Vom Champion zum Entwickler: Cairoli treibt das Ducati MX-Projekt voran

Antonio Cairoli bei seinem Heimrennen in Arco di Trento.

Antonio Cairoli bei seinem Heimrennen in Arco di Trento.

Neun WM-Titel, jahrzehntelange Dominanz, eine internationale Fangemeinde – Antonio Cairoli zählt zu den größten Motocross-Fahrern aller Zeiten. Doch der Italiener hat sich nach dem Ende seiner aktiven Karriere keineswegs zurückgezogen. Stattdessen treibt er nun ein Projekt voran, das kaum jemand für möglich gehalten hätte: den Einstieg von Ducati in den Motocross-Weltmeisterschaftszirkus – mit der brandneuen Desmo450 MX.

Ein mutiger Neuanfang

Nach vielen erfolgreichen Jahren mit KTM wagte Antonio Cairoli einen radikalen Schritt. Er wechselte zu Ducati – in einer Phase, in der das Motocross-Projekt der Marke kaum mehr war als eine Idee auf Papier. Ein wichtiger Antrieb für diesen Wechsel: der lang gehegte Wunsch, einmal mit einer italienischen Marke im GP-Sport zusammenzuarbeiten.

Cairoli übernahm dabei nicht einfach die Rolle eines Markenbotschafters. Stattdessen ist er tief in die Entwicklung des neuen Bikes eingebunden. Er arbeitet an allen Bereichen mit – vom Fahrwerkslayout bis zur Motorcharakteristik.

Technik mit Charakter

Die Ducati Desmo450 MX unterscheidet sich deutlich vom etablierten 450er-Feld. Ihre Charakteristik erinnert in mancher Hinsicht an eine 350er: drehfreudig, agil, kompakt. Diese Eigenheiten bringt nicht nur einen neuen Fahrstil mit sich, sondern erfordern auch eine präzise Abstimmung von Chassis und Motor.

Die italienischen Ingenieure haben daher besonderen Wert auf ein extrem leichtes Rahmendesign gelegt, um das bauartbedingte Mehrgewicht im oberen Motorbereich zu kompensieren. Das Ergebnis ist ein Bike, das technisch anspruchsvoll, aber außergewöhnlich fahrbar ist.

Podiumsreif beim Debüt

Trotz des frühen Entwicklungsstands zeigte das Werksteam Aruba.it Ducati Factory MX in der laufenden MXGP-Saison bereits starke Leistungen. Jeremy Seewer konnte in Frankreich den ersten Podiumsplatz für Ducati einfahren – ein Achtungserfolg, der zeigt, wie ernst es die Italiener meinen. Lange Zeit war Seewer dabei noch mit einem nahezu serienbasierten Motor unterwegs – ein klares Statement zur Basisstärke des Bikes. Inzwischen kommt ein weiterentwickeltes Werksaggregat zum Einsatz, das vor allem in Sachen Startverhalten und Drehmoment Vorteile bringt.

Cairoli vor dem Comeback?

Ein ganz besonderes Highlight könnte sich schon bald ankündigen: Im Fahrerlager verdichten sich die Gerüchte, dass Antonio Cairoli am 22. Juni beim MXGP in Matterley Basin selbst noch einmal ans Startgatter rollen könnte – möglicherweise mit einer Wildcard. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus, doch die Spekulationen mehren sich. Ein solcher Auftritt wäre nicht nur eine emotionale Rückkehr eines Champions, sondern auch ein starkes Marketing-Signal für Ducati und ihr neues Engagement im Offroadsport.

Mehr als nur ein Projekt

Cairoli ist längst mehr als ein Testfahrer. Er ist Sprachrohr, Entwickler, Stratege – und für viele Ducati-Fans das Gesicht des neuen Motocross-Kapitels. Auch wenn noch nicht alles perfekt läuft und das Werksteam sich weiterhin in der Lernphase befindet, hat sich die Desmo450 MX in kürzester Zeit vom Konzept zur ernsthaften Wettbewerbsmaschine entwickelt. Podiumsplätze sind schon Realität, Rennsiege in Reichweite.

Ducati hat mit Cairoli nicht nur einen der erfolgreichsten Fahrer der Geschichte gewonnen, sondern auch einen Entwickler mit Vision – und ein neues Kapitel im Motocross aufgeschlagen, das spannender kaum sein könnte.