War der Track in St. Jean d’Angely wirklich zu schnell?

Glenn Coldenhoff springt mit Vollgas einen 30 Meter Downhill-Jump in St. Jean D'Angely.

Glenn Coldenhoff springt mit Vollgas einen 30 Meter Downhill-Jump in St. Jean D'Angely. / Foto: Ralph Marzahn

Die Frage können wir mit einem klaren Nein beantworten. Aber wer denkt, hier wäre die Geschichte zu Ende, der irrt sich. Denn auch wir sind anfangs dem Trugschluss erlegen, dass der Track in St. Jean d’Angely doch ein bisschen zu schnell war. Ein kurzer Plausch mit Kay de Wolf, dem amtierenden MX2-Weltmeister, bestätigte unseren ersten Eindruck: Der Kurs erschien auch dem Niederländer nach der ersten Begutachtung zu schnell. Doch war das wirklich so?

Die Wahrheit liegt in den Zahlen

Also haben wir uns ran gemacht und die Rundenzeiten der schnellsten Klasse, der MXGP, genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis? Ein völlig anderes Bild. Medien berichteten häufig, dass das Layout an einigen Stellen verändert wurde, um den Streckenverlauf flüssiger zu gestalten – was jedoch deren Meinung nach zum Leidwesen der Fahrer geschah, weil enge und langsamere Passagen fehlten und die Piloten deshalb mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs waren. Doch wenn man genau hinschaut, stellt sich heraus, dass sich die Durchschnittsgeschwindigkeit der Strecke im Vergleich zum Jahr 2019 nur um magere 2 km/h erhöht hat.

Wetter, Schmiere und Speed – eine Kombination, die funktioniert

Trotz der unbeständigen Wetterverhältnisse am vergangenen Wochenende gab es keine extremen Bedingungen, die die Geschwindigkeit wirklich hätten bremsen können. Zwar war der Track nicht gerade trocken, aber auch nicht so nass, dass er die Piloten ausgebremst hätte. So gesehen, keine schlechten, aber auch keine extrem herausfordernden Bedingungen, die einen großen Einfluss auf die Geschwindigkeit gehabt hätten.

Highspeed-Action auf den Top Tracks

Wer denkt, der Kurs in St. Jean war schon rasant, sollte sich mal den MXGP of Russia 2019 in Orlyonok anschauen. Dort wurden in der MXGP-Klasse Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 60 km/h erreicht. Auch wenn die Piloten in Russland eher kritisch über die hohe Geschwindigkeit sprachen, liebten viele den Track an der Schwarzmeerküste trotzdem. Klar, wer mit über 60 km/h über den Track fährt, muss schon ein bisschen was aushalten.

Die Regeln sind klar – Maximalgeschwindigkeit 65 km/h

Und was sagt eigentlich die FIM dazu? Wenn wir die Sache aus regeltechnischer Sicht betrachten, liegen Geschwindigkeiten von bis zu 65 km/h im erlaubten Rahmen. Laut den FIM-Standards 2025 für Motocross-Strecken (Punkt 4.5) sollen Strecken so konzipiert und vorbereitet sein, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit während eines kompletten Rennens maximal 65 km/h beträgt. Das bedeutet, dass die Fahrer auch auf den schnelleren Strecken nicht unbedingt über diese Marke hinausrasen dürfen.

Fazit: Ein schneller Track, aber noch lange nicht zu schnell

Zusammengefasst lässt sich sagen: Der Track in St. Jean d’Angely war schnell – aber keineswegs so schnell, dass er aus der Reihe fällt. Klar, es gibt immer wieder Momente, in denen die Fahrer mit hohem Tempo unterwegs sind, aber solange die Durchschnittsgeschwindigkeit im Rahmen bleibt, ist alles im grünen Bereich. Und wer weiß, vielleicht ist der Track ja genau das, was die Fahrer brauchen, um auf der schnellen Strecke richtig Gas zu geben.