WSX-Feuertaufe für die Stark VARG

Jorge Zaragozza konnte auf der Stark die Auftaktrunde der SX CHamp Serie, ebenfalls in Argentinien, gewinnen

Jorge Zaragozza konnte auf der Stark die Auftaktrunde der SX CHamp Serie, ebenfalls in Argentinien, gewinnen. / Foto: Luciana Ilariucci

An diesem Wochenende startet in Argentinien die neue Saison der World Supercross Championship (WSX) – und zum ersten Mal in der Geschichte einer FIM-Weltmeisterschaft wird ein Elektro-Motorrad auf Augenhöhe gegen klassische Verbrenner antreten.

Mitten in diesem historischen Moment steht ein Name, der die Szene schon länger elektrisiert: Stark Future. Die junge Marke aus Barcelona bringt ihre Stark VARG 1.2 an den Start – und stellt sich damit dem direkten Vergleich mit den großen Werken von Kawasaki, Honda, KTM & Co.

Ein mutiger Schritt in eine neue Ära

Dass Elektroantriebe längst Alltag sind, wissen wir alle – vom E-Auto bis zum E-Bike. Doch im professionellen Motocross hat sich die Technik bisher kaum durchsetzen können. Zu groß waren die Zweifel an Reichweite, Haltbarkeit und Chancengleichheit.

Mit dem WSX-Auftakt 2025 wagt die FIM nun den Schritt, den viele für unmöglich hielten: Strom und Benzin in einer gemeinsamen Startaufstellung. Kein separates Rennen, keine Sonderwertung – einfach echte Konkurrenz auf demselben Track. Für Stark Future ist das mehr als ein Experiment. Es ist ein Statement.

Die Stark VARG – leise, stark, anders

Die Stark VARG hat schon seit ihrer Vorstellung 2022 für Gesprächsstoff gesorgt. 80 PS Leistung, eine 7,2-kWh-Batterie, modernes Magnesiumgehäuse, voll einstellbare Leistungsabgabe – und das alles in einem Paket, das kaum schwerer ist als ein klassisches 450er-Bike.

Für den Einsatz in der WSX wurde die Maschine leicht angepasst. Die FIM schreibt für E-Bikes ein Mindestgewicht von 117 Kilogramm und feste Leistungsobergrenzen vor: 54 kW in der SX1-Klasse, 44 kW in der SX2. Damit sollen alle Fahrer unter möglichst gleichen Bedingungen antreten.

„Wir gelten in der Serie offiziell als Prototyp“, erklärt Sébastien Tortelli, ehemaliger MX-Weltmeister und heute Stark-Racing-Direktor im Interview mit Adam Wheeler. „Unsere Leistung und Daten werden permanent überwacht, um sicherzustellen, dass wir wirklich auf einem Level mit den Verbrennern fahren.“

Von der Werkbank auf die große Bühne

Für Stark wird der Saisonstart in Argentinien die erste echte Feuertaufe im internationalen Supercross. Nach kleineren Einsätzen im SuperEnduro und Arenacross folgt nun der Sprung ins Rampenlicht.

Die Herausforderung ist gewaltig: Eine Supercross-Strecke ist kein Spaziergang – sie verlangt Präzision, Power und Kontrolle. Wer hier bestehen will, muss in jedem Rhythmus-Segment den perfekten Flow treffen. „Wir sind nah am erlaubten Mindestgewicht“, sagt Tortelli. „Die Batterie ist schwer, aber das hilft uns sogar, das Gewicht perfekt zu verteilen. Mit jedem Rennen lernen wir dazu – das ist ein Prozess.“

Neugier, Skepsis und viel Spannung

Dass jetzt ein Elektro-Bike im Kampf gegen jahrzehntelang optimierte Viertakter antritt, sorgt für Gesprächsstoff. Viele Fans sind neugierig, manche skeptisch. Kann ein leises Motorrad wirklich gegen die röhrenden 250er und 450er bestehen?

Doch was sich auf den ersten Blick ungewohnt anfühlt, könnte die Zukunft des Sports einläuten. Die VARG beschleunigt brutal, hat sofortiges Drehmoment, braucht keine Kupplung – und bringt durch den fehlenden Auspuff und Tank eine ganz andere Balance mit. Vielleicht ist sie also gar nicht nur „anders“, sondern tatsächlich anders gut.

Ein Lernjahr mit Ambitionen

Auf der SX1-Stark sitzen keine Unbekannten. Vince Friese, der bereits Erfahrung aus der AMA-Szene und der WSX mitbringt und Jorge Saragozza, der die Auftaktrunde der SX Champ Serie gewinnen konnte. Für beide und das Team ist 2025 ein Jahr des Lernens – aber nicht ohne Ehrgeiz. „Wir wissen, dass es eine Herausforderung wird“, so Tortelli. „Aber wenn wir im ersten Jahr regelmäßig in die Top Fünf fahren, wäre das ein großer Erfolg. Und darauf wollen wir aufbauen.“

Ein elektrischer Start in die Zukunft

Egal, wie das Rennen in Argentinien ausgeht – eines steht fest: Der Auftritt der Stark VARG ist mehr als nur ein technisches Experiment. Es ist ein Symbol dafür, wohin sich der Offroad-Sport entwickeln könnte.

Die FIM hat den Mut, neue Wege zu gehen, und Stark ist das Team, das diesen Weg beschreitet. Ob leise Motoren bald die Zukunft des Supercross prägen, wird sich zeigen. Aber wenn am Wochenende in Córdoba das Startgatter fällt, dann beginnt ein neues Kapitel – eines, das mit Strom, Mut und Neugier geschrieben wird.