Stefan Ekerold: „Ich habe den Sport noch nie halbherzig betrieben“
Stefan Ekerold hat in den letzten Jahren sowohl sportliche Höhen als auch Herausforderungen durchlebt. Nach einer verletzungsbedingten Pause in der Saison 2024, steht er nun vor einem spannenden Comeback. In einem ausführlichen Interview gibt er Einblicke in seine Genesung, seine Ziele für die kommende Saison und die Veränderungen, die er für 2025 plant. Dabei zeigt sich Ekerold zuversichtlich, dass er mit einer angepassten Herangehensweise und frischer Motivation erneut um Spitzenplätze kämpfen wird.
Hallo Stefan, wie geht es dir aktuell körperlich und mental nach deiner verletzungsbedingten Pause?
Mir geht es sehr gut. Körperlich bin ich fitter als je zuvor, da ich momentan eine ausgezeichnete Diät und einen abwechslungsreichen Trainingsplan verfolge, der etwas anders strukturiert ist als während der Saison. Die Vorbereitung auf den Frankfurt-Marathon und das damit verbundene Ziel haben mir geholfen, konsequent am Ball zu bleiben.
Auch mental fühle ich mich äußerst gut. Meine Verletzung gehört vollständig der Vergangenheit an, und ich merke keinerlei Beschwerden mehr.
Kannst du mehr über die Verletzung erzählen und wie der Rehabilitationsprozess verlaufen ist?
Leider habe ich mich etwa drei Wochen vor dem ersten Masters-Lauf verletzt. Viele dachten vermutlich, dass ich trotz der Verletzung später im Jahr hätte fahren können. Allerdings war ich mir zeitweise unsicher, ob ich meinen Arm überhaupt jemals wieder so einsetzen kann, wie es für Motocross notwendig ist.
Zum Glück änderte sich das, als im August die Schrauben und das eingesetzte Material herausoperiert wurden. Leider war die Saison zu diesem Zeitpunkt bereits vorbei. Die Ärzte wollten das Material ursprünglich länger im Arm belassen, doch das hätte für mich bedeutet, die Reißleine für meine Karriere zu ziehen. Eine weitere Saison auszusetzen hätte einfach keinen Sinn gemacht.
Wie schwer war es für dich, den Großteil der Saison 2024 aussetzen zu müssen, während andere auf der Strecke um Punkte kämpften?
Tatsächlich war es nur teilweise schwer für mich, weil ich ehrlich gesagt gar nicht so sehr darauf geachtet habe.
Ich habe das Jahr für mich sehr gut genutzt und das Beste daraus gemacht. Mein gesamtes Wissen aus 23 Jahren in diesem Sport habe ich in eine Online-Plattform gepackt und begonnen, anderen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen und besser zu werden. Das gibt einem immer ein gutes Gefühl.
Nach so vielen Jahren im Vollgas-Modus war dieser Sommer in vielerlei Hinsicht einfach anders – und hatte definitiv auch seine positiven Seiten.
Hast du während deiner Pause bestimmte Trainingsmethoden genutzt, um zumindest körperlich auf einem hohen Level zu bleiben?
Im Sommer habe ich gezielt damit begonnen, etwas mehr joggen zu gehen – hauptsächlich zur Vorbereitung auf den Marathon. Seit mein Handgelenk wieder so funktioniert, wie es soll, habe ich so viel Kraft- und Bewegungsarbeit daran gemacht wie nur möglich.
Motocross an sich ist jedoch durch nichts zu ersetzen. Die spezifische Fitness fürs Fahren lässt sich letztendlich nur durch Runden auf dem Bike wieder aufbauen.
Wie du gerade sagtest, hast Du mit dem Laufen angefangen und bist beim Marathon in Frankfurt gestartet und hast diesen auch beendet. Erzähl uns gern mehr darüber.
Laufen war für mich nichts Neues; ich bin schon immer viel joggen gegangen, auch als Training für Motocross. Meiner Meinung nach gibt es abseits vom Fahren kein besseres Training für das Herz-Kreislauf-System.
Das Marathon-Event an sich war richtig cool, und ich musste mich wirklich hart pushen. Über die kompletten 42 Kilometer hatte ich einen Puls von über 180 – und das, obwohl ich definitiv nicht unfit bin. Es war eine großartige Erfahrung und auch etwas, das ich einfach abhaken wollte.
Vor Kurzem habe ich noch ein anderes persönliches Fitnessziel erreicht, das ebenfalls auf meiner Liste stand. Aber der Marathon war eben ganz oben auf meiner To-do-Liste.
Hast du in der Pause vielleicht auch an anderen Dingen gearbeitet, wie deiner mentalen Stärke oder deinem Fahrstil?
An meinem Fahrstil muss ich nicht wirklich arbeiten, und auch meine mentale Stärke steht außer Frage. Hauptsächlich habe ich die Pause jedoch genutzt, um Sponsoren außerhalb der Motocross-Bubble anzusprechen. Mal schauen, was sich hier noch ergibt.
In welchen Rennserien werden wir dich 2025 möglicherweise sehen – planst du einen Start bei den ADAC MX Masters oder in der DMX und mit welchen Zielen gehst Du in die Saison?
Für mich ist eigentlich fast ausschließlich die Masters-Serie relevant. Im Ausland Rennen zu fahren, käme für mich nur in Frage, wenn es wirklich gut bezahlt wird – Amerika wäre da eine Ausnahme, aber das ist ein anderes Thema.
Die DMX interessiert mich nur, wenn es finanziell passt, was seit 2022 nicht mehr der Fall war. Die Masters hingegen sind sehr professionell und nach wie vor äußerst interessant für Teams und Sponsoren. Deshalb macht die Serie für mich absolut Sinn. Ich würde mir jedoch wünschen, dass die Gesamtanzahl der Rennen eher in Richtung zehn geht.
Die meisten WM-Fahrer konzentrieren sich ohnehin ausschließlich auf die WM, während die Top-Masters-Piloten hauptsächlich die Masters fahren und vielleicht noch ein paar offene Rennen in Holland oder Frankreich. Mehr Rennen wären definitiv wünschenswert, allerdings scheint es schwierig zu sein, genügend Veranstalter zu finden. Aber gut, das ist nicht meine Baustelle.
Mein Ziel bei den Masters bleibt klar: Ich möchte nach wie vor versuchen, zu gewinnen.
Inwiefern hat die Verletzung deine Perspektive auf den Sport oder deine Karriere verändert?
Die Verletzung hat meine Perspektive nicht grundlegend verändert, aber ich möchte die Dinge 2025 nicht krampfhaft durchziehen. Ich bin zuversichtlich, dass ich mit einigen gezielten Veränderungen und einer angepassten Herangehensweise erfolgreich sein werde – nicht nur im Motocross, sondern auch in anderen Bereichen meines Lebens.
Wie schwierig gestaltet sich derzeit die Suche nach einem neuen Team für die kommende Saison? Gibt es bereits Gespräche oder Optionen?
Wenn Leute Bock haben, geht immer was. Gespräche und Optionen gibt esdefinitiv.
Was sind deine persönlichen Ziele für die kommende Saison, sollte sich ein Team finden?
Wenn die Struktur gegeben ist kann ich gewinnen, davon bin ich zu 100% überzeugt.
Warum sollte ein Team gerade jetzt auf dich setzen und wie willst du beweisen, dass du wieder konkurrenzfähig bist?
Warum ein Team auf mich setzen sollte, ist klar: Ich habe den Sport noch nie halbherzig betrieben und glaube fest daran, dass ich nach wie vor in der Lage bin, sehr, sehr gute Ergebnisse zu erzielen.
Jedes Mal, wenn ich in der Vergangenheit solche Veränderungen auf mich genommen habe – sei es im Team oder in meiner eigenen Mentalität, wie es dieses Jahr der Fall ist – bin ich am Ende stärker daraus hervorgegangen, als es die Leute von mir gedacht oder erwartet haben.
Die beste Version von mir als Fahrer hat bei den Masters noch nicht am Start gestanden.