike unterwegs
„Die Absage war auf jeden Fall nötig. Mein Motorrad hat ab Mitte des Rennens gequalmt und der Motor ist komplett kaputt. Für einen 19. Platz natürlich sehr ärgerlich und viel zu teuer. Die Sicherheit der Fahrer konnte bei diesen Bedingungen nicht mehr gewährleistet werden. Klar gibts mal Schlammrennen, aber die Frage ist immer zu welchem Preis und welche Konsequenzen entstehen daraus.“
Marnique Appelt- Es war sinnlos am Sonntag
„Die Entscheidung den dritten Lauf abzusagen war definitiv richtig, weil die Strecke mit den tiefen Rillen nicht mehr fahrbar war. Wenn Streckenarbeiten möglich gewesen wären, hätte man den dritten Lauf auf jeden Fall fahren können, aber aufgrund dessen, dass die Streckenbauer die Arbeiten nicht durchführen konnten war es einfach sinnlos, schon von früh an eigentlich. Kurzes Statement: Lange Rede, kurzer Sinn – Es war sinnlos am Sonntag.“