Wenn MXGP-Verträge stärker bremsen als jede Verletzung

Tim Gajser startet später als gewollt in die MXGP Vorbereitung

Tim Gajser startet später als gewollt in die MXGP Vorbereitung

Die Saison ist rum, das MXGP-Paddock ist leergefegt – die Trucks sind abgesperrt, die Mechaniker zuhause, die Fahrer endlich mal ein paar Wochen Mensch statt Maschine. Aber nicht alle. Zwei Namen stehen gerade im grellen Scheinwerferlicht, obwohl weit und breit kein Startgatter zu sehen ist: Jeffrey Herlings und Tim Gajser. Beide heiß auf den Neustart. Beide motiviert bis in die Haarspitzen und beide bereit, für 2026 so früh wie möglich loszulegen.

Und beide werden ausgebremst – nicht von einer Verletzung, sondern von Verträgen, die ihnen momentan mehr im Weg stehen als jeder unglücklich platzierte Streckenpfosten.

Wenn Verträge härter zuschlagen als ein Highsider

In den letzten Jahren hat sich ein Trend durchgesetzt: Verträge sind dicker geworden. Strenger. Weniger Fairplay, mehr Absicherung. Früher gab’s nach der Saison per Handschlag das Okay: „Geh, teste dein neues Bike, viel Erfolg nächstes Jahr.“ Diese Zeiten sind weg. Heute entscheiden Stichtage, Klauseln und Sperrfristen, ob ein Fahrer auch nur in die Näheseiner neuen Maschine darf.

Und genau in diesem Vertragskorsett hängen jetzt Herlings und Gajser fest.

Herlings: Der Mann, der niemals stillstand – jetzt im Zwangs-Leerlauf

Jeffrey Herlings und Stillstand – das passt eigentlich so gut zusammen wie Sand und Betonboden. Aber genau da steckt er gerade. Nach einer Saison voller Spannungen mit KTM und der Entscheidung, seine Zukunft woanders zu suchen, ist die Stimmung zum Schluss sichtbar gekippt.

Die Konsequenz: Herlings wartet. Und wartet. Und wartet. Bis 31. Dezember darf er nichts tun, was nach Honda riecht. Keine Tests. Kein Setup. Nicht mal ein geheim gehaltener Rollout weit weg von Kameras.

Stattdessen steht eine Serien-KTM in der Garage. Für jemanden wie Herlings fühlt sich das wahrscheinlich an wie ein Kaltstart bei Minusgraden – ohne Anlasser.

Gajser: Sauber getrennt? Nicht einmal ansatzweise

Bei Tim Gajser sieht es kaum besser aus. Die Beziehung zu Honda Gariboldi hat schon lange vor Saisonende geknirscht. Geldfragen, Zukunftsfragen, viele unausgesprochene Dinge. Die Folge? Ein klarer Schnitt – zumindest auf dem Papier.
Emotional war’s wohl eher ein Riss.

Gajser darf die Yamaha für 2026 ebenfalls nicht testen. Keine Inbetriebnahme, keine Setup-Arbeit, keine Gewöhnung. Dabei hatte Yamaha längst alles vorbereitet – Testplan, Team, sogar die US-Einheiten standen im Kalender.

Jetzt bleibt ihm nur das Warten und die Hoffnung, dass die Uhr schneller tickt.

Ein Winter mit Vorentscheidungspotenzial

Während Herlings und Gajser praktisch in der Box feststecken, drehen andere längst wieder Runden. Schrauben, testen, anpassen – der ganz normale MXGP-Winter. Und dieser Vorsprung ist nicht zu unterschätzen. Wer die ersten Februar-Wochen verschläft, rennt der Weltspitze oft bis Juni hinterher.

2026 könnte durch diese Verzögerung schon entschieden werden, bevor überhaupt die ersten Sekunden bis zum ersten Gatedrop vorbei sind.

Gewinner im Hintergrund: Die, die einfach weiterfahren dürfen

Für Fahrer ohne Teamwechsel ist das wie ein Weihnachtsgeschenk im Oktober. Romain Febvre zum Beispiel? Der testet längst wieder, arbeitet am Speed, am Flow, an den kleinen Dingen, die Rennen entscheiden. Kein Vertrag, der ihm die Hände bindet. Während seine größten Gegner nicht mal aufs neue Motorrad dürfen.

Das ist ein Vorteil, der sich später auszahlen könnte.

Ein Start ins Jahr 2026, der alles durcheinanderwirbeln kann

Es ist selten, dass zwei absolute Titelanwärter gleichzeitig durch Vertragsklauseln ausgebremst werden. Und genau das macht die kommende Saison so spannend. Herlings – die Konstante auf Stahlrahmen? Gajser – der Mann, der Honda zum WM-Titel getragen hat?

Beide gehen mit Handicap in ein Jahr, in dem ohnehin alles auf links gedreht wird. Neue Farben. Neue Marken und neue Konstellationen.

Und vielleicht – das ist das eigentlich Spannende – eine Meisterschaft, die schon vor dem ersten Startsignal ihre ersten Schläge austeilt.