SuperEnduro Gliwice: Ein Auftakt, der zeigt, warum dieser Sport fasziniert
Das SuperEnduro Podium der Prestige Klasse beim Auftakt in Polen. / Foto: Sport UP Agency
Die SuperEnduro-Weltmeisterschaft ist in Gliwice mit einer Veranstaltung gestartet, die eindrucksvoll vor Augen führte, warum dieser Sport Menschen aller Generationen in seinen Bann zieht. Atemlose Spannung, Fehler, Comebacks, unerwartete Geschichten – all das verdichtet in einer einzigen Nacht, in der Billy Bolt, Johnny Walker und Eddie Karlsson aus sehr unterschiedlichen Gründen im Mittelpunkt standen.
Billy Bolt – ein Champion, der den Ton vorgibt
Billy Bolt eröffnete die Saison nicht mit der Dominanz früherer Jahre, sondern mit einer Demonstration strategischer Reife. Die Strecke in Gliwice war anspruchsvoll, voller wechselnder Gripverhältnisse und tückischer Fallen. Aggressives Fahren war kaum möglich, und Bolt wusste das.
Er managte jede Situation mit Geduld, kontrollierte die Läufe, blieb nach einem schweren Fehler im zweiten Rennen fokussiert und sicherte sich am Ende dennoch souverän den Gesamtsieg. Der Abend zeigte weniger den Überflieger, den viele erwarten, dafür aber den gereiften Champion, der weiß, wann Risiko sinnvoll ist – und wann nicht.
Johnny Walker – klassischer Kämpfermodus und ein starkes Comeback
Johnny Walker hatte einen denkbar schwierigen Start in die Saison. Ein Patzer in der SuperPole bedeutete ungünstige Startplätze außen im Feld, die ihn im ersten Finalrennen sofort in den Verkehr drängten. Die Folge: Rang sieben und die Erkenntnis, dass 2025/2026 jede Kleinigkeit entscheidet.
Doch Walker blieb nicht im Tief stecken. Der Brite fand seine Aggressivität zurück, gewann den zweiten Lauf mit deutlicher Entschlossenheit und kämpfte sich im Finale trotz erneut ungünstiger Ausgangsposition auf den zweiten Gesamtrang. Sein Abend war geprägt von klassischer Walker-Mentalität: hart, kompromisslos, aber zugleich klug genug, die richtigen Momente zu nutzen.
Eddie Karlsson – ein elektrisches Podium und eine Geschichte, die den Sport ausmacht
Die emotionalste Geschichte des Abends schrieb Eddie Karlsson. Nicht nur wegen seiner fahrerischen Leistung, sondern wegen der außergewöhnlichen Situation hinter den Kulissen. Am Abend vor dem Rennen drohte er ausgerechnet an einem fehlenden – und nicht regelkonformen – Brustprotektor zu scheitern.
Erst ein junger polnischer Nachwuchsfahrer rettete die Situation mit einer bemerkenswert selbstlosen Geste: Er übergab Karlsson seine eigene Protektorenweste, damit der WM-Pilot überhaupt starten konnte.
Karlsson bedankte sich auf die bestmögliche Weise: mit einer konstant starken Leistung und dem ersten SuperEnduro-WM-Podium für ein Elektro-Motorrad. Die Stark VARG zeigte sich ausgereifter denn je, und Karlssons dritter Platz hat nicht nur sportliche, sondern auch symbolische Bedeutung für die Zukunft dieser Disziplin.
Ein Saisonauftakt, der Erwartungen formt
Der Abend in Gliwice machte deutlich, dass die Prestige-Klasse in diesem Jahr besonders eng ist. Bolt bleibt der Mann, den es zu schlagen gilt, doch Walker und eine ganze Reihe weiterer Fahrer sind in Schlagdistanz. Dazu kommt der historische Erfolg Karlssons, der dem elektrischen Fortschritt im Offroad-Sport neues Gewicht verleiht.
Die nächste Runde am 3. Januar in Riesa verspricht weiteres Drama – nicht nur sportlich, sondern auch emotional. Die Saison hat mit einem starken Signal begonnen: SuperEnduro lebt, entwickelt sich und bleibt eines der intensivsten Motorsportformate der Welt.
