Verweigerte Ken Roczen einen Dopingtest?

Verweigerte Ken Roczen einen Dopingtest? / Foto: WSX

Die Saga um Ken Roczen geht in die nächste Runde, denn seit Tagen kursieren Gerüchte, dass er einen Doping-Test beim WSX-Lauf in Australien verweigerte. Sein Manager klärt nun in einem kuriosen Interview auf.

Doping im MX/SX ist für die meisten Fans eher unvorstellbar, doch in einem Sport, der laut verschiedenen Studien zu den 10 anstrengendsten Sportarten der Welt gehört und in dem es um Millionen-Gagen geht, ist Doping vermutlich doch ein Thema.

Sind Tests im MX überhaupt üblich?

Nicht umsonst gibt es regelmäßig Doping-Tests bei FIM-Veranstaltungen. Manch ein MXGP-Pilot wird gleich mehrfach im Jahr zur Urin-Probe gebeten. In der Regel werden die Fahrer direkt nach einem Rennen auf Schritt und Tritt vom Doping-Tester verfolgt, bis der heilige Tropfen im Becherchen landet. Sportler anderer Sportarten müssen gar permanent angeben, wo sie sich aufhalten, damit es zum spontanen Doping-Test kommen kann.

Doping ist nicht das erste Mal ein Thema

Zurück zum Stollensport. In der Vergangenheit gab es den ein oder anderen Doping-Fall, mit James Stewart wohl den bekanntesten. Bis vor wenigen Jahren wurde auch beim US Supercross getestet, da die FIM noch Involviert war. Es gab aber auch heftiges Missmanagement seitens der Anti-Doping-Behörde WADA, die zum Beispiel Broc Tickle die Karriere kostete.

So wurde Broc getestet und bekam ein paar Wochen später eine Mail, mit der eine Suspendierung erhielt. Kurios war hierbei, dass es zunächst keine Laufzeit der Suspendierung gab und er auch noch keine B-Probe abgeben konnte. Der schöne Broc berichtete in den Monaten darauf, dass eine vernünftige Kommunikation mit der WADA oder der FIM nicht möglich war. Es kostete ihm die Karriere, denn er flog nicht nur aus seinem KTM-Werksvertrag, sondern fand auch nie wieder zurück in die Erfolgsspur.

Roczen´s Manager erklärt die Situation

Nach den Gerüchten, dass Ken den Doping-Test in Australien verweigerte, klärte Ken’s Manager Steve Astephen nun im Interview mit RacerX auf. Astephen erzählt viel. Er erzählt davon, dass er die Rennen in Wales, Paris und Melbourne als „Show-Events“ sieht, da Ken nur Antrittsgeld und kein Preisgeld bekommt, und er somit nicht damit gerechnet hat, dass getestet wird.

Wie RacerX richtig schreibt sollte jedem bekannt sein, der an FIM-Events, wie die WSX, teilnimmt, auch getestet werden kann. Astephen bestätigt, dass Ken den Test nicht verweigerte: „Ken hat schließlich den Test gemacht, natürlich wollten wir [den Test machen], da wir keine zehnjährige Suspendierung hinnehmen werden“, so Astephen. Eine zehnjährige Suspendierung kann jeder Athlet bekommen, der den Test verweigert.

Warum sollte Ken Roczen einen Test verweigern?

Doch warum die ganze Aufregung? Wer kein Doping betreibt, hat auch nichts zu befürchten, oder? Nicht so ganz, wie der Fall von Broc Tickle zeigt. Doch nicht nur deshalb war Astephen außer sich und geriet in Rage, als man Ken in Melbourne testen wollte. 

Astephen beschreibt die Situation so, dass er sofort Kens Arzt Dr. Lamay konsultierte und zunächst ungehalten und laut gegenüber den WADA-Verantwortlichen wurde. Das hätten wohl auch andere Fahrer mitbekommen und so kam es zu diesem Gerücht.

Während Roczen selbst laut Astephen ruhig und entspannt blieb, war der Manager offensichtlich hektisch und beschrieb im Interview auch warum. Er erzählt von anderen Sportarten die er betreut, wo auf Test vorher hingewiesen wird. Er erzählte auch davon, dass bei den amerikanischen Rennen nicht getestet wird und nur das die ernsthaften Meisterschaften für Ken seien. Außerdem sagte er, dass die WSX mit nur 2 Rennen keinen richtige Meisterschaft sei.

Supplements, die nur in der Off-Season erlaubt sind?

Er erzählte also viel, aber nichts konkretes. Bis er plötzlich eine Pillenbox ohne Lable erwähnt: „Tatsächlich hatte ich die Pillenflasche in Australien, und ich habe es zugegeben. Ich habe ihnen (Den Testern, Anm. d.R.) die Flasche gezeigt! Es gibt nichts zu verbergen! Es gibt nichts Illegales! Könnte das ein Problem und ein Gerücht verursachen? Ja, natürlich!…“, beschrieb Astephen die Situation.

Doch was ist das für eine Pille, von der die Rede ist? Astephen erklärt: „Es gibt Leistungsergänzungsmittel, die man in der wettkampffreien Zeit verwendet. Alle Athleten, nicht nur Ken Roczen, die einen sehr stressigen Sport betreiben und nur zwei Monate im Jahr frei haben, belasten ihren Körper, ihre Nebennieren und ihren Cortisolspiegel sehr stark. Es gibt Ärzte, die sich in der Nebensaison um die Athleten kümmern und etwas tun, um ihren Körper wieder in den Normalzustand zu bringen. Es gibt vieles, was legal ist, aber wenn man es während des Wettkampfs nimmt, als leistungssteigernd angesehen werden könnte. Aber es ist in Ordnung, wenn man es außerhalb des Wettkampfs nimmt.“

Deshalb herrschte zumindest bei Steve Panik in Down Under. Dr. Lamay schickte per Mail alle Daten und Infos zum Supplement und die WADA-Verantwortlichen waren wohl fein damit: „Roczen hat den Anti-Doping-Test gemacht. Als Beweis dafür ist er immer noch FIM World Supercross Champion und wurde zum FIM Awards Bankett eingeladen, um zu feiern“, so Astephen.

Viel Aufregung um nichts? Wir hoffen es, jedoch hat die WADA in der Vergangenheit oft genug gezeigt, wie sie vorgeht und die Vergangenheit zeigt, dass es oft nicht einfach ist durchzublicken, was man nehmen darf und was nicht. Dabei kann schon ein einfaches, handelsübliches Nahrungsergänzugsmittel zum Problem werden.