Die Industrie muss aufwachen
Im Rahmen des letzten britischen Arenacross Events in Wembley ließ man auch den Besitzer der Serie, Matt Bates zu Wort kommen. Den 62-jährigen Briten kann man sicherlich als Visionär und Macher betiteln, dem nicht zuletzt die britische Motocross-Szene bereits jetzt einiges zu verdanken hat. Können wir davon lernen?
Jeder in unserem Sport war zuerst ein Fan
In Wembley ging am vergangenen Wochenende die zehnte Arenacross Saison zu Ende. Eigentümer Matt Bates wurde schon in Vorbereitung der Veranstaltung interviewed und kam auch bei der abschließenden Pressekonferenz nochmals zu Wort:
„Ich bin überzeugt, dass Arenacross bessere Werbung für Motocross macht, als Motocross selbst es könnte. Es unterhält die Leute und bringt sie dazu, Motocross zu lieben. Und jeder in unserem Sport war zuerst Fan, bevor er selbst jemals ein Bike bewegt hat. Zum Arenacross kommen mehr Zuschauer, die noch nie Motocross gefahren sind, als welche, die selbst aktiv sind. Outdoors ist das umgekehrt.“
Diese Vermutung darf man übrigens auch für die deutschen Supercross-Klassiker in Stuttgart und Dortmund aufstellen. Bates: „Die Industrie muss aufwachen. Diese Leute werden Motorräder und Zubehör kaufen, hier sollte man sich präsentieren“.
Arenacross 2024/25 – Next Chapter
„Wir wollen die FIM Arenacross Weltmeisterschaft werden, diesen Plan hatten wir schon vor der Covid Pandemie. Im September 2024 wird die neue Saison beginnen und sie wird auch außerhalb Großbritanniens stattfinden, blickt Bates auf die Zukunft“.
„Ich habe schon die Red Bull Pro Nationals organisiert, damit waren damit neben Großbritannien auch in den Niederlanden, Belgien und Frankreich am Start“, ließ Bates schon letzte Woche im „Torq Moto Podcast“ verlauten. Wir berichteten, dass auch der neue Nora92 British Championship 2024 diesen Weg einschlägt und damit offenbar in die Fusstapfen eben dieser Red Bull Pro Nationals tritt.
100 % elektrisches Entertainment
Matt Bates verschränkt sich definitiv nicht vor Neuem und betont: „Wenn ich mir Arenacross in 2034 vorstelle, dann wird dies 100 % mit E-Bikes gefahren.“ Rennen im Rahmen von Musikfestivals mit Hunderttausenden Fans könnten so mögliche Termine eines Kalenders werden. „Nur durch Entertainment bringt man mehr Leute in den Sport“.
All diese Gedanken darf man sicherlich auch auf unsere deutsche Szene übertragen, die vielleicht mehr Ideen braucht als jemals zuvor? Erst kürzlich wurde der DMX Kalender für die deutschen Meisterschaften veröffentlicht, die 2023 mit den „MX Weekends“ eine willkommene Neuerung bekamen. An diesen findet die DM in allen Klassen im Rahmen einer Veranstaltung statt.
Outdoor Supercross in Deutschland
Dennoch besteht Diskussionsbedarf. Im Rahmen der „Trackwalk Studio Show“ auf YouTube, die von Benzim und Backyard Design produziert wird, trafen kürzlich Fabian Schuster als Vertreter des ADAC auf Mario Eckhardt als Vertreter des MSR und Stimme der Amateure aufeinander, um sich zusammen mit den Moderatoren Philipp Klakow (Backyard) und Jan Hoffmann (Benzim) in einer spannenden Diskussionsrunde auszutauschen.
Währenddessen wurden die Pläne für eine deutsche Outdoor-Amateur-Supercross Serie veröffentlicht. Offenbar wird hier eben dieser Grundgedanke, den auch Matt Bates hat, getragen: Supercross und Motocross einem größeren Publikum zu öffnen. Denn jeder Amateur bringt Freunde und Familie mit sich, die wiederum Freunde mitbringen und sich vielleicht auch langfristig für den Sport begeistern, mit dem sie zuvor keine Berührungspunkte hatten.
Stellt euch doch einmal vor, ihr ladet jemanden zum Supercross in Dortmund oder Stuttgart ein. Ist das Interesse einer nicht mit dem Sport vertrauten Person wohl höher, wenn z.b. der Kollege, Freund oder Nachbar am Start steht, mit dem man mitfiebert oder wenn dort zig Franzosen um den Sieg kämpfen?
Warum E-Bikes?
Wie vom Arenacross Boss Matt Bates angesprochen sehen viele Befürworter der E-Bikes wie die VARG von Stark Future als weitere Chance für neues Publikum, Fans und Investoren für den gesamten Sport. Eben weil man ohne „den Krach und Gestank“ auskommt und somit urbaner werden kann. Rennen am Rande von Musikfestivals sind eine Sache, die man bei einzelnen Veranstaltungen wie dem Zwarte Cross in den Niederlanden oder dem Werner Rennen schon jetzt vereinzelt zusammengeführt hat.
E-Bike WM Auftakt in Japan
Eine andere Möglichkeit wären aber zum Beispiel auch Supercross artige Outdoor-Rennformate in Städten, um auch da Publikum abzuholen. Diesen Weg scheint auch die FIM E-Xplorer Meisterschaft einzuschlagen, die vergangene Woche ihren Auftakt in Osaka hatte. Sieger wurde hier übrigens der Spanier Jorge Zaragoza, der ebenso aus der britischen Arenacross Meisterschaft bekannt ist wie Dylan Woodcock, der im gleichen Rennen fuhr. Im Vordergrund stand allerdings eine Teamwertung, die überraschend das HRC Honda Team für sich gewann. In einem Team fuhren je ein Mann und eine Frau. Aus deutscher Sicht war hier Tanja Schlosser vertreten. Die amtierende Enduro-Europameisterin erreichte das Podium auf Platz drei.
Erst der Anfang der Entwicklung
Ob dies die Lösung und das endgültige Format ist, wird die Zeit zeigen. Sicher aber ist, dass unser Sport neue Impulse brauchen kann, um auch in Zeiten von Klimawandel und Nachhaltigkeit bestehen zu können.