Zwischen Leistung und Loyalität: Spies vs. Jacobi

Maximilian Spies beim MXoN 2025 in Crawfordsville.
Das Motocross of Nations 2025 in Crawfordsville (Indiana, USA) war mit dem Sieg des Team Australien sportlich ein Highlight – doch abseits der Strecke sorgte ein öffentlich ausgetragener Streit zwischen Maximilian Spies und Henry Jacobi für Gesprächsstoff in der deutschen Motocross-Szene. Was als persönliches Statement begann, entwickelte sich binnen Stunden zu einer hitzigen Debatte über Leistungsanspruch, Teamgeist und öffentliche Kommunikation.
Spies zeigt sich offen – gesundheitlich angeschlagen ins Rennen
Nach einem schwierigen Qualifikationstag meldete sich Maximilian Spies am Samstagabend mit einer Videobotschaft auf dem Team Deutschland Instagram-Profil. Darin schilderte der 21-Jährige ehrlich, dass er gesundheitlich angeschlagen in sein erstes MXoN-Wochenende gestartet sei. „Ich wusste, dass es schwierig wird“, erklärte Spies. „Ich habe bis heute Antibiotika genommen, bin einfach nicht bei Kräften. Trotzdem gebe ich mein Bestes.“
Er sprach von Erschöpfung, Magenproblemen und fehlender Energie während des Qualifikationsrennens. Seine Offenheit kam bei vielen Fans gut an – sie sahen darin einen authentischen Einblick in den körperlichen Druck, dem Profisportler ausgesetzt sind.
Jacobi kontert – mit gewohnter Direktheit
Wenige Stunden später reagierte Henry Jacobi, einer der bekanntesten deutschen Motocross-Fahrer und ehemalige Gewinner der ADAC MX Masters, auf Instagram. In seiner typischen, unverblümten Art postete er ein Meme eines AMA-Fights, versehen mit der spitzen Bemerkung: „Ich wette übrigens: bei denen zählt Antibiotika und Durchfall nicht als Ausrede.“
Für viele Beobachter war klar, an wen sich diese Zeilen richteten. Die Anspielung löste schnell Reaktionen aus – sowohl Zustimmung als auch Kritik.
Kurze Nachricht – lange Wirkung
Maximilian Spies reagierte direkt und schickte Jacobi eine Direktnachricht, in der er mit einem „F… Dich“, sein Unverständnis über den Post zum Ausdruck brachte. Statt die Sache ruhen zu lassen, legte Jacobi nach und präzisierte öffentlich seine Haltung. „Mir geht’s hier null darum, eine Leistung zu bewerten“, schrieb er. „Ich empfehle nur allen Fahrern, sich lieber mit dem Gas geben zu beschäftigen, wenn man schon sein Land vertritt.“
Der 28-Jährige betonte, sein Beitrag sei von der Community überwiegend positiv aufgenommen worden – laut ihm mit einer „Zustimmungsquote von 99,9 Prozent“.
Zwischen Anerkennung und Kritik
Die Szene reagierte gespalten. Viele Fans lobten Henry Jacobi für seine klare Haltung und seine Forderung nach Professionalität im Nationaltrikot. Andere wiederum warfen ihm mangelnde Fairness und fehlendes Fingerspitzengefühl vor.
Maximilian Spies erhielt dagegen Zuspruch als auch Gegenwind für seine ehrliche und selbstkritische Art. Zahlreiche Kommentare betonten, wie wichtig Transparenz und Authentizität im heutigen Profisport seien – auch dann, wenn es um persönliche Schwächen oder gesundheitliche Probleme geht. Dennoch gab es auch negative Äußerungen der deutschen Fans.
Auffällig war, dass die Kommentarfunktion unter der Videobotschaft von Spies auf dem offiziellen MXoN Team Deutschland Account deaktiviert wurde. Offenbar wollte man damit gezielt verhindern, dass sich negative oder böswillige Kommentare unter dem Beitrag ausbreiten. Ein Schritt, der von vielen als verständlich und professionell eingeordnet wurde – und zugleich zeigt, wie sensibel die Kommunikation im digitalen Raum geworden ist.
Ein Streit mit Symbolcharakter
Der Schlagabtausch zwischen Spies und Jacobi ist mehr als nur ein Social-Media-Zwist. Er zeigt, wie unterschiedlich Profisportler mit Druck, Öffentlichkeit und Erwartungen umgehen. Während Jacobi für kompromisslose Leistungsorientierung steht, sucht Spies den offenen Dialog mit den Fans – ehrlich, aber angreifbar.
Fakt ist: Beide repräsentieren Facetten des modernen Motocross – den Anspruch, alles zu geben, und den Mut, über persönliche Grenzen zu sprechen. Wie sich das Verhältnis der beiden entwickelt, bleibt abzuwarten. Auf der Strecke wird am Ende ohnehin das zählen, was beide am besten können: Gas geben.