Tropensturm „Debby“ macht Platz für ein Drama in Unadilla
Kurz bevor das Rennwochenende in Unadilla vom Tropensturm „Debby“ wegzuschwimmen schien, schloss sich die Wetterschleuse und bot hervorragende Bedingungen mit „Werksboden“, wie man im deutschsprachigen Raum gerne sagt. Unadilla, die naturbelassenste Strecke im US-Motocross-Kalender, brachte uns wieder ein Rennwochenende voller Spannung und Überraschungen.
Hunter Lawrence zu Smooth für Sexton
Wer hier etwas genauer hinschaute, konnte in der 450er-Klasse ein wahres Kunstwerk des Motocross-Fahrens erkennen. Hunter Lawrence überzeugte nämlich im ersten Lauf in ordentlicher Stefan-Everts-Manier. Vielleicht nicht unbedingt aus Betrachtung des Fahrstils, aber die Smoothness, die Lawrence hinlegte, mag den einen oder anderen an die Legende Everts erinnert haben. Seine Linienwahl war überragend, was selbst Kommentator James Stewart ins Schwärmen brachte. Gepaart mit der Coolness gegenüber den Überholversuchen von Chase Sexton, der sich regelrecht die Zähne an Lawrence ausbiss, war der erste Laufsieg verdient gewonnen.
Sexton konnte zwar Druck machen, unterlag aber an bestimmten Streckenabschnitten der genialen Linienwahl von Lawrence. Die beiden Rückkehrer Roczen und Webb waren leider nicht in der Lage, um das Podium zu fahren, was aber sicherlich an der längeren Off-Time vom Racing lag. Roczen beendete sein erstes Motocross-Rennen der Saison auf Platz 7 und Webb auf Platz 8. Henry Jacobi, der in seiner Qualifying-Gruppe B die schnellste Zeit hinlegte, beendete den ersten Lauf überzeugend auf Platz 17.
Unadilla bestraft Chance Hymas
In der 250er-Klasse konnte Chance Hymas bereits im Qualifying mit der schnellsten Zeit überzeugen. Auch im Rennen schien Hymas die Kontrolle über die Konkurrenz zu behalten und war in der Lage, sein eigenes Rennen zu fahren. Unadilla war aber in der Vergangenheit schon immer ungnädig und bestrafte mit Härte jeden kleinen Fahrfehler. So zog die Strecke auch Hymas in ihren Bann und verhinderte einen weiteren Laufsieg. Profitieren konnten dadurch Deegan und Kitchen. Während des Kampfes um die Spitze hatten beide Fahrer ihre Momente auf der Strecke, wodurch ihnen die stark ausgefahrene Strecke beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.
Deegan konnte sich aber kurz vor Ende des Rennens gegen Kitchen durchsetzen und gewann Moto 1. Max Anstie hoffte, dass sich die Strecke durch den Regen europäischer anfühlen würde, doch sie verwandelte sich letztendlich in einen knallharten US-Motocross-Track. Den dritten Platz nahm er dennoch dankend an. Auch Garrett Marchbanks überzeugte mit seinem Last-Minute-Comeback zu Pro Circuit Kawasaki und konnte sich schnell auf das neue Bike einschießen. Mitch Payton, der nun mit einem Trio in die Endphase der Motocross-Saison zieht, konnte mit allen drei Fahrern die Top 10 erreichen.
Harte Bedingungen im zweiten Rennen
Im zweiten Moto der 250er-Klasse war das Rennen von Crashes und Rückzügen geprägt. Hier kam wieder einmal die volle Härte des Unadilla Nationals zum Vorschein. Zunächst wurde Ty Masterpool nach einem guten Start ans Ende des Feldes zurückgeworfen. Chance Hymas trat nach seinem harten Crash im ersten Lauf den Weg ans Startgatter an, musste aber nach den ersten Runden mit Schmerzen sein Rennen aufgeben. Casey Cochran crashte ebenfalls sehr hart und musste vom Alpinestars Medical Cart abtransportiert werden. Auf den ersten Blick lässt sich bei ihm eine Verletzung des rechten Arms vermuten, was höchstwahrscheinlich das Ende der Saison bedeutet.
Weiter ging es mit der Führung von Levi Kitchen, der sich dieses Mal mit Jo Shimoda auf Platz 2 auseinandersetzen musste, bis auch dieser hart zu Boden ging und ebenfalls vom Medical Cart mit dem linken Arm in der Schlinge abtransportiert wurde. Es bleibt abzuwarten, ob somit auch die Saison für Shimoda gelaufen ist. Kitchen konnte seine Führung mit knapp 15 Sekunden entspannt nach Hause fahren und holte sich seinen Laufsieg, während Deegan es nicht mehr schaffte aufzuholen. Jalek Swoll landete mit seinem Top-5-Ergebnis auf dem Podium und bescherte Triumphs erstes AMA-Podium. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Herstellers.
Sexton dominiert und baut Führung weiter aus
Dieses Mal war es Chase Sexton, der unaufhaltsam von Start bis Ziel seine Runden abspulte. Von seinem Straucheln in Moto 1 war keine Spur mehr zu sehen, und somit gewann er souverän mit 15 Sekunden Vorsprung den zweiten Lauf und holte sich den Gesamtsieg. Anders als im ersten Lauf konnten die beiden Rückkehrer Webb und Roczen am Start zunächst besser abschneiden. Vor allem Webb überzeugte stark, bis er durch einen Crash eine Handvoll Positionen abgeben musste.
Dylan Ferrandis überzeugte wieder mit einem konstanten Wochenende und sicherte sich den dritten Platz im zweiten Lauf. Dabei forderte er Hunter Lawrence noch einmal harte Arbeit auf dem Weg zu Platz 2 ab. Roczen hingegen machte seinen sechsten Platz hinter Plessinger und Anderson klar. Henry Jacobi wurde im zweiten Lauf leider als DNF (Did Not Finish) gelistet, da sein Rennen bereits kurz nach dem Gatterfall beendet war.