SuperMotocross Playoffs: Wenn Spannung zur Rechenaufgabe wird

Seth Hammaker beim SuperMotocross Finale in Las Vegas

Seth Hammaker beim SuperMotocross Finale in Las Vegas. / Foto: Feld Entertainment

Kürzlich habe ich eine interessante Studie von Steve Matthes entdeckt und möchte diese hier aufbereiten. Drei Jahre nach der Einführung der SuperMotocross-Playoffs fällt die Bilanz ernüchternd aus: Das 1-fach, 2-fach, 3-fach-Punktesystem, das ursprünglich für Dramatik und Gleichstand bis zum letzten Rennen sorgen sollte, sorgt heute eher für Kopfschütteln – bei Fahrern, Teams und Fans gleichermaßen.

Was auf dem Papier wie ein cleveres Spannungskonzept klingt, entpuppt sich in der Praxis als riskantes Spiel mit der sportlichen Glaubwürdigkeit.

Spannung auf Knopfdruck – aber zu welchem Preis?

Das Ziel war klar: Mehr Action, mehr Unberechenbarkeit, mehr Show in der SuperMotocross Meisterschaft. Doch statt echter Spannung liefert das aktuelle Format eine künstliche Aufregung, die mehr nach Drehbuch wirkt als nach Motorsport.

In Zahlen bedeutet das: Das erste Playoff-Rennen zählt einfach, das zweite doppelt, das Finale sogar dreifach. Wer also im letzten Lauf patzt, verliert nicht nur ein Rennen – sondern gleich den gesamten Titelkampf.

Klingt dramatisch? Ist es auch. Aber es ist vor allem: unfair.

Denn die SuperMotocross Meisterschaft ist ohnehin unberechenbar genug – Stürze, Defekte oder ein schlechter Start gehören zum Sport. Doch dass ein mechanisches Problem in Runde drei plötzlich dreimal so hart bestraft wird wie in Runde eins, macht aus Glück und Pech einen entscheidenden Faktor.

Zahlen, die für sich sprechen

Eine Analyse der Jahre 2023 bis 2025 zeigt, wie stark das System die Realität verzerrt. Nur ein Titel hätte sich tatsächlich verändert – Hunter Lawrence wäre 2024 Champion geworden statt seines Bruders Jett. Doch die wahren Auswirkungen stecken im Detail:

  • Chase Sexton hätte unter einem einheitlichen Punktesystem fünf Positionen gutgemacht.
  • Dylan Ferrandis sogar sechs.
  • Ken Roczen hingegen profitierte besonders stark vom 3-fach-Finale – und hätte ohne das System rund 330.000 Dollar weniger verdient.

In der 250er-Klasse zeigt sich das gleiche Bild: Levi Kitchen wäre um sechs Plätze nach vorne gerückt, Hunter Lawrence um fünf. Der große Verlierer: Pierce Brown, der durch das 3-fach-System 126.000 Dollar mehr kassierte, als ihm sportlich zugestanden hätte.

Wenn der Taschenrechner wichtiger wird als das Gasgriffgefühl, läuft etwas schief.

Der Preis der künstlichen Spannung

Natürlich: Das System funktioniert auf dem Papier. Jedes Jahr bleibt der Titelkampf bis zum Schluss offen, jedes Finale ein Spektakel. Aber zu welchem Preis?

Die Multiplikatoren verschieben das Gleichgewicht – sie machen das erste Rennen fast bedeutungslos und lassen die reguläre Saison verblassen. Konstanz über Monate? Kaum noch relevant. Ein gutes Wochenende im Finale? Plötzlich allesentscheidend.

Das widerspricht dem Grundgedanken des Motorsports, bei dem Leistung über die gesamte Saison zählt – nicht nur am großen Show-Abend.

Ein Championship darf kein Glücksspiel sein

Motocross lebt von Emotionen, nicht von Excel-Tabellen. Von Leidenschaft, nicht von Logikformeln. Doch genau dorthin steuert die Serie. Ein Fahrer, der in den ersten beiden Runden konstant vorn ist, kann im letzten Lauf alles verlieren – durch einen platten Reifen oder eine Kollision, für die er nichts kann. Und das, weil das Reglement es so will.

Ein Titel sollte belohnen, wer über Wochen stark war. Nicht bestrafen, wer zur falschen Zeit Pech hat.

Zeit für echte Lösungen – nicht für Gimmicks

Das 1-fach, 2-fach, 3fach-System soll Spannung erzeugen, doch das schaffen die Fahrer längst selbst: durch knappe Zweikämpfe, riskante Überholmanöver und pure Willenskraft. Man braucht keine mathematische Dramatik, wenn man ehrliche Racing-Emotionen hat.

Wer Spannung will, könnte das Format anders gestalten: Ein Eliminationssystem, bei dem nach jeder Runde nur die Besten weiterkommen, wäre sportlich nachvollziehbar – und fair. Aber Punkte multiplizieren, nur um Spannung zu erzwingen? Das ist Show, kein Sport.

Zeit, den Reset-Knopf zu drücken!

Nach drei Jahren SMX-Playoffs steht fest: Das aktuelle System macht den Titelkampf bunter, aber nicht besser.
Es sorgt für Schlagzeilen, aber nicht für sportliche Klarheit. Es belohnt Glück, nicht Leistung.

SuperMotocross braucht kein „Rechentricksystem“, um spannend zu sein – dafür sorgen die Fahrer schon selbst.
Sie riskieren alles, Runde für Runde, Sprung für Sprung. Der Sport verdient ein Punktesystem, das das widerspiegelt: Gleiches Gewicht für jede Runde. Gleiche Chancen für jeden Fahrer. Gleiche Bedeutung für jede Leistung.

Denn am Ende zählt nicht, wer im Finale die meisten Punkte sammelt – sondern wer in der gesamten Saison am meisten Herz gezeigt hat.

Der Kalender der SMX-Saison 2026